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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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führte, fragte ihn niemand, wohin er wollte und was er in der Burg zu suchen hatte. Er stand sozusagen vor der Tür des Königs, aber niemand scherte sich um ihn. Dabei sah er gewiss nicht wie ein hoher Herr aus. Seine Kleidung war staubig von der achtzehntägigen Reise und verriet nichts über seinen gesellschaftlichen Stand. Nicht, dass Agnus darauf Wert gelegt hätte. Ganz im Gegenteil, es war ihm sogar angenehmer, wenn niemand wusste, wer er war.
    Er wechselte lieber ein offenes Wort mit einfachen Menschen, als mit hohen Herren höfliche Heucheleien auszutauschen.

    Den Trog stellte er neben dem Brunnen ab, löste den Haken von der Brunnenkette und ließ den Eimer in die Tiefe fallen. Im Wildmoortal waren die Brunnen flach, aber hier? Er wartete.
    Als der Eimer auf dem Wasser aufschlug, konnte Agnus ihn kaum noch sehen. Mühsam kurbelte er ihn wieder hoch, packte die schaukelnde Kette und hievte den Eimer über den Rand, wo er erst mal für sein Pferd sorgte, ehe er selbst durstig trank.
    »Gibt es da, wo du herkommst, kein Bier?«
    Agnus verschluckte sich beinahe vor Schreck, als er die Stimme hinter sich hörte. Er setzte seine grimmigste Miene auf.
    »Bei mir zu Hause werden Gäste am Tor empfangen und müssen sich nicht ihr Wasser mit den Pferden teilen«, knurrte er und drehte sich langsam um. Etwas verwirrt durch die vornehme Kleidung, die sein Gegenüber trug, deutete er eine Verbeugung an.
    Der andere lachte und streckte Agnus die Hand entgegen.
    »Walter Vogelsang«, sagte er, besah sein Gewand und fügte hinzu, »ich soll heute noch vor der Gesellschaft des Königs spielen und habe mich ein wenig fein gemacht.« Jetzt erst bemerkte Agnus die Laute, die über der Schulter des anderen hing, und ein Lächeln erhellte seine Miene.
    »Agnus aus dem Wildmoortal«, stellte er sich vor. »Gegen ein Bier hätte ich nichts einzuwenden, wenn du mir sagst, wo ich eins bekommen kann.« Er klopfte seiner Stute leicht den Hals. »Aber erst muss mein Pferd hier aus der Sonne. Über etwas Heu würde es sich auch freuen.«
    »Liegt alles auf unserem Weg. Folge mir«, erwiderte Walter Vogelsang. Sie verließen den inneren Bereich durch ein kleines Tor auf der gegenüberliegenden Seite und bogen nach links ab auf einen schmalen Weg, zwischen der Außen- und der Innenmauer
    Zuerst ging es steil bergab. Dann öffnete sich der Weg zu einem leicht abfallenden Platz, um den mehrere ineinandergeschachtelte Häuser standen.
    Walter Vogelsang verschwand durch eine der Türen. Etwas unschlüssig blieb Agnus stehen, da tauchte der Musikant wieder auf und winkte ihn zu sich.
    »Komm nur mit«, rief er.
    »Aber …«
    »Da ist noch ein Platz für dein Pferd.«
    Hinter der Tür befand sich ein enger, gepflasterter Gang, der rechts und links von Häusern begrenzt wurde. Dahinter lag ein winziger Garten, rechterhand ein kleiner Stall. Zwei Ziegen und ein Pferd standen darin.
    »Wem gehört denn dieser kleine Bauernhof?«, fragte Agnus belustigt.
    »Meiner Mutter«, antwortete Vogelsang. »Das Pferd gehört mir«, fügte er eitel hinzu.

    »Ich danke dir und deiner Mutter im Namen meines Pferdes für eure Gastfreundschaft«, sagte Agnus, als sich Lisia genüsslich über das Heu hermachte. Sie war deutlich größer und kräftiger als Walter Vogelsangs Schimmel. Lisia schnaubte zufrieden, als Agnus ihr zum Abschied zärtlich auf das Hinterteil klopfte.
    »Und jetzt zu deinem Bier«, sagte Walter Vogelsang gut gelaunt.
    Sie traten auf den kleinen Platz. Agnus blinzelte in die Sonne.
    »Wohnst du da? Bei deiner Mutter?«, fragte er und versuchte zu erraten, wie alt der Barde sein konnte. Er war nicht besonders groß und knabenhaft um die Brust, andererseits hatte er eine Stimme, die ihn reifer wirken ließ.
    »Eine Kammer bei ihr habe ich noch«, erwiderte Vogelsang leichthin. »Die Gesellschaften, die der König veranstaltet, häufen sich nicht gerade, und die guten Zeiten, in denen ein Barde immer sein Auskommen bei Hofe hatte, sind leider vorbei.« Er kicherte leise und fügte dann flüsternd hinzu: »Dabei sollte sich der König lieber ein bisschen mehr Spaß gönnen und nach einer neuen Frau Ausschau halten, statt immer nur im stillen Kämmerlein zu brüten und mit diesem schauderhaften Grießgram seine Zeit zu verschwenden.«
    Ganz schön waghalsig, der junge Walter, dachte Agnus. Einfach mit einem Wildfremden über den König und seine Berater zu lästern konnte leicht ins Auge gehen, vor allem, weil der König nicht gerade als

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