Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
kannte diese Geschichte nicht. Alles, was er von dem letzten mendeorischen Krieg wusste, war, dass danach die Hauptstadt Corona aufgegeben wurde, der Königssitz nach Waldoria und der Kirchensitz nach Eberus verlegt wurde.
»Zu den Elben soll er gebracht worden sein«, erklärte Walter knapp. Philip hob die Augenbrauen. Etwas zupfte an seinem Gedächtnis. Hatte nicht Theophil erzählt, dass sein Urgroßvater irgendwie in diese Sache verstrickt gewesen war?
»Genau«, bestätigte Leron’das. Walters Lächeln schmolz in seinem Gesicht zusammen wie Neuschnee in der Frühlingssonne.
»Wer bist du, Leron?«, fragte er. Eine Weile sahen sich die beiden Männer schweigend an, dann senkte Leron’das den Blick.
»Mein Name lautet Leron’das en Albara’n Plop. Ich bin ein Elbe.«
Walters Kinnlade klappte herunter, und er starrte Leron’das fassungslos an.
Philip kicherte, aber damit zog er Walters Aufmerksamkeit auf sich.
»Du hast es gewusst?!«, donnerte er. »Natürlich! Himmel Donnerwetter noch einmal. Das geht ja auf keine Kuhhaut.« Er rieb sich sein stoppelbärtiges Kinn.
»Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gleich gesagt habe …«, begann Leron’das, aber Walter winkte ab. Er erhob sich und stapfte zum Bach hinunter. »Und jetzt?«, fragte Philip.
Leron’das zuckte mit den Schultern.
Walter blieb nicht lange fort. Als er sich wieder an das Feuer setzte, war seine Miene ernst und sein Blick forschend.
»Du bist ganz sicher, dass einer von König Philmors Söhnen überlebt hat?«, fragte er.
Leron’das nickte.
»Es war vor meiner Geburt, da lebte Peredur, Philmors Sohn, in Pal’dor. Aber sein Weg führte ihn zurück zu seinesgleichen. Er verließ die Stadt im Wald und ging nach Corona, in die Heimatstadt seiner Väter.«
»Weiß man, was aus ihm geworden ist?«, fragte Walter weiter.
Leron’das wiegte seinen Kopf hin und her. »Teilweise«, antwortete er bedacht. »Er kam nie wieder in den Wald, aber wir wissen, dass er sich als Lehrer verdingte und eine Frau heiratete, mit der er mehrere Kinder hatte. Das Einzige, was er von seinen Jahren in Pal’dor behielt, war sein Name. Coronval. Es ist die elbische Übersetzung für Kronthal.«
»Nun, das ist schon jede Menge, damit sollte man seine Nachkommen ausfindig machen können«, meinte Philip.
»Ein rechtmäßiger Thronfolger allein wird gegen euren König und seine Armee nichts ausrichten können«, gab Leron’das zu bedenken.
Walter kraulte nachdenklich sein Kinn, dann sagte er: »Wenn man jedoch einige Grafen und Barone auf diese Möglichkeit aufmerksam machen könnte, würde dies möglicherweise hilfreich sein.«
»Was meinst du?«, fragte Leron’das.
Walters Augen leuchteten. Endlich hatte er ein aufmerksames Publikum.
»Ich habe einen Freund im Wildmoortal – es ist Agnus von Wildmoortal. Als er vor einigen Wochen in der Burg war, wollte er die Hilfe des Königs, um gegen die Gnome und den Zauberer, die sein Land verwüsten, vorzugehen. Er ist wirklich nicht gut auf den König zu sprechen. Gar nicht gut! Wenn er von dieser Geschichte hört … ich glaube, dass ihm das eine oder andere dazu einfallen würde. Lasst uns alle ins Wildmoortal gehen.«
»Das geht nicht«, sagte Philip matt. »Leron’das ist ein Elbe, und im Wildmoortal lebt ein Zauberer. Du hast gesehen, was diese Missgeburt im Haus mit ihm gemacht hat.«
»Wir brauchen Verbündete, und die brauchen einen König. Aber vor allen Dingen braucht ihr beide einen sicheren Ort, an dem ihr bleiben könnt. Dieser sichere Ort könnte im Wildmoortal sein. Allerdings hat Philip recht, es wäre kein sicherer Ort für mich, und meine Anwesenheit würde auch euch gefährden.« Leron’das machte eine Pause. Philip spürte, wie sein Herz schwer wurde, denn er wusste, was als Nächstes kommen würde. Er sprang auf.
»Nein Leron’das«, rief er, aber Leron’das nickte.
»Ich werde alleine nach Corona gehen, wie es ursprünglich mein Plan war. Jetzt, da ich weiß, dass ich dich nicht alleine ziehen lassen muss, fällt mir diese Entscheidung leichter.«
Er sah Philip in die Augen.
»Wir sehen uns wieder, das verspreche ich dir.«
»Aber ich …«
Philip ließ den Kopf hängen. »Ich will mich nicht in den Sümpfen verstecken, bis ans Ende meiner Tage.«
»Wer spricht von verstecken?«, mischte sich Walter ein. »Wir sprechen mit Agnus, er ist ein vernünftiger Mensch. Er wird mir glauben, wenn ich ihm erzähle, was wir erlebt haben, und dir wird er erst recht glauben,
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