Neonazis in Nadelstreifen
berichtete die Neonazistin, die eine RNF -Sektion in Niedersachsen gründete, mit heller Stimme und Schülerinnengesicht der »Süddeutschen Zeitung«. »Wir lernen alles, Sonnensystem, Osteinsatz des BDM , Gilden, Zünfte, Hildegard von Bingen«, erklärte sie stolz. Ihre Frauen üben auch, was sie zu Konzentrationslagern sagen sollen, oder zu der Sache »mit den Juden«.
Der RNF wirkt bis in die Provinz. Eine andere langjährige NPD -Aktivistin, Silvia Kirschner aus dem südthüringischen Rippershausen, erzählt gern, wie leicht es gewesen sei, als siebenfache Mutter zur Elternsprecherin im Kindergarten und in der Schule gewählt zu werden. Da stört es auch niemanden vor Ort, dass die ehemalige Niedersächsin ihre eigenen Kinder nebenher zu Schulungen und Zeltlagern der neonazistischen Heimattreuen Deutschen Jugend schickt, wo sie ideologisch und körperlich »ertüchtigt« werden. Kirschner rief ihre Kameradinnen auf, es ihr gleichzutun.
Das Motto der Neonazi-Frauen lautet: »Wir richten unser ganzes Leben auf das deutsche Volk aus!« Individualität und persönliche Ansprüche stören dabei nur. Deshalb sind die Frauen auch nicht verstimmt, wenn der NPD -Fraktionschef in Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, sich nach einem gewonnenen, gemeinsamen Wahlkampf bei seinen Helferinnen bevorzugt für das »Wäschewaschen für die Kameraden« bedankt. »Um das Frauenbild in der Bewegung ist es nicht gerade gut bestellt«, hatte bereits vor Jahren der Arbeitskreis Mädelschar um die Geschichtsstudentin Inge Nottelmann aus dem schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg ernüchtert festgestellt. Deren Mädelschar will nicht nur klassische rechte Frauenthemen wie Gefängnisbetreuung und Familienpflege besetzen, sondern setzt sich selbstbewusst für eine aktive politische Mitgestaltung ein. Junge Mädchen werden in Themen wie »Dein Recht bei Polizeieinsätzen« oder als »nationale Sanitäterinnen« geschult. Auf Kinderflohmärkten und Kleiderbörsen in der Region Hamburg werden Flugblätter mit Texten zu Kinderarmut oder Konsumrausch von Jugendlichen verteilt. Nebenher meldete Inge Nottelmann den diesjährigen 1 .-Mai-Aufmarsch der Kameradschaftsszene in Hamburg an, bei dem es zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen kam.
Mit der militanten und männerdominierten Neonazi-Szene in Berlin hat auch die 22 -jährige Johanna jahrelange Erfahrungen gemacht. Als junge Frau sei es »viel schwerer, Fuß zu fassen«, erinnert sie sich heute, nach ihrem Ausstieg. »Einige Kameraden lehnten uns prinzipiell ab«, sagt sie, aber das »animierte mich irgendwie dazu, den anderen zu beweisen, dass sie mich gefälligst ernst zu nehmen haben, auch wenn ich eine Frau bin«. Sie wollte »cool« sein und machte mit beim rechten Straßenkampf. Um dabei sein zu können, hatte sie sich unterzuordnen, ihren eigenen Willen zurückzustellen. Irgendwann behagte ihr das »fremdbestimmte Handeln« und die zunehmende Gewalt nicht mehr, sie zog sich zurück. Weil das »schwächere Geschlecht« immer noch unterschätzt wird, ersparte ihr der »gängige Sexismus«, wie sie es nennt, beim Verlassen der Szene Racheakte und Repressionen.
Es war eher peinlich, als NPD -Fraktionschef Udo Pastörs das Thema Frauen im Schweriner Landtag Ende Januar 2007 erneut aufgriff. Der NPD -Mann zeterte gegen seine Kontrahenten im Parlament: »Verbiegen wir Männer und Frauen – Sie nennen es Emanzipation –, töten wir aber in den Frauen ein Stück ihrer Weiblichkeit und blockieren bei den Männern die Entfaltung ihrer Männlichkeit.« Wie es um die Selbständigkeit des RNF bestellt ist, zeigte sich bei den Mitgliedertreffen, wo die Auftaktredner stets vom NPD -Vorstand gestellt wurden und allesamt männlich waren. Diese organisatorische Hierarchie gilt auch in anderen Belangen. Um Vorstandsfunktionen im RNF zu erlangen, bedarf es laut Satzung einer Mitgliedschaft in der NPD . Ökonomisch ist der RNF von Parteilaunen abhängig. In den Organisationsgrundsätzen ist festgeschrieben: »Der Ring Nationaler Frauen finanziert sich ausschließlich über Spenden und Zuschüsse der Mutterpartei NPD .«
Unabhängiger dagegen agiert die Gemeinschaft Deutscher Frauen ( GDF ), die im Jahr 2000 aus einer der ersten selbständigen rechtsextremen Frauengruppen, der Skingirl Front Deutschland ( SFD ), hervorgegangen ist. Stella Hähnel, die aus dem inneren Zirkel der Anfang der 90 er Jahre gegründeten Skingirl Front stammt, gehörte auch zu den Gründerinnen dieser
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