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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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eigentlich ein lustiges Lied, aber ihr kamen plötzlich die Tränen, als würde das Lied ihr erzählen, dass all ihr Tun ausweglos sei, weil sie doch immer wieder am Anfang enden würde. In ihrem Fall bei den Fragen: Wer ist der Verehrer, und was soll ich tun?
    Ihre Beine begannen zu zittern, und ihr wurde wieder klar, wie sehr sie Leon liebte. Sie rollte sich zusammen wie ein Embryo und verschwand fast unter der Bettdecke. Dann ließ sie den Tränen freien Lauf.

7
    Die Würstchenbuden hatten schon geschlossen, lediglich um einige Bierstände reihten sich noch fröhliche Trinker.
    Die Achterbahn stand schon still, aber an die Kasse gelehnt rauchten zwei Männer und erweckten den Eindruck, zum Personal zu gehören. Hinter ihnen schraubte jemand an einem Wagen herum, der von der Schiene genommen worden war und wohl repariert werden musste.
    Leon ging einfach forsch auf die zwei Raucher zu, streckte seine Hand aus und zeigte ihnen die vier Chips. Sie sahen ihn misstrauisch an.
    »Hier muss jemand gestern oder vorgestern fünf Chips gekauft haben. Es ist für mich wichtig herauszufinden, wer das gewesen ist.«
    Die zwei begannen viehisch zu lachen. Boris, der dickere von beiden, klopfte sich auf die Oberschenkel und hustete Zigarettenqualm aus.
    »Der war gut, Alter! Bist du Komiker, oder was?«
    »Ich weiß nicht, was daran so witzig sein soll«, sagte Leon verunsichert.
    »Ja, wir leben davon, solche Chips zu verkaufen. Was denkst du denn? Natürlich haben in den letzten zwei Tagen jede Menge Leute hier solche Chips gekauft. Sonst müssten wir beide noch arbeiten gehen.«
    »Mal nicht den Teufel an die Wand«, feixte Ken, der Dünne mit dem Stoppelbart.
    Der Dicke ergänzte dann: »Also, umtauschen kannst du die hier nicht, und für heute ist zu.«
    »Ich suche den Mann, der diese Chips gekauft hat.«
    »Ja, dann wünschen wir dir viel Erfolg«, lachte der Stoppelbart und trat seine Zigarette aus. Sofort drehte er sich eine neue. Diese Tätigkeit schien seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen.
    »Bitte! Es ist wirklich total wichtig für mich! Ich muss einen Mann finden, der bei Ihnen fünf Chips im Voraus gekauft hat. So viele Leute werden das doch nicht machen, oder?«
    »Warum suchst du den denn?«, fragte Boris nach. Die Zigarette wippte in seinem Mundwinkel. Eine Qualmfahne blieb in seinen Augenbrauen hängen, es schien ihm aber nichts auszumachen.
    Leon entschied sich für eine spontane Lüge. »Der hat seinen Fotoapparat verloren. Ich hab den beim Trampen mitgenommen, und dann hat er den Fotoapparat und die Chips hier bei mir im Auto vergessen.«
    »Na, dann kannst du den Fotoapparat ja hierlassen. Wenn er sich bei uns meldet, geben wir ihm den wieder.«
    Leon schüttelte den Kopf. »Nee, ich möchte ihn gerne selber zurückgeben. Das verstehen Sie doch bestimmt.«
    Der Dicke pflückte sich die Zigarette von den Lippen und sah Leon misstrauisch an. »Wie sah der denn aus?«
    »Keine Ahnung, ich dachte, das könnten Sie mir sagen.«
    Mist, dachte Leon, die Geschichte war wohl nicht so gut. Sie ist viel zu durchschaubar, und die Jungs hier sind längst nicht so blöd, wie sie aussehen.
    Boris ging einen Schritt vor und stieß Leon gegen die Brust. »Ich lass mich doch von dir nicht verarschen! Was willst du wirklich? Du nimmst den mit im Auto, weißt weder, wie der heißt, noch wie der aussieht und kommst dann zu uns, und wir sollen uns an den erinnern? Was bist du denn für ein Spinner?«
    »Ja, gut, ich sag euch die Wahrheit. Es ist nämlich so. Der hat was mit meiner Freundin, deswegen weiß ich nicht, wie er aussieht. Ich hab ihn nicht beim Trampen mitgenommen, sondern ich hab seinen Fotoapparat und die Chips bei ihr im Auto gefunden.«
    Ken pfiff durch die Lippen und kämmte mit den Fingern seine fettigen schwarzen Haare nach hinten. Er sah jetzt aus, als wolle er sich für eine Rolle in einem Mafiafilm bewerben.
    »Ja, so ist das Leben, Kleiner. So sind die Männer. Weißt du, es gibt zwei Sorten: die Optimisten und die Pessimisten. Der Pessimist sagt: Alle Frauen betrügen ihre Männer. Und der Optimist sagt: Hoffentlich. Du gehörst zu den Pessimisten. Ich kann dir nur raten, das Lager zu wechseln. Wenn du da bleibst, wo du jetzt bist, kannst du nur verlieren.«
    Leon trat von einem Fuß auf den anderen. Er sah ein, dass er sich verrannt hatte und so nicht weiterkommen konnte. Sollte er mit der Wahrheit herausrücken?
    Er tat es nicht. Er kam sich vor wie der letzte Idiot und trollte sich. Er war

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