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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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immerhin 18 Mandate, weitere sechs gingen an NPD -nahe Wählergemeinschaften. Molaus Fazit: »Die Partei ist nicht beliebt, das Personal schon.« Einer dieser angesehenen rechten Lokalpolitiker lebt in Süpplingen nahe Helmstedt, im ehemaligen »Zonenrandgebiet«. In dem kleinen Ort ist der Landwirt Adolf Preuß jedem bekannt. Seit fast 40 Jahren sitzt er für die NPD im Gemeinderat und beinahe 20 Jahre war er im Kirchenvorstand. Erst kritische Nachfragen von der »tageszeitung« und der »Zeit« bei der Landeskirche lösten ein Umdenken aus. Politische Gespräche, gestand Pfarrer Bernhard Sieverling, habe er vorher mit dem NPD -Mann nie geführt. Der hat seine Gesinnung jedoch nicht verheimlicht. Ein rostiges Metallschild hängt an der Scheunenwand seines Hofes. Es zeigt das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 : » 3 geteilt? Niemals!« prangt darauf. Im Ort schwärmen Anwohner von seiner Hilfsbereitschaft, er hilft der Feuerwehr und beim Osterfeuer. Nach Aussprache in der Kirche und Diskussionen in der Gemeinde musste Preuß sein Kirchenamt abgeben. Nicht alle Süpplinger finden das richtig. Bei der Landtagswahl erreichte die NPD in Helmstedt 3 , 6 Prozent. Nur in Bad Lauterberg erzielte NPD -Stadtrat Michael Hahn ein noch besseres Ergebnis: 5 , 9 Prozent.
    Auf kommunaler Parlamentsebene agieren NPD -Mandatsträger sehr unterschiedlich – mal engagiert, mal passiv, mal verbal aggressiv, mal moderat kleinbürgerlich. Im niedersächsischen Bad Lauterberg fällt das Urteil des SPD -Fraktionsvorsitzenden Heinz Kalamorz zur Ratsarbeit des NPD -Mannes Michael Hahn nach der Wahl hart aus: »Von Aktivitäten kann man eigentlich nicht sprechen.« Per Presseerklärung erwidert der Gescholtene, dass er sich sehr wohl engagiere. So habe er »sich weiterhin für den Erhalt des Altenheims« eingesetzt, und bei der entsprechenden Ratssitzung hätten Zuschauer ihm gar applaudiert.
    Klingt nebensächlich, doch solch Zuspruch sorgt manche Kommunalpolitiker. Sie fürchten, dass die NPD noch mehr Akzeptanz finden könne, wenn es ihr gelingt, gegenüber den Bürgern als jene zu erscheinen, die sich in der Stadt oder Gemeinde tatsächlich bemühen, die jedes noch so kleine Begehren ernst nehmen und handeln. Längst verstärkt so auch die NPD in Niedersachsen ihre kommunalparlamentarischen Bemühungen.
    Ein Geheimnis machte Molau aus seinen Sorgen im niedersächsischen Landstagswahlkampf 2008 nicht. Auf seine Frau konnte er sich verlassen. Sie unterstützt ihn. Kurz vor dem Wahltag erklärte der Spitzenkandidat jedoch, die »Werbemöglichkeiten sind nicht so groß wie bei der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern«. Tatsächlich konnte die NPD in der heißen Phase des Wahlkampfes nur an einzelnen Orten den Wahlkampf kurzfristig intensivieren. Mit einem Budget von rund 100 000 Euro hatte die Wahlleitung noch Anfang 2007 gerechnet. Doch Rechtsstreite um staatliche Bezuschussungen scheiterten. Die Bundesverwaltung behielt Geld ein, um Schulden der NPD auszugleichen, die durch Manipulationen zu viel Geld erhalten hatte.
    In Harz und Heide, an Nordsee und Deister verteilten die Wahlhelfer nach Parteiangaben trotzdem über eine Million Exemplareihrer Wahlkampfzeitung. Eine zweite Ausgabe folgte. Der Partei gelang es gar, bei dem Anzeigenblatt »Wolfenbüttler Schaufenster« ihre Wahlzeitung als Beilage in einer Teilauflage mitzuveröffentlichen. Doch gerade mal 20 000 Plakate sollen Szenegerüchten zufolge vorrätig gewesen sein. Zu wenig, um sich in einem Flächenbundesland wie Niedersachsen massiv zu präsentieren. Mehr Präsenz hatte auch das Landesamt für Verfassungsschutz in Hannover erwartet: Die Kampagne der NPD »kommt viel schmächtiger daher, als zu befürchten war«, sagte Sprecherin Maren Brandenburger.
    In Mecklenburg-Vorpommern hatte die NPD 2006 selbst in den kleinsten Dörfern Wahlkampfplakate geklebt. Vor Ort führten sie beim Verteilen von Werbeflyern immer wieder Gespräche. Dort, wo keine NPD - und Kameradschaftskader lebten, reisten Wahlhelfer immer wieder an, suchten die Menschen in den Gemeinden auf, hörten ihnen auf der Straße zu. In Niedersachsen fehlten dafür die Kräfte. Eilig fuhren sie in den letzten Tagen noch mit Lautsprecherwagen herum. Als Grund für das schlechte Abschneiden nennt Andreas Molau außerdem die geringe Zahl von Veranstaltungen, die man habe ausrichten können. Und schließlich sei die Medienberichterstattung zur NPD eine reine Diffamierung gewesen. Andreas Molau verschweigt, dass die NPD im

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