Neonazis in Nadelstreifen
niedersächsischen Wahlkampf nicht ein einziges Thema setzen konnte, das die Wähler ansprach. »Freie Nationalisten« um Worch und Riefling sind da selbstkritischer. Sie räumen eine »Mitverantwortung« dafür ein, dass die »soziale Frage« nicht so sehr besetzt wurde, wie man sich das vorgenommen hatte.
Das Wahlergebnis in Niedersachsen zeigt aber auch, dass dort, wo Partei und Kameradschaft sich regelmäßig vor Ort engagierten, sichtbar Politik machten, sie größeren Zuspruch erfuhren. Nicht bloß in Bad Lauterberg und Helmstedt hat die Partei prozentual mehr Wählerstimmen als im Bundesland erhalten. In Verden, wo die Partei ebenfalls Kommunalvertreter stellt, stimmten 2 , 7 Prozent für sie. In Walsrode, Celle, Soltau und Bergen, wo Kameradschaften stark sind, erreichte die NPD bis zu 2 , 5 Prozent. In Buxtehude, Delmenhorst und Wilhelmshaven kamen sie auf 2 , 1 Prozent.
So werden jetzt schon Stimmen in rechten Webforen laut, dass bei der nächsten Kommunalwahl »ein paar schöne Kreistagsfraktionen« möglich würden. »Die Grundlage für diese Basisarbeit ist jetzt endlich auch in Niedersachsen geschaffen worden«, meint ein anderer: »Nun heißt es, diese aufgebauten Strukturen weiter auszubauen und die nächsten fünf Jahre weiter gute Arbeit zu machen! Dann sieht das nächste Ergebnis ganz anders aus!«
Denn das magere Wahlergebnis von 1 , 5 Prozent bringt der klammen NPD immerhin Geld. Rund 20 000 Euro dürfte die Partei als Wahlkampfkostenrückerstattung erhalten. Gefreut haben sich Molau und Kameraden auch über ein anderes Ergebnis. Bei der gleichzeitig zur Landtagswahl stattfindenden »Juniorwahl« an rund 120 Schulen in Niedersachsen stimmten 5 , 4 Prozent der Schüler im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren für die NPD .
Dort, wo die NPD Zulauf erfahren hat, wird sie weiter verstärkt die Auseinandersetzung suchen. Christian Worch meinte schon als Kameradschaftsführer gelassen: »Nach dem wenig ermutigenden Wahlergebnis nicht abschlaffen und in der Versenkung verschwinden. Aktiv bleiben, sich immer wieder ins Gespräch bringen. Präsenz zeigen. Grundlagen schaffen, selbst kleinste Erfolge ausbauen. Und sich damit auf eine neue Runde vorbereiten.«
Neue Wahlüberlegungen werden in der rechten Szene angestellt. Nur vereint, das ist allen klar, sind Erfolge möglich. Zu der Kommunalwahl in Brandenburg fanden NPD und DVU denn auch eine gemeinsame Lösung. Nach den Absprachen zum »Deutschland-Pakt« sollte dort ursprünglich die DVU allein antreten. In Brandenburg erreichte die NPD aber bei Umfragen bessere Werte als die Altherrenpartei des Münchner Millionärs Frey. Offen stellten NPD -Kader sofort die Absprachen in Frage. Doch anders als früher zerstritten sich die Entscheidungsträger der beiden Parteien nicht, sie einigten sich stattdessen, sich regional nicht die Wähler abspenstig zu machen. Eine Regelung fanden die Parteiführungen auch zu der Landtagswahl in Thüringen. Nur die DVU sollte dort sollte laut »Deutschland-Pakt« Kandidaten aufstellen. Doch vor Ort ist die NPD , trotz interner Streitereien und Machtkämpfe, wesentlich stärker verankert. Aus der Partei und den Kameradschaften wurde deshalb lautstark ein Ende dieser Vereinbarung gefordert. In Szeneforen erklärten NPD -Freunde: »Gerhard Frey enteignen! DVU auflösen! Brauchbare Mitglieder in die NPD überführen«, und klagten: »All die vertanen Chancen, nur weil Herr Frey ein paar Lorbeeren braucht«. Befeuert wurde die Debatte im September 2008 durch eine Wahlumfrage vom Meinungsforschungsinstitut Forsa: Die NPD lag gleichauf mit den Grünen bei vier Prozent. » NPD sieht sich in ihren Kurs bestätigt«, ließ erfreut der Landesverband um Frank Schwerdt wissen und spielte auf ihre regionale und vermeintlich sozialpolitische Orientierung an. Keine vier Wochen später war die Sache geregelt: Die NPD darf in Thüringen bei der Landtagswahl 2009 antreten. »Der Zeitpunkt für eine nationale Landtagsfraktion in Erfurt war noch nie so günstig wie jetzt«, betont Schwerdt und hebt hervor: »In anderen Bundesländern lagen unsere Umfragewerte meist ähnlich hoch, konnten aber bei den darauf folgenden Wahlen deutlich übertroffen werden. Davon gehen wir auch in Thüringen aus.« Nicht nur die NPD , auch die Kameradschaften wie das Freie Netz Altenburg erklären: »Ein gutes Startkapital«. Bei einem engagiert geführten Wahlkampf, so die Freien Kräfte Thüringen«, sei »eine Steigerung« möglich. Sofort boten sie ihre
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