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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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desto undeutlicher wurde es, wenn er jedoch seine Aufmerksamkeit den anderen Waldgeräuschen zuwandte, gewann es wieder an Intensität. Er merkte, dass er ihm nur am Rande seines Bewusstseins folgen konnte, aber er konnte seine Neugier so wenig vor ihm verschließen, wie er es ergründen konnte. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, doch wenn es ihm gelang und das Geräusch Gestalt annahm, wandte sich seine Aufmerksamkeit doch wieder dahin, und es verging wie Nebel im Sonnenschein.
    In seine Decke gewickelt, rutschte er zum nächsten Baumstamm, den er nun schemenhaft in der Dunkelheit erkennen konnte, und lehnte seinen Rücken daran. Jetzt konnte er das Geräusch spüren. Er spürte es nicht auf der Haut, so wenig wie er es mit seinen Ohren hören konnte, vielmehr schien das Geräusch eine Saite in seinem Inneren anzuschlagen, eine Saite, die er hören und fühlen konnte …, die Bäume sprachen miteinander.
    Worüber unterhielten sich Bäume in der letzten Stunde vor Sonnenaufgang? Philip starrte ins Nichts, während der Himmel langsam grau wurde und einzelne Schatten aus der Dunkelheit wuchsen, die langsam zu Bäumen wurden. Jetzt konnte er auch den zusammengekauerten Haufen sehen, den schlafenden Theophil. Bald erkannte er seine Tasche, den Wanderstab, die heruntergebrannte Fackel. Es wurde Zeit, den Lehrer zu wecken.
    Wenn die erste Sonne berührt das oberste Blatt …
    »Theophil! Theophil, es wird Zeit. Die Sonne geht auf!« Philip rollte seine Decke zusammen und stopfte sie in die Tasche. Sein Magen knurrte, doch seine Kehle war zugeschnürt. Er würde keinen Bissen hinunterbekommen. Theophil erwachte und kratzte verschlafen seinen Bart. Die dünnen Haare standen wirr von seinem Kopf ab. Im grauen Morgenlicht wirkte er wie ein aus dem Nest gefallener Vogel. Philip unterdrückte nur mühsam das Grinsen, dann fuhr er sich selbst durch die Haare und strich sie glatt. Einen Bart, den er hätte kratzen können, hatte er leider noch nicht, nur einige dunkle Härchen zierten seine Oberlippe. Regelmäßig dienten sie der Erheiterung von Jacob und Johann.

    Langsam nahm der Himmel Farbe an. Das blasse Blau verriet bereits jetzt einen herrlichen, sonnigen Tag. Philip und Theophil vertieften sich in ihre bevorstehende Aufgabe, denn die Zeit war kurz, in der dieses Tor geöffnet werden konnte. Zu kurz!

    Schon wenig später nestelten beide wortkarg an ihren Taschen, förderten ein spärliches Frühstück zutage, teilten sich dann ihren letzten Schluck Wasser und marschierten niedergeschlagen los.
    Philip grübelte unablässig darüber nach, was sie falsch machten und ob es nicht doch noch eine andere Möglichkeit geben könnte, um nach Pal’dor zu gelangen.
    Als sie auch am Mittag und am darauffolgenden Abend keinen Erfolg hatten, begann Philip alles, was er wusste, in seinem Kopf auf Fehler zu untersuchen. Nach einer weiteren Nacht im Wald und weiteren erfolglosen Versuchen, durch das Tor der Morgenröte und das Sonnentor zu treten, saß er schweigend an dem kleinen Feuer, das Theophil für sie entfacht hatte und schlürfte seine dünne Suppe.
    »So geht es nicht weiter. Wir ziehen sinnlos von einem Tor zum andern«, knurrte er.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Theophil, und Philip sah überrascht auf, denn er hatte gar nicht bemerkt, dass er laut gesprochen hatte.
    »Wir müssen uns auf ein Tor konzentrieren«, meinte Philip zögernd, doch als ihm Theophil nicht widersprach, fasste er Mut und redete weiter. »Das Tor der Morgenröte ist viel zu kurz ansprechbar, und die Nacht hindert uns daran, uns richtig vorzubereiten. Das Tor des Abendsterns können wir in der Dunkelheit noch nicht einmal finden. Am Sonnentor stehen zu viele Bäume, die in Frage kommen … was uns bleibt, ist dieses hier. Das Tor der Dämmerung ist am längsten geöffnet, und wir haben den ganzen Tag Zeit, uns darauf vorzubereiten. Wir müssen einen Weg finden, dieses Tor zu öffnen.«
    »Dein Vorschlag scheint mir einleuchtend, denn ich sehe, dass sich auch unsere Vorräte langsam dem Ende neigen. Wenn wir noch länger im Wald bleiben wollen, müssen wir uns darum kümmern, sie auf die eine oder andere Art zu strecken. Dann schlagen wir also hier unser Lager auf.«
    Überrascht stellte Philip fest, dass Theophil seinen Vorschlag ohne Widerrede angenommen hatte, und er grinste zufrieden.
    Den Rest des Nachmittags verbrachten sie damit, Brennholz zu sammeln und nach essbaren Kräutern und Beeren Ausschau zu halten. Sie gingen noch einmal

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