Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
wenn du ihm mit diesem unschuldigen Bubengesicht gegenüberstehst. Und er wird uns helfen. Bis Leron’das einen passenden König gefunden hat, werden wir ein Heer aufstellen.« Leron’das lachte über Walters Worte, aber Philip sah immer noch betrübt aus.
»Ich finde, das ist eine gute Entscheidung, und wenn du erst mal gründlich darüber nachgedacht hast, wirst auch du das einsehen.«
Der Elbe klopfte Philip aufmunternd auf die Schulter. »Ein Stück weit werden wir jedoch noch gemeinsam gehen, ehe sich unsere Wege trennen.«
18. Krähen
L eron’das ging voraus. Philip und Walter folgten ihm auf einem Pfad, der keiner war. Am Anfang gab Walter noch hin und wieder Laute von sich, die seine Zweifel an der Richtigkeit des Weges kundtaten, doch als er merkte, dass der Elbe sich auskannte, so gut, als wäre er auf diesem sonnengefleckten Stück Land aufgewachsen, löste sich seine Anspannung. Nach und nach begann er kleine Geschichten zu erzählen und Lieder zu singen. Wenn Philip sie kannte, stimmte er mit ein, aber mit Walters musischem Schatz konnte er nicht mithalten. Dadurch wurde die Reise immer fröhlicher. Streckenweise vergaß Philip sogar, warum er hier draußen war. Wenn es ihm dann wieder einfiel, warf er einen prüfenden Blick in alle Himmelsrichtungen, als wären ihm seine Verfolger immer noch dicht auf den Fersen. Er merkte, dass auch Walter dies hin und wieder tat, aber es schien dessen Natur zu widersprechen, länger als einen Augenblick in Sorgen zu verweilen.
Am Abend errichteten sie ein Lager unter drei rauschenden Espen, und Leron’das bereitete eine Mahlzeit aus den Kräutern, Gräsern und Wurzeln zu, die er im Laufe des Tages gesammelt hatte. Philip sah ihm zu und staunte, was die Natur am Wegrand für einen bereithielt, wenn man nur wusste, wonach man suchen musste.
»Noch zwei Nächte werden wir unser Lager teilen, ehe sich unsere Wege trennen«, erklärte Leron’das, als sie nach dem Essen um das kleiner werdende Feuer saßen. »Übermorgen stoßen wir im Laufe des Vormittags auf die Straße. Von dort aus findet ihr euren Weg alleine.«
Philip wurde angst und bange. Wie sollten sie nur ohne Leron’das zurechtkommen? Aber er sagte nichts, schließlich wollte er nicht jammern. Männer jammerten nicht. In einigen Wochen würde er ins Erwachsenenalter eintreten, also konnte er ruhig schon mal damit beginnen, auf eigenen Beinen zu stehen.
Kurz nach Sonnenaufgang brachen sie auf. Leron’das war ausgesprochen schweigsam. Er schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Philip fragte sich, ob er sich immer noch wegen Pal’dor grämte. Da Walter jedoch ohne Unterbrechung redete, fand er keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen.
Gegen Mittag überquerten sie einen Bach, aber der Elbe machte keinerlei Anstalten, eine Rast einzulegen.
»Wäre es vielleicht möglich, auf uns armes Menschenvolk Rücksicht zu nehmen und …«
»Sei still!«, zischte Leron’das.
Walter setzte schon zur Widerrede an, aber Leron’das legte beschwörend den Finger auf die Lippen. Der Barde verstummte, nicht ohne Philip einen fragenden Blick zuzuwerfen. Der zuckte mit den Schultern.
»Füllt eure Wasserschläuche. Schnell. Wühlt das Wasser nicht auf. Das ist kein Ort zum Verweilen«, flüsterte Leron’das. Er wartete ungeduldig und beobachtete dabei misstrauisch den murmelnden Bach.
Zügig setzten sie den Weg fort. Eine Weile bemühte sich Walter herauszufinden, warum der Elbe sich so seltsam benahm, doch als sie wenig später ein weiteres Rinnsal überquerten und Leron’das seinen Redeschwall erneut unterbrach, verschlechterte sich seine Stimmung zusehends. Da er aber nie lange Trübsal blies, unterhielt er den Nachmittag über nur Philip mit seinen Späßen und strafte den Elben durch Missachtung.
Leron’das schien das jedoch gar nicht zu merken. Immer wieder blieb er stehen, sah prüfend in den Himmel oder lauschte. Manchmal entschied er sich danach für einen anderen Weg.
Die Sonne versank im Westen. Sie stiegen auf einem schmalen Pfad einen Hügel hinab, als Leron’das stehen blieb. Walter, der sich gerade zu Philip umgedreht hatte, um ihm die Vorzüge eines über dem offenen Feuer gerösteten Kaninchens anzupreisen, stieß mit dem Elben zusammen und landete auf seinem Hinterteil. Leron’das lachte. Zum ersten Mal an diesem Tag.
»Dort werden wir unser Lager aufschlagen«, sagte er und deutete auf einen allein stehenden Baum am Rande eines schmalen Baches.
»Dort? Mitten auf dem Feld?«,
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