Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
mehr mit ihr. Es gab kein Durchkommen, Pal’dor war abgeschottet. Erschöpft wie nach einer weiten Reise mit drückend schwerer Last, ließ sie sich am Ufer nieder. Der Rat hatte noch nicht zu Ende getagt, aber die Anzahl der Mitglieder war geringer geworden. Rond’taro war wenige Tage nach Leron’das mit zwölf gut ausgerüsteten und unerschrockenen Elbinnen und Elben in die Quellenberge aufgebrochen. Fire’nol und Dari’de aus Frig’dal, Mendu’nor aus Munt’tar, Eben’mar und Gildo’re aus Mar’lea und Lac’ter sowie Verde’sin aus Descher’latar hatten ihn, zusammen mit sechs Tapferen aus Pal’dor, begleitet.
Immer wieder tauchte vor Ala’nas geistigem Auge das Bild auf, wie sie durch das Tor des Abendsterns ritten. Es war das einzige Tor, das sie zu der Zeit noch gefahrlos benutzen konnten. Fast unmittelbar, nachdem Leron’das die Stadt verlassen hatte, war das Tor der Morgenröte gefallen. Zwischen ihm und dem Tor der Dämmerung herrschte so reges Treiben, dass ein Verlassen der Stadt durch das Sonnentor undenkbar wurde. In der Nacht wurden die Bewegungen der Menschen zwar weniger, aber der Zauberer schlief nie.
Ab und an hatte sie das Gefühl, ihn nicht zu spüren, und für diese wenigen Stunden klärte sich der See unter der Oberfläche. Ala’na fühlte sich schrecklich hilflos. Ihre größte Sorge galt Rond’taro und seiner Truppe. Zwei ihrer Kinder, Alrand’do und Rina’la, waren mit ihm geritten. Fari’jaros Eltern, Janta’ro und Mitril’le, hatten sich auch zu dem Ritt entschieden, um gegen den Schrecken zu kämpfen, der sie ihres einzigen Kindes beraubt hatte. Iri’te hatte als Letzte des Zuges hinter Lilli’de die Stadt verlassen.
Tieftraurig wünschte sich Ala’na, sie wäre mit ihnen geritten.
Über Latar’ria wollte sie in die Halle der Erkenntnis eindringen, um ihnen zu helfen, aber da Latar’ria sie nicht mehr einließ, war sie zur Tatenlosigkeit verdammt, und es gab keinen Weg, auf dem sie eine Botschaft von ihnen erhalten konnte.
Ala’na lehnte sich an einen Baum und beobachtete das Spiel der Wellen in dem trüben Tümpel. Sie versuchte, ihren Kopf frei zu machen von den düsteren Gedanken und sie auf etwas zu lenken, das ihr Mut und Hoffnung gab.
Auch wenn sie sehr um Leron’das gefürchtet hatte und es immer noch tat, so war er, oder vielmehr seine Nachricht, in den letzten düsteren Tagen der einzige Grund zur Freude gewesen. Jar’janas Kind hatte überlebt und befand sich in der sicheren Obhut einer Norne. Ala’na spürte ihr Herz heftig in der Brust schlagen. Wenn Leron’das sich nicht täuschte und er wirklich Nate’re begegnet war, dann war dies zweifellos die beste Nachricht in diesen düsteren Tagen. Die Nornen hatten sich entschieden, an dem Schicksal der Welt teilzuhaben. Und auch wenn sie dies in menschlicher Gestalt taten, so war doch Lume’tai bei Nate’re in ihrer fürsorglichen Obhut. Nate’re, deren weltlicher Name Phine war.
Ala’na erinnerte sich, dass sie bei den Versuchen, eine Prophezeiung für dieses Kind abzugeben, immer wieder auf Zeichen der Nornen gestoßen war. Eine, der die Nornen hold sind, eine, unter dem Stern des Göttlichen. Obhut und Geleit, Liebe und Fürsorge … Es war in gewissem Sinne eine beängstigende Vorhersage gewesen. Denn die, welche von ewigen Mächten zu sehr geliebt werden, weilen nicht lange auf der Erde. Dass Jar’jana und ihr Kind im Wald verschwunden waren, entsprach Ala’nas schlimmsten Befürchtungen.
Die Rettung des einzigen Elbenkindes durch Nate’re persönlich war eine unerwartete Wendung des Schicksals.
Dennoch: Die Schlinge um Pal’dor hatte sich unerwartet schnell zugezogen. Nach all den Jahren des Friedens und der Ruhe konnte wirklich niemand damit rechnen, dass innerhalb nur weniger Tage Pal’dor in den Ausnahmezustand versetzt werden konnte. Nicht einmal in der düstersten Zeit, als es überall im Land von Zauberern nur so wimmelte, war es jemals zu einer ähnlich bedrohlichen Situation gekommen. Was für Kräfte beflügelten diesen Zauberer? Seine Gnome waren groß und angriffslustig, sie fürchteten nicht das Licht, und sie verfügten über eine Tarnung, die sie nahezu unkenntlich machte.
Doch immerhin hatte der Zauberer die Tore bisher nicht gefunden. Er stand davor, aber er sah sie nicht. Dennoch war er der Erste gewesen, der die Halle der Erkenntnis entschleiert hatte.
Ala’na lächelte grimmig. Pal’dor war und blieb verborgen, aber damit auch alle, die noch darin
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