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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Haus kam.
    »Warum haben die Elben Ardelan verlassen?« In der Geschichte, die er kannte, waren sie ausgezogen, um die Welt zu unterwerfen. Aber was gab es zu erobern, wenn das eigene Land besetzt war.
    »Frieden, Philip. Ewigen Frieden suchen die Elben. Wir Menschen hoffen auf ewigen Frieden nach unserem Tod, denn während unseres ganzen Lebens kämpfen wir. Wenn nicht gegeneinander, dann miteinander. Wir kämpfen gegen Feinde, aber wir kämpfen auch ums Überleben, mit Krankheiten, ums Recht, um Gerechtigkeit, um Wissen oder auch nur um zu wissen, wer der Stärkere ist, wer der Bessere ist. Wir ringen ja sogar mit uns selbst … Alles im Leben eines Menschen ist Kampf und Krieg, wir kennen keinen Frieden.«
    »Aber die Elben kämpfen doch auch. Ihr habt es selbst gesagt!«
    »Elben kämpfen nur dann, wenn sie es müssen. Sie sind die Friedlichen. Wie sonst hätten sie uns Menschen so viele Jahrhunderte lang auf ihrem Land ertragen?«
    Philip fand, dass es sehr gute Gründe gab, kämpferisch zu sein. Konnte man nicht friedlich sein und trotzdem für sich selbst eintreten? Er dachte an Jar’jana. Seine Mutter kämpfte um ihr Leben. Aber kämpfte Jar’jana auch? Ein eisiger Schauer lief seinen Rücken hinunter. Was, wenn sie es nicht tat! Er spürte einen Stich in seinem Herzen. Schnell schob er diesen Gedanken so weit von sich, dass er ihn nicht mehr berühren konnte. Natürlich kämpften auch Elben ums Überleben. Warum sonst hatten sie Heiler, die beinahe alle Krankheiten und Verletzungen behandeln konnten.
    »Wir sind bald da«, hörte er Theophil sagen. Er musste sich eingestehen, dass er gar nichts erkennen konnte. Ihm wurde ein wenig mulmig, als er in die Schwärze zwischen den Stämmen schaute. Es war die erste Nacht im Alten Wald. Wenn Theophil recht hatte, dann zählte die letzte Nacht nicht. Hoffentlich war er ihnen wirklich wohlgesinnt. Er lauschte in die Nacht. Es war still. Ab und zu hörte man einen Nachtvogel schreien und den Wind leise in den Blättern flüstern. Laut knackten die Zweige unter ihren Füßen. Es waren die Geräusche eines ganz normalen Waldes, zumindest soweit er das beurteilen konnte.
    Im Schein der Fackel suchten sie sich einen einigermaßen ebenen Platz, auf dem sie ihre Decken ausrollten. Todmüde rollte Philip sich ein und war sofort eingeschlafen.

    Er stand auf einem hohen Berg. Vor seinen Füßen fiel der Hang senkrecht ab. Die Landschaft unter ihm glich einem Gemälde: Schroffe Kanten und sanfte Hügel wechselten sich ab. Bäche und Seen glitzerten wie kostbare Edelsteine. Die Schönheit der Natur füllte jede Zelle seines Körpers. Sie streichelte seine Seele wie Musik. Doch plötzlich begann unter ihm die Erde zu beben. Steine, die eben noch fester Boden waren, fielen mit berauschender Geschwindigkeit in den Abgrund. Er wich zurück, aber seine Beine waren träge, und er spürte, wie er abrutschte und schließlich fiel … Sein Körper drehte sich und alles um ihn herum begann zu verschwimmen. Er versuchte einen Halt zu finden, aber da war nichts, was ihn aufhalten wollte …

    Erschrocken wachte Philip auf. Die Vögel tuschelten in den Ästen und verkündeten den baldigen Beginn eines neuen Tages.
    Mit beiden Händen untersuchte er die Beschaffenheit des Bodens. Er hatte immer noch den Eindruck, auf unsicherem Untergrund zu sein. Die Haare auf seiner Stirn waren nass geschwitzt. Als er versuchte, seine Decke wegzuziehen, bemerkte er, dass er sich vollkommen in ihr verknotet hatte. Er riss und zerrte, bis sein Körper wieder frei war. Nach dieser ersten Anstrengung an dem noch jungen Tag sah er prüfend zum Himmel hinauf, aber es war noch dunkel. Seufzend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. Durch das dichte Blätterdach konnte er ab und zu einen kurzen Blick auf einen Stern werfen, der mit jedem kleinen Windhauch verschwand und wieder aufleuchtete. Philip lauschte den Geräuschen des Waldes. Leise zirpende Vögel schmiedeten Pläne für den kommenden Tag. Der Wind raschelte in den Bäumen.
    Immer noch spürte er die Angst, die der Traum bei ihm ausgelöst hatte, und die Einsamkeit. Doch je länger er daran dachte, umso mehr verflüchtigte sich das Gefühl, jeden Halts beraubt zu sein.
    Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er das Geräusch erst gar nicht wahrnahm. Nur langsam drang es in sein Bewusstsein vor. Es war ein Summen, ein Knacken, ein Flüstern. Er setzte sich auf und lauschte. Je mehr Philip versuchte, die Ursache des Geräusches zu ermitteln,

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