Neobooks - Erotische Frühlingsträume
geworden, niemand, der Erfahrung mit gewalttätigen Auseinandersetzungen hatte.
»Dein Finger blutet«, wiederholte Vanessa noch einmal. Dieses Mal klang es ehrlich besorgt.
»Nicht schlimm.« Kate winkte ab. »Es spielt keine Rolle.«
Aber Vanessa schüttelte den Kopf. »Hinsetzen«, befahl sie und zeigte auf das schwarze Lederbett.
Als Kate gehorchte, öffnete Vanessa die unterste Schublade ihres Nachtschränkchens, kniete sich davor und begann, umständlich darin herumzukramen.
Gegen ihren Willen betrachtete Kate, wie sich der Stoff des engen Kleides teilte und den Blick auf Vanessas halbnackten Rücken freigab. Bis hinunter zu einem dunkelroten Tanga, dessen obere Naht sichtbar wurde. Dezent betonte er die Blässe ihrer Haut. Wieder spürte Kate diesen scharfen Stich der Eifersucht. An dieser Frau schien alles sinnlich, erotisch, einfach perfekt zu sein.
Endlich fand Vanessa, was sie gesucht hatte. Triumphierend präsentierte sie mehrere breite Pflaster. Wortlos setzte sie sich neben Kate auf das Lederbett, ihre Schultern berührten sich dabei leicht.
»Zeig mir deinen Finger«, sagte sie.
Als Kate nicht reagierte, packte Vanessa sie am Handgelenk. Mit sanfter Gewalt zog sie Kates Hand zu sich. Dann senkte sie den Kopf ein wenig und berührte Kates Finger mit ihren Lippen. Vorsichtig, fast zärtlich.
Trotzdem brannte es ein wenig, als ihr Speichel die offene Wunde berührte. Aber es war ein angenehmer Schmerz, der sofort ein erotisierendes Kribbeln verursachte.
Ein Kribbeln, das jede logische Reaktion im Keim erstickte. Bevor Kate auch nur daran denken konnte, die Hand zurückzuziehen, breitete sich dieses Kribbeln weiter aus, als würden elektrische Wellen von Kates Finger durch ihren Arm gejagt.
»Richtig, schlimm ist es wirklich nicht«, erklärte Vanessa. »Aber es ist trotzdem besser, wenn es verbunden wird.«
Nach diesen Worten betrachtete sie die kleine Wunde, die mittlerweile zu bluten aufgehört hatte. Geschickt klebte sie eines der breiten Pflaster über den ganzen Finger.
»Danke«, murmelte Kate zögernd.
Sie unterdrückte den starken Impuls, Vanessa wieder zu berühren. Oder von ihr berührt zu werden. Wie vorhin. Es war lange her, dass sie jemand so fürsorglich versorgt hatte. Viel zu lange hatte sich keiner mehr um sie gekümmert. Stets war sie es, die die Rolle der Starken spielen musste. Diejenige, die alle anderen stützte, pflegte und gab, auch wenn sie seit langer Zeit nichts mehr geben konnte.
Kate seufzte leise.
Die Unwirklichkeit ihrer Situation wurde ihr wieder bewusst. Sie fühlte die Nähe der Frau, die sie eigentlich hassen sollte. Roch ihr herbes Parfum, das sie doch abstoßend finden sollte. Spürte Vanessas Präsenz, die ihr durch Mark und Bein drang. Und in diesem Potpourri von wirren Gefühlen und Gedanken meldete sich auf einmal die Vernunft zurück.
»Wirst du jetzt die Polizei verständigen?«, fragte Kate deshalb.
»Weshalb sollte ich das machen?«, lautete die knappe Gegenfrage.
»Na ja, die meisten normalen Menschen würden das wohl, wenn sie in ihrem Haus mit einem Messer bedroht würden.«
»Pah, normal«, erwiderte Vanessa nur. Doch es klang nicht verächtlich oder spöttisch. Nein, eher nachdenklich.
Kate drehte den Kopf ein wenig und beäugte Vanessa verstohlen von der Seite.
Zum ersten Mal bemerkte sie die winzigen Fältchen um ihre Augen. So nah, von der Seite betrachtet, war Vanessa zwar immer noch wunderschön, doch etwas war anders. Sie wirkte traurig, beinahe verbittert.
»Das heißt, ich kann problemlos wieder gehen?«, fragte Kate, machte allerdings keine Anstalten, sich zu erheben. Da waren noch zu viele Fragen, die in ihr brannten. Nein, sie würde nicht so einfach wieder gehen. Zuerst wollte sie wissen, was …
»Entspann dich«, unterbrach Vanessas Stimme ihre Gedanken.
Dann spürte Kate, wie schlanke Finger ihren Nacken berührten. Unendlich zärtlich strichen sie ihren Hals entlang, strichen über die hochsensiblen Stellen an den Kinnwinkeln. Augenblicklich stellten sich Kates Nackenhaare auf. Sie unterdrückte ein lustvolles Stöhnen, als Vanessa begann, ihre Nackenmuskeln zu massieren.
»Entspann dich«, sagte Vanessa noch einmal. »Du kannst jetzt ohnehin nicht mehr ändern, was geschehen ist.«
Kate schluckte hart. Eigentlich hätte sie diese Worte als pure Verhöhnung auffassen sollen. Aber der leicht melancholische Tonfall und die massierenden Finger bewirkten etwas anderes. Der Hass, die Wut und die brennende Eifersucht,
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