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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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noch lauter und brüllte regelrecht: »Du bist elf Minuten zu spät eingestiegen! Ist dir klar, was das für mich bedeutet? Elf Minuten warten?! Was glaubst du, wer du bist, dass du mich elf Minuten lang warten lässt?«
    Er musste da gewesen sein. Er weiß genau Bescheid, dachte sie und versuchte, ihm wenigstens ein bisschen Widerstand zu leisten.
    »Du warst da. Ich habe dich gesehen.«
    »Oh nein«, lachte er, »das hast du nicht. Aber ich habe dich gesehen, wie du dich von diesen Kerlen hast beflirten lassen. Diese besoffenen Lümmel haben dich angefasst. Du hast mit ihnen rumgemacht und bist dann mit ihnen vom Freimarkt gegangen, statt noch einmal in die Achterbahn zu steigen, wie ich es mir von dir gewünscht hatte.«
    »Ich konnte doch gar nicht! Die haben mich gestützt! Ich wäre sonst zusammengebrochen. Ich hab außerdem mit niemandem rumgemacht! Ich hatte einen Anfall, ich …«
    »Erklär das mal den Opfern dieser Nacht, Josy.«
    »Welchen Opfern? Was hast du gemacht?«
    »Meinen Frust abreagiert. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    Johanna versuchte, in den Bauch zu atmen, um nicht wieder in diese schreckliche Brustatmung zu verfallen. Sie dachte daran, was Pit ihr gesagt hatte: »In den Bauch atmen.«
    Sie sah sich schon nach einer Tüte um. Was, wenn es gleich wieder passierte?
    Ihr Herz schlug so heftig, dass sie es fast so laut hörte wie die Stimme ihres Verehrers.
    »Na gut, ich will dir noch mal eine Chance geben.«
    Er klang jetzt versöhnlicher, er bemühte sich, nicht mehr so laut zu sein. »Heute Abend wirst du auf der Bürgermeister-Smidt-Straße spazieren gehen. Genau in der Mitte. Du wirst deinen hellen Sommermantel tragen und dein Handy dabeihaben.«
    »Warum, was …?«
    »Stell mir keine Fragen. Hör zu.«
    »Ja.«
    »Lauter.«
    »Ja, ich höre.«
    »Sag mir, dass du dich freust und mich diesmal nicht enttäuschen wirst.«
    Sie schluckte trocken. »Ja, ich freue mich darüber, und ich werde dich diesmal nicht enttäuschen. Ich werde auf der Mitte der Bürgermeister-Smidt-Straße spazieren gehen und mein Handy dabeihaben.«
    »Das ist noch nicht alles. Was habe ich dir gesagt, was sollst du anziehen?«
    »Meinen hellen Sommermantel.«
    »Gut. Braves Mädchen. Und darunter wirst du nackt sein.«
    »Wie, nackt?«
    Er lachte laut auf. »Na, das muss ich dir doch wohl nicht erklären. Was ist das denn für ein bescheuertes Gymnasium, zu dem du da gehst, wenn man da nicht mal weiß, was das Wort nackt bedeutet? Nun, ich übersetze es dir gerne. Nackt heißt, dass du nichts darunter anhast, und wenn ich nichts sage, dann meine ich auch nichts.«
    »Ja, aber warum …«
    »Du sollst mir keine Fragen stellen, verdammt, sondern das tun, was ich sage!«
    Sie atmete schneller. Ihr Herz raste. Sie stand jetzt nur noch auf dem linken Bein und rieb den Fuß des rechten gegen ihr Knie. Gleichzeitig umschlang sie mit dem linken Arm ihre rechte Hand, mit der sie das Telefon an ihr Ohr hielt. Sie hatte Angst, gleich den Verstand zu verlieren.
    »Diesmal musst du keine Angst haben. Du wirst nicht fallen. Nicht den Boden unter den Füßen verlieren. Du musst einfach nur spazieren gehen, an einem lauen Sommerabend, und wenn dann dein Handy klingelt, wirst du deinen Mantel öffnen, und zwar ganz weit. Ist das klar?«
    Johanna schnappte nach Luft und hatte Mühe, das Telefon länger festzuhalten. Dieses Kribbeln in den Füßen und in den Fingern begann schon wieder. Sie fürchtete, gleich zu hyperventilieren.
    Sie löste sich vom Buchregal und lief zu dem Plastikbeutel, in dem ihre alten Turnschuhe lagen. Den könnte sie notfalls benutzen, um hineinzuatmen.
    »Ach, weißt du, wir machen das noch ganz anders. Du schaltest dein Handy auf Vibration und hältst es in der Hand. Es muss ja nicht jeder hören, wenn ich dich anrufe. Jedes Mal, wenn es vibriert, öffnest du deinen Mantel. Und zwar so lange, bis das Vibrieren aufhört. Das wird bestimmt lustig und macht Spaß. Du bist um 22 Uhr an der ›Großen Kirche‹. Du läufst hoch und dann wieder runter bis zum Theater.«
    »Ich … ich kann um 22 Uhr nicht da sein. Nach der Sache heute hab ich garantiert in den nächsten Tagen Stubenarrest. Ich darf überhaupt nicht raus. Ich …«
    »Wenn du nicht kommst, meinst du, ich sollte mich dann stattdessen mit deiner Mutter verabreden? Meinst du, sie würde mir meine Wünsche lieber erfüllen?«
    Das fragte er gar nicht im Ernst. Sie konnte es deutlich hören. Er wollte ihr damit nur sagen, wie dämlich er ihren

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