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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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offenherziger Mensch bekannt war.
    Ob der König wieder heiratete oder nicht, war Agnus an sich herzlich egal. Seiner Meinung nach wäre es ohnehin besser gewesen, er hätte es überhaupt nie getan.
    König Leonidas war der Sohn einer adligen Familie aus dem Nachbarland Mendeor, der das Glück hatte, Eleonore, die einzige Tochter des letzten Königs – Willibald IV. – zu heiraten.
    Der alte König starb bald nach der Hochzeit, und Eleonore, die den Thron nach ihm bestieg, schon kurz darauf zusammen mit ihrem Kind im Kindbett. Daraufhin wurde Leonidas gekrönt. Böse Zungen behaupteten, dass er ohnehin nur das Königreich gewollt habe, nicht die hässliche Eleonore.
    »Du bist schweigsam, Fremder«, riss ihn Walter aus seinen Gedanken. »Was führt dich in diese trockene Gegend? Haben dich die Mücken aus den Sümpfen vertrieben?«
    »Wenn die Mücken meine Sorge wären, dann wäre ich zu Hause geblieben. Da ist die Luft nicht so staubig, und es ist auch bei weitem nicht so hektisch wie in diesem Bienenstock«, knurrte Agnus zurück.
    »Schon gut, schon gut. Ich merke, du magst unsere Burg nicht. Aber das Burgleben hat auch seine guten Seiten. Seit Tagen wimmelt es von vornehmen Gästen. Und dieses Fest ist nach über einem halben Jahr mein erster ernstzunehmender Auftritt.« Walter verneigte sich gekonnt. »Komm, wir gehen zum Mauerwirt, da ist es jetzt schön ruhig, und wir stehen nicht im Weg herum. Außerdem«, er schubste Agnus mit dem Ellbogen freundschaftlich in die Rippen, »muss ich mir unbedingt noch etwas Mut antrinken.« Er lachte vergnügt.
    Agnus begann den Barden zu mögen.
    Sie bogen in eine schmale Gasse ein. Sie war so schmal, dass Agnus fürchtete, mit seinen breiten Schultern zwischen den Mauern stecken zu bleiben. Am Ende des Ganges klopfte Walter mit der Faust gegen eine winzige Tür, die in das Mauerwerk eingelassen war. »Mach auf, Beinhart, du hast Kundschaft!«, rief er, und seine volle Stimme hallte zwischen den Wänden wider. Sie hörten, wie jemand zur Tür schlurfte. Dann knarrte ein Schlüssel im Schloss. Ein riesiger Kopf schob sich durch die Türöffnung.
    »Geh nach Hause, Walter, du weißt, ich öffne nicht vor dem letzten Schlag der Abendglocke«, brummte der bärtige, zerzauste Schädel. Walter zog Agnus am Ärmel aus dem dunklen Gang und schob ihn vor den Hünen.
    »Ich habe einen Gast mitgebracht. Dieser Mann ist weit geritten und hat mächtigen Durst«, erklärte er. »Außerdem«, ein schalkhaftes Grinsen zog über sein Gesicht, »ist er entsetzt über die Gastfreundschaft auf unserer schönen Burg. Stell dir vor, so etwas spricht sich herum. Wie stehen wir dann da?«
    »Hör doch auf zu quatschen, Walter. Dann kommt rein.« Damit öffnete der Bärtige die Tür und trat zur Seite. Agnus musste sich bücken.
    »Hab Dank, Beinhart«, sagte Walter förmlich.
    »Schluss jetzt mit deinem höfischen Getue«, brummte dieser. »Du hast Glück, dass die Jagdgesellschaft noch nicht zurück ist und ich in der Metzgerei nichts zu tun habe.« Er streckte Agnus eine riesige Pranke entgegen. »Hartmut.« Mit einem hämischen Seitenblick auf Walter fügte er hinzu: »Nur Walter nennt mich Beinhart, weil er, im Gegensatz zu mir, nichts verträgt und schon bei dem Geruch von Bier besoffen unter dem Tisch liegt.«
    »Ich bin Agnus aus dem Wildmoortal«, stellte sich Agnus vor. Beinhart oder Hartmut war ein Bär von einem Mann. Agnus war zwar nicht kleiner als der andere, aber neben Hartmut kam er sich richtig schmächtig vor.

    »So, genug der Förmlichkeiten fürs Erste. Bring uns mal ein paar Krüge Bier, dann können wir weiterreden.« Walter packte Agnus am Ärmel und steuerte mit ihm Richtung Theke, wo er sich gleich auf einen Hocker schwang. Rechts neben der Theke gab ein kleines Fenster den Blick in einen Innenhof frei. Auf der anderen Seite des kleinen Raumes gab es zwei Öffnungen in der Mauer, nicht größer als Schießscharten.
    »Dies war früher einmal eine Waffenkammer und ist nun die beliebteste Kneipe in der Burg«, erklärte Walter. »Die einzige Kneipe in der Burg. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Tore verschlossen, und wer dann nicht drin ist, kommt bis zum nächsten Morgen auch nicht mehr hier hinein.«
    »Dafür kann tagsüber jeder bis vor das Schlafgemach des Königs schlendern, ohne ein einziges Mal nach seinem Anliegen befragt zu werden«, erwiderte Agnus.
    »Das ist nur heute so«, versicherte Walter. »Normalerweise stehen an jedem der drei Haupttore die Wachen

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