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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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tut dir leid?«
    »Haben sie dich … ich meine … bist du?«
    Er lächelte. »Nicht wirklich. War nicht so schlimm. Ich war selbst schuld.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Das ist gut. Das freut mich. Aber trotzdem du siehst aus, als könntest du Urlaub brauchen.«
    »Ich fühle mich auch so.« Er sah sie an, wie sie ihn ansah. »Du siehst gut aus.« Das stimmte. Sie hatte schon früher eine gesunde Gesichtsfarbe gehabt, aber jetzt war sie auch noch deutlich gebräunt. Und sie hatte abgenommen. »Aber du bist dünner geworden.«
    Das gefiel ihr. Ihre Miene hellte sich auf. »Das Essen war eine einzige Schweinerei«, sagte sie, »manchmal habe ich vierundzwanzig Stunden nichts herunterbekommen.«
    »Warst du in der Sonne?«
    »Mir war so langweilig. Fernsehen war noch schlimmer als Essen. Und ich konnte auch nicht dauernd lesen. Von meinem Fenster aus habe ich diesen alten Sportplatz gesehen, alles rostig und überall Moos und Unkraut, aber die Vierhundertmeterbahn war noch brauchbar. Sie haben mir eine Sprengfessel um den Knöchel geschnallt, dann durfte ich laufen. Ich lief immer, wenn ich Langeweile hatte oder ungeduldig wurde. Zuletzt kam ich auf dreißig Runden, jeden Tag.«
    »Warte mal, warte mal. Ein Fenster? Du konntest lesen, laufen, fernsehen?«
    »Du nicht?«
    Ross schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht mal, wie lange wir eingesperrt waren.«
    »Elf Tage. Ich glaube, wir waren auf einer verlassenen Militärbasis, irgendwo auf dem Land.«
    Wir? »Hast du gewusst, wo ich war?«
    »Also ich dachte immer, du wärst in der Nähe. Wo warst du?«
    »Keine Ahnung. Was ist denn eine Sprengfessel?«
    »Eine Fußfessel, so ein dünner Schlauch, mit Sprengstoff gefüllt. Sie sagten, wenn ich mich mehr als zweihundert Meter vom Gebäude entferne oder das Ding abmachen will, dann explodiert es und reißt mir den Fuß weg.«
    Ross dachte, so etwas gibt es?
    Neben ihnen erschien eine Stewardess. Carmen sagte: »Champagner. Und Wodka-Bitter-Lemon. Kein Tonic.«
    Ross sagte: »Machen Sie den Wodka doppelt, Miss.«
    Carmen sah aus dem Fenster, und Ross beobachtete sie, bis die Drinks kamen. Er wandte seinen Blick auch nicht ab, als sie sich wieder zu ihm umdrehte.
    »Was ist?«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Nichts.«
    Sie sagte: »Das ist gut, darauf trinken wir.«
    Er hatte nichts im Magen und fühlte den Wodka im Kopf, noch bevor er sein Glas halb geleert hatte. Eine angenehme Leichtigkeit erfasste ihn. Geschafft. Jede Minute im Flugzeug entfernte ihn weiter von den Ereignissen der letzten Tage, und wenn er wollte, konnte er sie mit einem zweiten und dritten Wodka komfortabel bis zur Unwirklichkeit vernebeln. Neben ihm in Reichweite – er brauchte nicht einmal den Kopf zu wenden, um sicher zu sein, saß Carmen, um die er sich bis in seine Träume hinein gesorgt, und wegen der er sich Vorwürfe gemacht hatte. Sie war unversehrt, unerschüttert und unverändert so imposant, wie er sie vor zwei Wochen kennengelernt hatte. Ihr war nichts zugestoßen, was sie nicht als eine Art Abenteuer verbuchen würde – seit ich mit Ihnen unterwegs bin, Walter, geht richtig was ab in meinem Leben, – nichts, wofür er sich schuldig fühlen musste.
    Er leerte sein Glas. »Bist du nicht verhört worden?«
    »Nur am Anfang. Über mich wollten sie gar nicht so viel wissen. Und als ich sie davon überzeugt hatte, dass ich meinen Vater kaum kenne und dass ich seit Jahren nicht mehr länger in Kolumbien war, ging es nur noch um dich.«
    Ross fragte: »Hat Reno dir die Aufnahmen gezeigt?«
    »Reno? Welche Aufnahmen?«
    Also nicht. »Was hast du erzählt?«
    »Die Wahrheit.«
    Die Wahrheit?
    »In möglichst einfachen Worten. Wie du gesagt hast. So wie sie fragten, hielten sie dich für ziemlich gefährlich. Ich konnte es ihnen nicht ausreden. Dann ließen sie mich in Ruhe, und am vierten Tag kamen sie und sagten, ich könnte gehen, aber du müsstest bleiben. Ich wollte aber erst mit dir reden und sagte, ich würde nur gehen, wenn du einen Anwalt und jemanden von der Botschaft gesehen hättest. Sie ließen sich nicht darauf ein und meinten, dann müsste ich eben auch bleiben. Aber sie waren sehr höflich. Ich dachte mir, hey, ich bin in Frankreich, hier werden Frauen immer zuvorkommend behandelt, und ich fing an, sie mit Wünschen zu traktieren. Ich bekam Bücher, einen Fernseher, Mikrowellenmenüs statt Dosenfutter, und als ich meine Koffer hatte, habe ich meine Sportklamotten rausgesucht und bin gelaufen. Ein paarmal habe ich mit den Jungs

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