Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Philip, dass sich von dort ein weiterer Reitertrupp näherte. Eine kalte Hand griff nach seinem Herz und drückte fest zu. Die zehn Reiter, die ihnen folgten, wirkten auf einmal wie eine lächerliche Meute Hunde, die sie in die Fänge der Jäger treiben sollte. An Erós' Maul bildete sich nun dicker gelbweißer Schaum. Wie lange konnte das Tier dieses Tempo noch durchhalten, ehe es tot unter ihm zusammenbrach. Auch Lu schäumte. Seine Ohren hatte er aufmerksam nach vorne gerichtet, seine Augen auf einem Punkt in der Ferne verankert, und auf den steuerte er unbeirrt zu. Der Reitertrupp von Norden teilte sich. Einige ritten nun westwärts, die anderen hielten direkt auf Philip und Walter zu. Jetzt noch einmal nach Süden auszuweichen schien die einzige Möglichkeit zur Flucht zu sein. Oder anhalten und aufgeben, bevor noch eines der Tiere zu Schaden kam. Ohnehin wurden die Pferde langsamer. Die vielen Nächte unterwegs hatten an ihren Kräften gezehrt. Philip wagte einen Blick zurück. Ihre Verfolger waren nicht näher an sie herangekommen. Im Gegenteil, sie schienen ihr Tempo sogar verlangsamt zu haben, um sich mit einem Teil der Reiter aus dem Norden zu treffen. Das war jedoch noch kein Grund zur Hoffnung, denn der andere Teil der Gruppe war dabei, ihnen den Weg abzuschneiden.
Noch ehe Philip wieder nach vorne sah, knickte Erós mit dem rechten Vorderbein ein. Es gab einen Ruck, Philip verlor das Gleichgewicht, kippte nach vorne und schlug im nächsten Augenblick mit dem Kopf auf dem Boden auf.
Sterne tanzten vor seinen Augen, und am Rande seines Gesichtsfelds verschwamm die Landschaft in grauen Nebeln. Er sah Walters Gesicht, das sich über ihn beugte, aber er verstand seine Worte nicht mehr. Flieh, wollte er ihm noch sagen, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht. Dann hüllten ihn die Nebel ein, und es wurde dunkel.
***
Agnus setzte all seine Selbstbeherrschung ein, um seine Hände ruhig zu halten und die Lippen nicht zu fest zusammenzupressen. Ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend beschleunigte seinen Herzschlag, und er schwitzte, während er langsam die Rolle ausbreitete. Was mochte dieser König jetzt noch von ihm wollen? Er hielt das Pergament oben und unten fest und sah auf die geübten Schriftzeichen eines königlichen Schreibers. Wild tanzten die Buchstaben vor seinen Augen. Erst nach und nach begriff er den Inhalt der Nachricht. Sein Herzschlag beruhigte sich, als er die Worte ein zweites Mal las.
Er ließ das Pergament sinken, und es rollte sich wieder zusammen.
»Sag dem König, dass ich ihm für sein Vertrauen danke und ihm berichten werde, wenn ich das gefunden habe, wonach er sucht.«
Der Bote sah ihn verständnislos an und stammelte dann. »Aber ich reite nicht zum König, Herr. Graf von Weiden schickt mich, er wollte sichergehen, dass er Euch am fünften Tag des Ährenmonds auf dem Erses Berg antreffen wird.«
Hilmar? Hilmar wollte ihn in vier Tagen treffen? Agnus rollte die Rolle noch einmal auf und überflog das Schreiben ein drittes Mal. Er spürte ein Lächeln in sich aufsteigen.
»Reite und sag deinem Herren, dass ich da sein werde.«
Der Bote verneigte sich und ritt davon. Agnus sah die Menschen an, die um ihn herumstanden, und gestattete sich endlich das Lächeln, das er so lange unterdrückt hatte.
»Ihr Leute von Helmstedt, unsere Gebete sind erhört worden. Bald werden wir Verstärkung bekommen.« Seine Augen strahlten, als er Daris ansah, der allerdings verstand nicht recht, was seinen Herrn so sehr erfreute und was ein Brief vom König mit dem Grafen von Weiden, den er, wie fast jeder wusste, für einen eingebildeten Gockel hielt, zu tun hatte. Agnus klopfte Daris freundschaftlich auf den Oberarm.
»Komm mit, ich werde es dir erklären.« Damit gingen die beiden nebeneinander über die taubenetzte Wiese davon.
»Hilmar von Weiden hat den König davon überzeugt, dass alle Soldaten aus dem Wildmoortal, der Säbelau und auch jene von der Hohenwarte hier bleiben und aufpassen, dass kein Übel – damit meint der König Elben – Richtung Waldoria vordringt.«
»Aber hier gibt es doch überhaupt keine Elben!«, sagte Daris verständnislos.
»Ja, aber das kann uns herzlich egal sein. Unsere Männer bleiben im Land, das ist die Hauptsache, und Übel haben wir hier genug.« Agnus sah Daris erwartungsvoll an, aber der antwortete nicht. »Verstehst du’s denn nicht! In dem Erlass des Königs steht nicht Elben , da steht Übel , und was ist unser Übel … na??? Wir sind doch
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