Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
irgendwo in ihrer Nähe anbinden mussten, hatte mehrere Vorteile. Zum einen konnten sie dort grasen, wo sie das beste Futter fanden, und in dieser Einöde erregten sie als frei laufende Tiere nicht so viel Aufmerksamkeit und lenkten neugierige Blicke nicht auf ihre schlafenden Herren.
Nachdem Walter und Philip einen Happen gegessen hatten, legte sich Philip in den Schatten des Busches unter Leron’das' Decke, während Walter seine Stellung oben am Rand der Böschung bezog.
Der Esel lief immer noch mit angelegten Ohren auf und ab und machte die Pferde nervös, so dass diese kaum fressen konnten. Außerdem war er nicht bereit, sich weiter als ein paar Schritte vom Lager zu entfernen, und das, obwohl er in den letzten Tagen immer so weit gegangen war, dass sie ihn kaum noch sehen konnten. Philip fand, obwohl er todmüde war, keinen Platz, mit dem sein erschöpfter Körper zufrieden war, und Walter blinzelte immer wieder gegen die Sonne an, denn sie verwehrte ihm die Sicht nach Osten.
Schließlich siegte doch die Müdigkeit, und Philip fiel in einen unruhigen Schlaf. Wirre Träume suchten ihn heim. Jemand rief in Panik seinen Namen einmal, zweimal … Dann war er plötzlich wach, weil die Decke über ihm weggerissen wurde und ihm die Sonne direkt in die Augen schien.
»Da kommt eine Horde Reiter von Osten«, zischte Walter atemlos. Schlagartig fiel alle Schläfrigkeit von Philip ab. Er sprang auf, raffte sein Zeug zusammen und rannte zu Erós. Ganz weit hinten am Horizont konnte er jetzt, da die Sonne etwas höher stand, eine Bewegung sehen, und am Himmel bot sich ihm ein Bild, das ihm in den letzten Tagen geläufig geworden war. Krähen! Mit einem Ruck zog er den Sattelgurt fest, so dass das Pferd unwillig schnaubte.
Lu wartete mit angelegten Ohren darauf, dass auch ihm sein Bündel aufgeladen wurde, und trabte, kaum dass dies geschehen war, los. Er lief allerdings nicht schnurstracks nach Westen, sondern hielt schräg nach Norden auf die Straße zu. Philip wollte ihm noch hinterherbrüllen, beschloss dann aber, dem Instinkt des Tieres zu trauen, das sie schon vor Stunden vor einer nahenden Gefahr zu warnen versucht hatte. Walter galoppierte bereits an ihm vorbei, und Philip saß immer noch nicht auf seinem Pferd. Erós tänzelte nervös und sprang seinen Gefährten nach, kaum dass Philip seinen Hintern im Sattel hatte. Er bekam den zweiten Steigbügel nicht zu fassen und krallte sich gerade noch rechtzeitig am Leder fest, um nicht runterzufallen. Erst nach einiger Zeit war er in der Lage, einen Blick zur Seite zu werfen. Deutlich zeichneten sich ihre Verfolger nun ab. Es waren etwa zehn Reiter, und sie kamen schnell näher. Die Krähen hatten sich mittlerweile wie eine Rauchwolke im Wind über den ganzen östlichen Himmel verteilt. Die ersten würden sie bestimmt bald einholen.
Das Gras flog unter den Hufen der Pferde, aber ihre Tiere waren müde von der langen Nacht und konnten dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten.
Philip verfluchte dieses flache Land, in dem es keine einzige Versteckmöglichkeit gab. Als er sich erneut umdrehte, waren ihre Verfolger wieder ein Stück näher gekommen. Hatten ihre verdammten Rösser Flügel? Erós sprang über einen schmalen Graben, und Philip schwankte bedenklich. Das Pferd schwitzte, weißer Schaum bildete sich an den Stellen, an denen der Sattel am Fell scheuerte. Lu hielt sich trotz seiner verhältnismäßig kurzen Beine wacker an der Spitze ihres Zuges. Er schlug einen Haken nach Westen, und die beiden Pferde folgten ihm. Philips Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sein Herz raste wild. Er hatte die Zügel gar nicht erst aufgenommen, so hatte Erós den Freiraum, den er brauchte, und Philip konnte sich am Sattel festhalten. Ohnehin folgte das Pferd eher dem Esel, als sich um den Willen des Reiters zu scheren, und Lu raste, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihm her. Einen Blick zurück wagte Philip nicht, aber er sah jetzt die Krähen über sich und meinte, das Donnern der Hufe zu hören. Er wartete nur darauf, einen Pfeil zwischen seinen Schultern zu spüren. Flüchtig durchzuckte ihn der Gedanke, dass er immer noch das Kettenhemd trug, das ihn vor derlei Angriffen schützen konnte, aber selbst dieser Gedanke spendete ihm wenig Trost. Er war sich sicher, dass er und Walter lebend mehr wert waren als tot, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich ergeben mussten. Walter warf ihm einen gehetzten Blick zu und deutete nach Norden. Erst jetzt bemerkte
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