Neobooks - Erotische Frühlingsträume
schläfst.«
Geheimnis
Ruhig rollten die Räder des silbergrauen Mercedes Cabrio über den Asphalt.
Frank Madison verzog das Gesicht, als er den Highway verließ und auf die alte Landstraße abbog. Eine Straße, die nicht nur in die schäbigen Viertel Floridas führte, sondern auch zurück in eine Vergangenheit, die er gerne für immer zurückgelassen hätte.
Eigentlich hätte er nun langsamer werden sollen, aber er behielt die hohe Geschwindigkeit bei, die er bereits auf dem Highway gefahren war. Im selben Tempo, in dem er an Gebäuden, Bäumen und Menschen vorbeischoss, veränderte sich auch die Umgebung.
Mit nahezu jedem Kilometer wirkte sie ländlicher, armseliger. Die Häuser wurden niedriger, die Vorgärten kleiner und die Straßen ungepflegter. Im Zeitraffertempo schien der Glanz der Metropole zu verblassen.
Mehrere Schlaglöcher in der Fahrbahn veranlassten Frank schließlich doch dazu, auf die Bremsen zu treten. Fast im Schritttempo passierte er das alte Güterbahnhofsgelände mit den verrosteten Gleisen und den ausgeschlachteten Autowracks. Wie immer hatten sich dort mehrere Jugendbanden versammelt, um zu dealen, zu raufen oder nur die Zeit totzuschlagen. Aggression und wilder Trotz spiegelte sich in ihren Gesichtern, aber auch Hoffnungslosigkeit und tiefe Leere. Noch einmal verzog Frank das Gesicht. Ja, er hasste diese Gegend noch immer.
Trotzdem fuhr er diese Strecke jeden ersten Freitag im Monat, um Nick zu Kates Mutter zu bringen. Von Anfang an war es für ihn nie ein Thema gewesen, denn er wusste, dass sein Sohn die Zeit mit seiner Oma genoss. Außerdem kümmerte sie sich aufopfernd um ihren Enkel. Fast so, als könne sie dadurch die Fehler, die sie bei Kate gemacht hatte, wiedergutmachen.
»So, da wären wir!«
Mit einem singenden Geräusch verstummte der Motor des Sportwagens. Frank machte eine weit ausholende Geste und zeigte auf das verwahrloste Mehrparteienhaus, dessen Erdgeschosswohnung seiner Schwiegermutter gehörte.
Schon von außen konnte man den desaströsen Zustand des Gebäudes erkennen. Überall bröckelte der Verputz, das Dach schien irgendwie schief zu hängen, und überall blitzten die nackten Enden von Elektrokabeln hervor.
Wieder einmal fragte sich Frank, wie man in einer solchen Ruine leben konnte. Kate und er hatten ihr mehrmals vorgeschlagen, von hier wegzuziehen. Aber sie war stur geblieben, hatte jedes Angebot abgelehnt. Dabei hatte sie stets ein wenig verärgert, ja beinahe beleidigt gewirkt.
»So, da wären wir«, wiederholte Frank. »Alles aussteigen.«
»Du hast das Tier noch nicht erraten«, kam es hell vom Rücksitz. Frank grinste amüsiert.
Die ganze Fahrt über hatten sie ein Spiel gespielt, das Nick »Tiere raten« nannte. Dabei musste sich einer ein beliebiges Tier ausdenken, das der andere durch geschicktes Fragen möglichst schnell erraten sollte. Allerdings waren nur Fragen erlaubt, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnten. Seit Nick dieses Spiel in der Schule kennengelernt hatte, wollte er es immer und überall spielen. Mittlerweile hatte auch Frank Gefallen daran gefunden.
Trotzdem erklärte er, immer noch grinsend: »Wir machen nächstes Mal weiter. Oma wartet bestimmt schon auf dich.«
Sekundenlang herrschte Schweigen. Wahrscheinlich überlegte Nick, ob es sinnvoll war, zu verhandeln. Aber er entschied sich dagegen. »Okay!«, meinte er nur.
Frank hörte, wie die Schnalle des Kindersitzes geöffnet wurde.
Dann kletterte Nick über die geschlossene Fahrertür aus dem Auto. So wie immer, wenn Kate nicht dabei war. Ein kleiner Stein, der sich im Profil seiner Schuhe verfangen hatte, zerkratzte den Lack des exklusiven Autos. Doch Frank verzog keine Miene. Er hatte sich vor vielen Jahren vorgenommen, sich niemals wegen so etwas Belanglosem wie einem Auto aufzuregen.
Überhaupt hätte er diesen deutschen Luxuswagen nie gekauft, wenn seine Frau nicht so vehement darauf bestanden hätte. In seiner Position würde es unseriös wirken, wenn man in einem verrosteten Ford zu wichtigen Terminen erschiene, hatte sie gemeint.
Vor dem silbergrauen Mercedes drehte sich Nick noch einmal um.
Über den Rand der Fahrertür sah er seinen Vater mit großen Augen an. Er wippte ein paar Mal auf den Fußballen, ehe er sich auf die Zehenspitzen stellte und seine Arme um Franks Nacken schlang. Impulsiv drückte Nick ihm einen Kuss auf die Wange.
»Papa, du bist der Beste!«, rief er. »Ich liebe dich!«
Noch bevor Frank etwas antworten konnte, lief Nick
Weitere Kostenlose Bücher