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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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versonnen.
    »Dass du aufhören sollst?«, scherzte Walter.
    »Nein, du Hornochse, sie sagte: ›Stell dir vor, die alten Zeiten kämen wieder!‹«
    »Wozu, damit hier überall Gnome umherspringen?«
    Harmut rang sich ein Lächeln ab.
    »Sie träumte wohl eher von dem schönen Volk. Einmal hat sie mir erzählt, ihr Onkel Theobald hätte eine Elbenstadt im Wald gekannt.«
    Walter stöhnte theatralisch.
    »Jetzt fang bloß nicht wieder von diesem Uronkel Theobald an.« Er schubste Agnus in die Rippen und zwinkerte ihm zu. »Beinhart gibt gerne mit seinem gelehrten Uronkel an. Er behauptet, dieser Onkel wäre seinerzeit im Königshaus verkehrt … Wahrscheinlich so wie Beinhart – mit einem geräucherten Schinken und einer Leberwurst in jeder Hand.« Er lachte über seinen eigenen Scherz. »Bin ich froh, dass der König eure Geschichten nicht kennt. Der würde euch sofort an meiner Stelle einstellen.«
    »Nein, lass mal, wenn ich zu singen anfange, wird es bald gar keine Gesellschaften bei Hofe geben«, konterte Hartmut lachend.
    »Du bist einfach hoffnungslos engstirnig, Walter«, bemerkte Agnus grinsend. »Du bist jung und hast außer diesen Mauern wahrscheinlich noch nichts von der Welt gesehen. In jeder Geschichte steckt ein Funken Wahrheit, aber das kannst du nicht wissen.«
    Hartmut lachte nun schallend, und Walter versuchte ein bedrücktes Gesicht zu machen. Er murmelte: »Das ist überhaupt nicht wahr. Ich hab schon viel von der Welt gesehen«, ehe er selbst zu lachen anfing.
    »In ein paar Tagen reite ich zurück ins Wildmoortal. Komm doch mit und lerne die Gastfreundschaft der Sümpfe kennen«, sagte Agnus.
    »Und auch den einen oder anderen Gnom!«, ergänzte Hartmut und lachte so laut, dass die ganze Theke vibrierte.

4. Elbischer Besuch
    A ls Philip zurück in die Schmiede kam, war sein Vater gerade dabei, Werkzeug zusammenzusuchen und auf einen Haufen zu legen. Er blieb unschlüssig hinter der Tür stehen.
    »Steh nicht rum. Wir brauchen saubere Tücher – falls du welche findest«, forderte ihn sein Vater unwirsch auf.
    »Was hast du mit dem Werkzeug vor?«
    »Auf den Wagen legen, damit niemand fragt, was wir durch die Straßen schieben«, erwiderte der Vater.
    »Bringen wir sie jetzt wirklich nach Hause?«, fragte Philip. Sein Herz hämmerte.
    Der Vater nickte beiläufig, ohne die Arbeit zu unterbrechen. Seine Bewegungen wirkten wie immer routiniert und gelassen. In Philips Bauch hingegen rumorte es gewaltig. Die Aufregung ließ ihn von einem Bein aufs andere tänzeln, und seine Hände zitterten. In seinem Kopf gab es nur einen Gedanken. Feen … Elben im Wald, wie es in Theophils Buch stand. Ob der davon wusste? Was würde er sagen, wenn er es erfuhr? Durfte er das überhaupt wissen?
    »Du starrst Löcher in die Luft!«, mahnte der Vater.
    Philip setzte sich in Bewegung, jedoch war er nicht ganz bei der Sache. Seine Gedanken waren gefesselt von der Vorstellung, am helllichten Tag mit einem neugeborenen Elbenkind und dessen Mutter auf dem Handwagen seines Vaters quer durch Waldoria zu laufen. Die wildesten Phantasien beflügelten seine Gedanken. Was geschah, wenn die Elbin aufwachte und zu schreien anfing? Was, wenn sie einfach aufstand und in den Wald lief? Was, wenn der Säugling brüllte?
    Erschrocken fuhr er zurück, da er beinahe mit seinem Vater zusammengestoßen wäre.
    »So geht das nicht«, sagte dieser. »Wenn du so aufgeregt bist, bemerkt jeder im Ort, dass etwas nicht stimmt.« Er packte seinen Sohn am Arm und drückte ihn auf einen Schemel. Philip wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Kopf, eben noch voller Gedanken und Vorstellungen, war auf einmal leer.
    »Mutter sagt, dieser – ähm –«, Philip zögerte, dann fuhr er fort: »Frau geht es sehr schlecht, aber es ist nicht hoffnungslos. Sie hat Fieber und muss in ein sauberes Bett.« Philips Vater räusperte sich. »Das Kind braucht viel Wärme, sonst überlebt es nicht. Wir sollen es ordentlich zudecken und nahe zu seiner fiebernden Mutter legen.« Sein Blick flog unruhig hin und her, dann sagte er: »Was wir brauchen, sind saubere, warme Tücher, um das Kind auf dem Bauch seiner Mutter festzubinden. Dann legen wir etwas von dem Werkzeug neben die beiden und decken alles so zu, dass man nur noch einen Teil vom Werkzeug sieht. Alles Weitere besprechen wir daheim.«
    »Aber …«, begann Philip.
    »Daheim!«, unterbrach ihn sein Vater knapp und ging zu dem Werkzeug, das er zusammengesucht hatte.
    Philip fühlte sich zurechtgewiesen.

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