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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Emanzipation sind für sie Merkmale verhasster » BRD -Umerziehung«. »Nationale Frauen wehren sich gegen diese Gleichmacherei«, heißt es vom RNF . Ihre Anhängerinnen fordert sie auf, »sich nicht von ideologisierten Feministinnen männliche Verhaltensnormen aufdrücken zu lassen«. Denn der »heutige Kampf gegen alles Männliche und Weibliche« sei ein Irrweg, »der in den Untergang« führe. Unterstützung erfuhr eine solche Sichtweise von dem niedersächsischen Multifunktionär und ehemaligen Waldorflehrer Andreas Molau, der in der NPD -Zeitung »Deutschen Stimme« im Januar 2005 schrieb: »Jasmin Apfel ist nicht Alice Schwarzer – deshalb weiblich und dennoch viel politischer.« Früher leitete Apfel die kleine NPD -Frauengruppe in Hannover, heute ist sie Geschäftsführerin des Rings Nationaler Frauen. Die Frauen treibe die Sorge »um das Land und die Familie« an, heißt es auf der Homepage des RNF . »Würde man deutsches Geld für deutsche Interessen einsetzen und es nicht maßlos verschenken«, behaupten sie, dann sei die Zahlung eines »echten« Gehaltes »für deutsche Mütter« in Höhe von 1000 Euro monatlich »als Würdigung ihrer großen Leistung« gar kein Problem.
    Das Vergangene schwingt hier in der Gegenwart mit. Beim RNF wird ein stilisiertes Frauenbild völkischer und nationalsozialistischer Prägung gepflegt. Vorrangiges Ziel der deutschen Frau sei es, für den Erhalt der »eigenen Art« zu sorgen. Doch Emanzipation und Frauenbewegung haben auch Spuren in der rechtsextremen Szene hinterlassen. Nach Ansicht von Expertin Bitzan vermischen sich dort »traditionelle Lebensentwürfe mit fortschrittlichen Kombinationen von Berufstätigkeit, Partnerschaft, politischer Aktivität und Mutterschaft«. Neonazi-Frauen sehen sich als Kampfgefährtinnen der Männer, deren politische Sache sie unterstützen. Eigene geschlechtsspezifische Forderungen, die über die Parteilinie hinausgehen, stellt der RNF aber nicht. Die Gruppe gibt sich damit zufrieden, dass »die deutsche Familie« als »Grundlage unseres Volkes« die ureigenste Domäne der Frauen sei und die Partei das zu berücksichtigen habe. Der RNF fordert in dieser Männerbastion ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ein. Unisono herrscht ansonsten nur Lob für Partei und politische Führung vor. Kritische Themen wie die Benachteiligung von Frauen werden nicht offen angesprochen.
    Aktive Kameradinnen tragen nicht nur zur Imageverbesserung der neonazistischen Szene bei, sie sorgen auch dafür, dass die Strukturen nachhaltig stabilisiert werden und allmählich gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Judith Rothe ist eine jener Frauen, die als nette Nachbarin auf Stimmenfang gehen. In Sachsen-Anhalt haben sich in kurzer Zeit fünf Regionalgruppen des RNF gebildet. Die Einzelhandelskauffrau ist schon lange für die »nationale Sache« aktiv. Jahrelang erledigte sie im Hintergrund die Geschäfte und organisatorischen Aufgaben ihres Freundes Enrico Marx. Den ehemaligen Gasthof »Thingplatz« führten sie gemeinsam. Ihr Lebenspartner lenkt die neonazistische Kameradschaft Ostara. Ihren Wohnort Sotterhausen geben die Jungen Nationaldemokraten, die Jugendorganisation der NPD , als »Stützpunkt« an. Wie zahlreiche andere rechte Frauen führte die 1979 geborene Rothe zunächst Mitgliederlisten, verwaltete Kassenbücher oder regelte den Vertrieb im Versand ihres Mannes. »Das mach alles ich«, erklärte sie, als bei einer Veranstaltung kritisch auf die Geschäfte ihres Partners mit seinem Barbarossa-Versand und-Label hingewiesen wurde. Gestärkt durch den RNF, ging Rothe selbst in die Öffentlichkeit. Bewusst streben Neonazistinnen wie sie eine kommunale Verankerung an. In Sachsen-Anhalt bekleiden bereits mehrere RNF -Aktivistinnen kommunalpolitische Ämter, unter den 13 neugewählten Neonazi-Kommunalpolitikern sind immerhin sechs Frauen. Die 53 -jährige Bürokauffrau Carola Holz etwa, die von 2007 an für ein Jahr als NPD -Landesvorsitzende amtierte, ist im Kreistag von Anhalt-Bitterfeld vertreten. Heidrun Walde errang bei den Kommunalwahlen ein Mandat im Salzlandkreis, und Yvonne Schaper sitzt neben Rothe als Fraktionsgeschäftsführerin der NPD in der Vertretung des Landkreises Mansfeld-Südharz.
    Heikle politische Themen werden von den Frauen im Wahlkampf oft nicht offen angeschnitten. Meistens gelingt es zunächst über ihre Kinder, sich unauffällig ins Gemeindeleben einzubringen. Mal ein kurzes Gespräch über Erziehung, Kochrezepte oder einen Tipp bei

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