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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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ein wenig übe, könnten wir an einem der nächsten Abende vielleicht einen Vogel oder ein Eichhörnchen über dem Feuer haben«, antwortete Philip und machte sich daran, einen geeigneten Ast für seine Tasche zu finden.
    »Hm, Waldkräutersuppe ist auf Dauer wohl nicht das Richtige für einen jungen Mann im Wachstum«, murmelte Theophil in den Bart. »Was hast du da?«, fragte er und deutete auf den Bogen.
    »Er ist von meinem Vater und gehört zum Wanderstab, aber ich kann noch nicht damit umgehen«, antwortete Philip. Theophil musterte erst den Bogen, dann die Pfeile und ließ sich schließlich zeigen, wie das alles in den Stab hineinpasste, dann verschraubte er ihn, bis nichts mehr von der Nahtstelle sichtbar war. Das Augenglas ins rechte Auge geklemmt, begutachtete er die schmalen Metallringe, die in unregelmäßigen Abständen wie linkische Verzierungen um das Holz gewunden waren.
    »Ganz schön gewitzt ist er. Eine schöne Arbeit, dafür, dass der Stab so schäbig aussieht. Alles ist genau eingepasst, nichts wackelt, nichts klappert, und sogar das Gewicht stimmt genau.«
    Er gab Philip den Stab zurück. »Dann üb mal fleißig. Auch ich habe gegen ein gebratenes Kaninchen nichts einzuwenden.«
    Den Rest des Nachmittags versuchte Philip seine Tasche zu treffen, aber das war gar nicht so einfach, denn schon der leiseste Wind ließ den Pfeil von seiner Flugbahn abkommen, und mit jedem Schritt, den er sich von seinem Ziel entfernte, wurde seine Treffsicherheit geringer. Ehrgeizig versuchte er es immer wieder. Aufgeben kam nicht in Frage, und er vergaß die Zeit, bis Theophil ihn zu sich rief und sie sich nach einer kleinen Stärkung daranmachten, das Tor der Dämmerung zu finden.
    Wenn es am Mittag Philip noch gelungen war, sich selbst vorzumachen, sie hätten den richtigen Baum nicht gefunden, so konnte er nach dem Abend diese Illusion nicht länger aufrechterhalten. Mehrmals vollzogen sie das Ritual, wie es in Theophils Buch stand, an jeder der vorhandenen Kiefern, trotzdem geschah nichts. Sie kamen nicht weiter, das Tor blieb verschlossen, sie fanden noch nicht einmal das Schlüsselloch. Als es fast dunkel war, warf sich Philip erschöpft auf den Waldboden und starrte mit geballten Fäusten zum Himmel.
    »Nichts. Nichts. Einfach gar nichts«, knurrte er. Theophil setzte sich neben ihn und berührte sanft seine Schulter.
    »Ich weiß, wie enttäuschend es für dich ist.« Er holte tief Luft. »Jahrzehntelang versuchte ich immer wieder in diesem Wald mein Glück, ich bin auch schon das eine oder andere Mal ganze Wochen vor irgendeinem Tor sitzen geblieben in der Hoffnung, dass mich die Elben dort finden. In den letzten Jahren hatte ich die Hoffnung aufgegeben, ich glaubte nicht mehr daran, dass es die Elben hier im Wald noch gibt. Aus dem Süden hörte ich von einigen wenigen Begegnungen, doch der Zugang zu den Elbenstädten scheint auch einem Schlüsselwahrer dieser Tage verwehrt.«
    »Andere Elbenstädte!«, rief Philip »Gibt es wirklich noch mehr davon?« Er sprang auf und sah nun von oben auf seinen Lehrer herab. Dieser richtete sich langsam auf und nickte.
    »Ich werde dir davon erzählen, aber wir sollten uns dabei zum Tor der Morgenröte begeben.« Er suchte seine Sachen zusammen und entfachte eine Fackel. Die zweite Fackel drückte er Philip unangezündet in die Hand und machte ein Zeichen, ihm zu folgen. Philip packte seine Sachen, griff nach dem Wanderstab und lief dem Licht hinterher, das schon einige Schritte weiter zwischen den Bäumen auf und nieder hüpfte.
    »Was ist ein Schlüsselwahrer?«, fragte er, kaum dass er seinen Lehrer eingeholt hatte.
    »Ah, ja, ja, Schüler, die zuhören und Fragen stellen, sind mir die liebsten. Aber wir sollten erst einmal über deine vorhergehende Frage sprechen.« Philip konnte zwar das Gesicht von Theophil nicht richtig sehen, aber seine Stimme klang nach Unterricht.
    »Wir sprachen über Elbenstädte.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, und Philip befürchtete schon, dass er fragen würde, was er über diese Städte wusste, wie groß sie waren, wie viele Einwohner sie hatten und mit wem sie Handel trieben.
    »Aus alten Überlieferungen geht hervor, dass Ardelan in den frühen Zeiten nur von Elben und wenigen Menschen bewohnt gewesen ist. Heute weiß man nicht viel über die Menschenrasse, die ursprünglich hier lebte. Hauptsächlich Bauern sollen es gewesen sein.«
    Theophil holte wie immer bei seinen Erläuterungen so weit aus, dass man nur mit äußerster

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