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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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bisschen Cannabis zählt nicht. Und mir persönlich macht es nichts aus – ich meine, ich habe nichts gegen Sie. Außerdem würde es mir schwerfallen, Mademoiselle Whittaker zu terminieren, das gebe ich gerne zu. Unter meinen Leuten hätte sich wohl kein Freiwilliger gefunden.«
    Terminieren? Freiwillig?
    »Wenn wir jemanden terminieren, dann tut das ein Freiwilliger. Wenn sich mehrere melden, dann entscheidet das Los. Wenn sich keiner meldet, dann mache ich es selbst.«
    Ross dachte, das ist bizarr. Er schüttelte seine Benommenheit ab und fragte: »Sie bringen Leute mit Giftspritzen um, Reno, und verbrennen sie im Müllofen. Was gibt Ihnen eigentlich das Recht, über mich zu urteilen?«
    Renos Gesicht verzog sich zu einer spöttischen Grimasse. Er lächelte. Seine Zähne waren fast so gelb wie seine Haut. »Nun, ich sitze hinter diesem Tisch, und Sie sitzen gefesselt davor. So einfach ist das, Monsieur Ross. Und jetzt tun Sie mir den Gefallen und enttäuschen Sie mich nicht noch auf den letzten Metern unserer Bekanntschaft, indem Sie mir auf diese naive amerikanische Art kommen. Das ist unter Ihrem Niveau. Ich finde, Sie haben in der Tiefgarage einen guten Job gemacht und Ihren Aufenthalt bei uns mit Anstand hinter sich gebracht.«
    Ross kassierte steckte die Herablassung unbewegt. Reno stand auf. »In einer Stunde bringen wir Sie zum Flughafen. Denken Sie daran: Lassen Sie sich nie wieder in Frankreich blicken. Noch einmal werden Sie nicht so viel Glück haben.«
    Ross sagte: »Grüßen Sie Ihre Psychologin von mir. Sagen Sie ihr, es tut mir leid um ihre Schuhe.«
    Reno war auf dem Weg zur Tür. »Sie ist keine Psychologin. Sie wollte mich überreden, Sie hierzubehalten. Für ihre Experimente. Seien Sie froh, dass wir keine Zeit mehr dafür haben.«
    Für den Rückweg nahmen sie ihm die Fesseln ab. Trotzdem eskortierten sie ihn noch einmal zu zweit. Ross lief zwischen seinen Begleitern, als wären sie Freunde. Auf der Hälfte des Weges fiel ihm auf, dass sie in Gleichschritt verfallen waren.
    Jemand hatte seine Sachen in die Zelle gebracht. Sein Anzug lag auf dem Bett, und seine Schuhe und seine alte Tasche standen davor. Ross suchte und fand das Flugticket, seinen Pass und seine Uhr. Sie war stehengeblieben, und er schüttelte sie, bis sich der Sekundenzeiger wieder bewegte. Das Geld, das er eingesteckt hatte, war verschwunden. In seiner Brieftasche entdeckte er noch ein paar Dollar, und seine Kreditkarte war auch noch da.
    Er zog sich um, putzte sich die Zähne und setzte sich auf den Rand des Bettes. Bald würde er wieder frei sein. Warum auf einmal diese Eile? Wie lange war er schon eingesperrt? Wie nahe war er dem Tod gewesen? Was von dem, was Reno mir erzählt hat, dachte Ross, ist wahr, und was ist angeberisches Geschwätz, Bluff und Angstmache? Das Mädchen hatte er jedenfalls nicht einschüchtern können. Oder nicht genug.
    Der Gedanke an das Mädchen löste gemischte Gefühle in ihm aus. Es ist ihr nichts passiert, es geht ihr gut, dachte Ross erleichtert, und er fragte sich, womit sie Reno wohl beeindruckt hatte. Hatte sie gepokert? Meine Familie weiß, dass ich in Frankreich bin, und wenn ich hier verschwinde, dann … Verrückt. Und riskant. Ob sie überhaupt ein Gefühl für Gefahr hat? Sie ist ihr ganzes Leben lang beschützt und bedient worden, dachte er, und jetzt lebt sie in der Gewissheit, dass ihr nichts zustoßen kann. Es ist ja auch immer jemand da, der etwas für sie tut – jemand, der ihr den Weg freischießt, der sie fährt, der die Rechnungen zahlt. Jemand, der für sie tanzt und der sie kunstvoll durchvögelt. Jemand, der ihre Einkaufstüten trägt, ihre Koffer packt und die benutzten Handtücher einsammelt.
    Ross’ Gerechtigkeitssinn meldete sich.
    Nein, sagte er sich, das ist jetzt nicht fair. Sie ist nicht einfach ein verwöhntes, reiches Mädchen. Sie stammt aus einem Land im Krieg. Sie hat Tote an ihrem Schulweg liegen sehen. Sie lebt mit der Möglichkeit, gekidnappt zu werden, seit sie ein Kind ist, und mit der Aussicht, dass niemand für sie zahlt. Sie weiß, was ihr geschehen kann. Sie ist nicht in Panik geraten, als sie angegriffen wurde, sondern hat systematisch und bedacht gekämpft. Sie hat nachher nicht geweint und gejammert. Sie hat sich von Reno nicht einschüchtern lassen.
    Ross’ Gedanken machten sich selbständig. Sie ist etwas Besonderes, dachte er. Ja. Sie ist klug. Sie hat Mut. Sie bezaubert jeden, der ihr nahe kommt. Sie hat Humor. Sie ist schön (doch, sie ist

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