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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Frauengemeinschaft. Doppelmitgliedschaften von rechtsextremen Frauen in dem RNF und der GDF sind keine Seltenheit. Wie eine ehemalige Skinhead-Anhängerin sieht die Brandenburgerin Hähnel heute nicht mehr aus; dennoch haben die meisten Frauen beim GDF Tattoos und eine Skingirl-Vergangenheit. Bei der GDF tragen sie bevorzugt Röcke, Blusen und Zöpfe. 2005 erzählte Hähnel dem »Spiegel«, dass es ihr um »ein inneres Gefühl der Liebe zur Heimat und zum Volk« gehe. »Einen Sinn für historische Daten hat sie freilich auch«, schrieb der »Spiegel« spitz, denn »ihren ersten Mann heiratete sie ausgerechnet am 20 . April – an Hitlers Geburtstag«.
    Hähnel zählt zu den erfahrenen, älteren Frauen in der Gemeinschaft Deutscher Frauen, die meisten sind jünger. Die GDF propagiert in erster Linie Frauenkameradschaft. Zielgruppe sind sowohl »politisch aktive oder interessierte Frauen, Mütter, junge, unerfahrene Mädels als auch Skingirls«. Wie bereits die SFD beschwört auch die GDF den drohenden Untergang des deutschen Volkes: »Nur gemeinsam wird die Rettung der deutschen Mutter und der deutschen Lebensart, die Erhaltung des deutschen Volkes möglich sein«. Als Symbol verwendet die GDF das sogenannte Dreierschild aus der germanischen Mythologie. Das »Dreierschild« soll für den Lauf des Lebens, »vom Werden, Sein und Vergehen zu neuem Werden«, stehen.
    Zum Programm der Gemeinschaft Deutscher Frauen gehören neben Familien- und Kinderthemen auch Rechtsschulungen, weltanschauliche Vorträge, deutsches Brauchtum und Naturschutz. Etwa drei Mal im Jahr treffen sich die bundesweit organisierten Frauen, die in sieben Regionalgliederungen unterteilt sind. Die Aufnahmekriterien für Neuzugänge sind autoritär, es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Die Mädchen und Frauen müssen sich dabei Prüfungen unterziehen, mit denen beurteilt werden soll, ob sie als glaubwürdige nationalistische Mitstreiterinnen anzuerkennen sind. Die GDF sieht sich als eine dauerhafte »Lebensgemeinschaft«, die nicht will, »dass sich Frauen leichtfertig für uns entscheiden, um nach einem Jahr wieder auszutreten«. Experten gehen derzeit von rund 50 Aktivistinnen aus, Tendenz steigend. Die GDF ist ebenso wie die für die Kindererziehung zuständige Heimattreue Deutsche Jugend vernetzter Teil einer funktionierenden braunen Parallelgesellschaft. In ihr wird Individualität für Frauen und Kinder kaum geduldet. Alltagsleben und Freizeit werden fast vollständig für die »nationale Sache« vereinnahmt. Manche Anhängerinnen stammen wie ihre Männer bereits aus völkisch-nationalen Familien, sogenannten Sippen. Gezielt spricht die GDF von einer »Front der Frauen«, die sich der Stärkung »unserer nationalen Bewegung« durch »charakterfeste, selbstbewusste und gebildete Frauen« verpflichtet fühlt.
    Viele GDF -Anhängerinnen schrecken vor öffentlichem Engagement in der NPD oder bei den »Freien Kameradschaften« zurück. »Unter Umständen ist mit der richtigen Erziehung von drei bis fünf Kindern politisch mehr erreicht«, als wenn Frauen in einer Organisation »tätig« würden, empfiehlt die GDF dann auch. In einer eigens erstellten Grundsatzschrift mit dem Titel »Die Frau in der nationalen Bewegung« offenbart die GDF ihr Selbstverständnis: »Es ist jedoch selbstverständlich, dass eine deutsche Frau einem deutschen Mann zur Seite gestellt ist – ihm also von Natur aus gleichgestellt ist.« Die Forderung nach einem »natürlichen Frauenbild« beinhaltet jedoch auch die Verpflichtung der deutschen Frau, »für den Erhalt der eigenen Art« zu sorgen. Verweigert sie sich den »eigenen, naturgegebenen Pflichten«, heißt es weiter, »dann macht sie sich im schwersten Maße mitschuldig am Untergang des eigenen Volkes«. Wissenschaftlerin Bitzan deutet solche Aussagen als »radikale Geschlechterdifferenz« im Dienste einer »Unterordnung für die völkische Sache«.
    Aus Freundinnen und Ehefrauen von Neonazi-Anführern werden im GDF -Jargon »Mutterfrauen«, zuständig für Familie und Heim. »Der Mann ist Wegbereiter, die Frau Hüterin, Walterin des nie versiegenden Bornes deutschen Volksgutes«, belehrt die GDF ihre Aktivistinnen. »Die Mütterlichkeit« sei außerdem in der nordischen Seele »am herrlichsten ausgeprägt«. Angelehnt an nationalsozialistische Vorstellungen sehen sich die Frauen der GDF als Teil einer »Opfergemeinschaft«. Folgerichtig ist Kindererziehung für sie mehr als die Verantwortung für die individuelle

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