Neonazis in Nadelstreifen
engagieren, den die Parteiführung zuvor als »Unterorganisation der NPD « gegründet hatte. Den Parteistrategen war aufgefallen, wie intensiv sich junge Mädchen und Frauen in der »nationalen Bewegung« einbringen. Tatsächlich belegen Untersuchungen wie die 2006 erschienene Studie »Vom Rand zur Mitte«, dass etwa 25 Prozent der Frauen ausländerfeindliche Einstellungen hegen. Und im August 2007 sorgte eine Emnid-Umfrage im Auftrag der »Bild am Sonntag« für Aufsehen, nach der sich 14 Prozent der befragten Frauen vorstellen können, bei einer Landtagswahl in ihrem Bundesland für eine Partei rechts von der CDU zu votieren. Unter den Männern waren es dagegen nur neun Prozent. Jede siebte Frau könnte demnach Gefallen an der NPD finden. Von solchen Erhebungen ermutigt, beschloss die Partei, eine eigene Frauenorganisation zu etablieren.
Am 26 . September 2006 reisten 31 Neonazistinnen zu dem Gründungstreffen des RNF in Sotterhausen an. In dem kleinen sachsen-anhaltinischen Ort unterhält das Paar Enrico Marx und Judith Rothe den Gasthof »Zum Thingplatz«. Keine offizielle Gaststätte, dort haben aber schon häufiger Rechtsrock-Konzerte mit über 300 Besuchern oder Lager zu Ehren der Frühlingsgöttin »Ostara« stattgefunden, oft unter Beobachtung der Polizei. Die behördlichen Kontrollen aber verstimmen die rund 270 Anwohner. »Die sind doch nett«, sagt ein Nachbar. Andere schwärmen von den gut erzogenen Kindern des Paares, die »immer ordentlich gekleidet« seien. Rothe sitzt im Elternrat der Schule ihrer Söhne. »Von 24 Eltern gewählt«, sagt sie stolz. Ihr »freundliches« Auftreten dürfte Rothe das NPD -Mandat im Kreistag Mansfeld-Südharz mit beschert haben.
Rothes Gasthof wurde während des Treffens der braunen Damen von bulligen Skinheads bewacht. Im Saal wählten sie im Beisein von NPD -Generalsekretär Peter Marx die stramme Parteisoldatin Gitta Schüßler zur ersten Vorsitzenden des Rings Nationaler Frauen.
Die Vernetzung nationaler Frauen jeden Alters innerhalb und außerhalb der Partei, verkündete Schüßler, müsse ausgebaut werden. Eine der wichtigsten Aufgaben sei es aber zunächst, die Öffentlichkeit überhaupt erst »auf national denkende Frauen aufmerksam zu machen«. Unter der Obhut der Parteistrategen lief dann auch schnell die Propagandamaschinerie für die Fraueninitiative an.
In der Parteipolitik der NPD spielten Frauen bislang eine untergeordnete Rolle. Neben Schüßler wirkten als einzige weibliche Abgeordnete gerade mal zwei Sekretärinnen, eine Bürgerbeauftragte und eine Sachbearbeiterin in der 2004 in den sächsischen Landtag gewählten NPD -Fraktion. Dem gegenüber standen 15 Männer – in deutlich besser dotierten Funktionen. Auf Bundesebene sah es etwas besser aus: Unter den 389 aufgestellten NPD -Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2005 befanden sich 31 weibliche. Im ländlich strukturierten Mecklenburg-Vorpommern hatte sich dagegen von 36 Direktkandidaten zur Landtagswahl nur eine Frau gefunden, eine 26 -jährige Floristin, die erfolglos blieb.
»Von insgesamt 45 frischgebackenen NPD -Kreisräten sind nur 4 weiblich!«, beklagte sich RNF -Sprecherin Schüßler aus Zwickau nach den für die Partei erfolgreichen Kreistagswahlen in Sachsen 2008 . Aus Sicht des Ringes sei »noch einiges zu tun«, so Schüßler. Sie wies darauf hin, dass sich bereits zahlreiche Frauen bei Schulungen der »Kommunalpolitischen Vereinigung« der NPD auf die Wahlen im nächsten Jahr vorbereiteten, und ermahnte die Kameraden: »Die Partei sollte dieses Potential nicht verschenken.« Eine Ausnahme auf Landesebene: Nach Zysk wurde in Rheinland-Pfalz Dörthe Armstroff Landesvorsitzende.
Frauen dienen der Partei seit Jahren – aber selten im Vordergrund. Ein Zustand, den RNF -Chefin Schüßler selbst bemängelt. »Es gibt genug intelligente und gut ausgebildete Frauen«, sagt sie, »die national denken und sich unserer Partei verbunden fühlen. Wie kann es dann sein, dass der Großteil unserer Mandatsträger Männer sind?« Um das zu ändern, fordert Schüßler, sollten Mädchen und Frauen sich zunächst in Rhetorik schulen. Als Vorbild gilt die Sprecherin des Rings Nationaler Frauen, Stella Hähnel (früher Palau), aus dem Berliner Landesverband der NPD . Die zweifache Mutter hatte jahrelang Volkshochschulkurse besucht, um sich in freier Rede zu üben, und ihre Kameradinnen immer wieder aufgefordert, es ihr gleichzutun. Heute repräsentiert Hähnel den RNF . Sie ist eine gefürchtete
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