Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
aufmerksam, wusste aber nicht, was er dazu sagen sollte.
»Dann stieg sie in den See. Es war, als würde sie sich darin auflösen, und doch blieb ihr Körper am Ufer zurück.« Er machte eine Pause, und sah Philip in die Augen. Philip fühlte sich genötigt, etwas zu erwidern, aber er wusste nicht was.
»Glaubst du, dass etwas Schlimmes geschehen ist?«, fragte er unsicher.
»Ich weiß es.« Leron’das seufzte. »Viele schlimme Dinge sind geschehen. Pal’dor ist von der Welt abgeriegelt. Rond’taro will die Gnome in den Quellenbergen bezwingen, und seine wichtigste Verbündete kann ihm nicht zur Seite stehen.«
»Hat der Zauberer das getan? Hat er die Tore gefunden?«
Leron’das flüsterte.
»Die Tore kennt er nicht, es sei denn, er findet heraus, wo das Buch ist, das dir und deinem Lehrer den Weg gewiesen hat. Wird er es finden können?«
Philip schüttelte den Kopf, erst langsam und nachdenklich, dann aber heftig und zuversichtlich. »Nein, das kann er nicht. Es liegt an einem sicheren Ort.«
Leron’das' Schultern entspannten sich und sackten nach vorne. Seine Augen hielt er geschlossen. Philip wünschte, ihm würde etwas einfallen, mit dem er den Elben wieder aufmuntern konnte.
»Wieso kann der Zauberer die Tore abriegeln, ohne sie zu finden?« Die Frage hörte sich in seinen Ohren unglaublich dumm an. Müde hob Leron’das die Augenlider.
»Es sind nicht die Tore, die er uns verschließt, es ist der Wald. Er kennt den ungefähren Standort zweier unserer Tore und jetzt baut er dort etwas, das Ähnlichkeit mit einem Spinnennetz hat, aber weniger gegenständlich ist.«
»Doch ihr vermögt es zu sehen?«
»Manche von uns können es sehen, viele von uns können es spüren, keiner ist ahnungslos. Trotzdem kann niemand es wagen, die Tore von Pal’dor zu benutzen. Es gibt uralte Überlieferungen, die von einer ähnlichen Belagerung sprechen. Aber nicht hier. Nicht in Ardea’lia.«
»Nicht hier?«, fragte Philip nach.
»Nicht hier«, bestätigte Leron’das. »In den alten Zeiten, bevor die Elben über die Eissee segelten, lebten unsere Vorfahren in einem Land, das Nordarea’lia hieß. Unheimliche Wesen und dunkle Gestalten bedrohten sie, und schließlich gaben die alten Elben widerwillig ihre Heimat auf, um dem Schatten zu entfliehen. Auf der Suche nach friedlicheren Ufern segelten sie über die Meere und fanden schließlich dieses Land. Viel über diese Zeit weiß ich leider nicht. Niemand, der damals lebte, lebt heute noch, und das meiste Wissen ging durch den Krieg vor tausend Jahren verloren. Nach dem Krieg glaubten viele der Älteren, dass der Schatten nun auch nach Ardea’lia kommen würde, und verließen das Land.«
»Aber was für ein Schatten war das?« Philips Gedanken begannen zu schwirren. Unzählige Fragen spukten in seinem Kopf umher. Er wollte mehr erfahren über das Leben der Elben hier und in diesem anderen Land. Er wollte Geschichten hören über ihre Stärken und ihre außergewöhnlichen Gaben, denn je mehr Leron’das ihm erzählte, umso geheimnisvoller und mystischer erschienen sie ihm.
»Nie habe ich selbst eine befriedigende Antwort auf diese Frage erhalten. Ich weiß nur, dass er in engem Zusammenhang mit der Macht der Zauberer steht. Langsam beginne ich jedoch zu begreifen, was es sein könnte. Beinahe habe ich das Gefühl, dass er mir folgt. Er schleicht mir nach und bemächtigt sich meiner Seele immer dann, wenn ich es am wenigsten erwarte.« Er schwieg, dann fügte er hinzu »Ich fürchte mich.«
In der Stille, die diesem Geständnis folgte, hörte Philip sein eigenes Herz schlagen. Sogar die beständig rauschenden Blätter der Silberpappel schienen verstummt zu sein.
»Auch ich fürchte mich«, sagte Philip schließlich. »Alles, was bisher mein Leben ausgemacht hatte, habe ich verloren. Die Mächtigsten dieses Landes trachten mir nach dem Leben, und ich weiß nicht, warum.« Er überlegte kurz und fuhr dann fort. »Sieh dir Walter an. Den ganzen Tag erheitert er uns mit seinen Späßen, aber auch er fürchtet sich. Uns allen folgt ein Schatten. Aber möglicherweise ist es nicht der gleiche Schatten, den deine Sippe fürchtet.«
Um Leron’das' Lippen spielte ein zaghaftes Lächeln.
»Du hast recht damit, nicht alles von seiner düstersten Seite zu betrachten. Es macht mir Hoffnung und gibt mir Kraft, und beides brauche ich auf meinem weiteren Weg. Ich werde deine Worte in meinem Herzen verwahren und sie an dunklen Orten für mich scheinen lassen.« Er blickte
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