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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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leichtfüßigen Elfe zu werden.
    Dann zeigte er auf Johanna und tat so, als würden seine Worte mit dem Zeigefinger abgefeuert werden und nicht aus seinem Mund kommen:
    »Sagen Sie Ihren russischen Freunden, ich weiß, wo sie wohnen, und ich hol mir einen nach dem anderen. Milhailo, Pjotr und Jurij. Ich hoffe für die ganze Saubande, dass meine Söhne einen saufen waren und irgendwo versackt sind. Sonst … Wenn ihr sie mit eurem Drogenscheiß vollgepumpt habt, mach ich euch fertig. – Schau mich an!« Er posierte wie ein Bodybuilder und ließ seine Muskeln spielen. »Ich werde mein Fahrgeschäft immer behalten und Herr im eigenen Hause sein. Ich zahle nicht an die Vietnamesen, nicht an die Chinesen und erst recht nicht an euch. Mein Vater war schon Schausteller, der hatte immer ein Schrotgewehr unter der Theke. Und er wusste auch genau, warum …«
    Trotz dieser hochexplosiven Situation wagte Johanna noch einen Versuch. »Bitte, kommen Sie mal wieder runter. Ich bin weder von der Russenmafia noch von der chinesischen oder der vietnamesischen. Mich hat jemand angerufen und damit gedroht, dass hier ein Unglück geschehen würde.«
    Er unterbrach sie sofort in ihrem Redefluss: »Wieso ruft dich jemand an und kündigt ein Unglück an, das bei uns geschieht? Wieso ruft der nicht bei uns an? So plemplem sind doch nicht mal diese Vorstadtgangster hier. Bist du so eine Gangsterbraut?«
    »Nein, ich …«
    Wieder unterbrach er sie. »Hau einfach ab, Mädchen. Lass uns in Ruhe. Das hier ist nicht dein Geschäft und auch nicht dein Krieg. Und ich würde dir empfehlen, dich da rauszuhalten. Sonst kommst du nur zwischen die Räder.«
    Johanna empfand die Auseinandersetzung als Niederlage und sich selbst als grottenschlecht. Aber als sie wenige Minuten später zur Stabilisierung ihres Kreislaufs ein Glas Mineralwasser am Bierstand zu sich nahm, stellte sie erstaunt fest, dass sie während der Diskussion keinerlei Atemprobleme bekommen hatte.
    Gewöhne ich mich etwa an den Stress, fragte sie sich. Stabilisiert sich langsam alles bei mir? Kann man auf so einem hohen Level von Adrenalin lange leben?
    Sie überlegte, was sie noch tun könnte. War der Weg zur Polizei eine Möglichkeit? Was sollte sie dort erzählen? Was konnte sie dem TÜV sagen oder dem Ordnungsamt?
    Sie rechnete nicht damit, ernst genommen zu werden. Stattdessen würde irgendwann einer der Wagen aus dem Looping fliegen. Vielleicht nicht gleich in der ersten Runde. Vielleicht hatte er nur ein paar Schrauben gelockert und wartete nun darauf, dass sie sich selbst durch das Geruckele vollständig lösten.
    In zwei Stunden sollte es losgehen. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.

16
    Die Erntekönigin in Hude war noch viel schöner als die amerikanische Austauschschülerin, die unbedingt das Delmenhorster Nachtleben mit Leon unsicher machen wollte. Und auch sie wirkte äußerst interessiert an Leon.
    Sie machte ihm keine so eindeutigen Angebote wie Megan Black, aber sie zeigte ihm schon mit Gesten und Blicken, dass er ihr sehr gefiel.
    Was ist los?, fragte Leon sich. Wieso fahren plötzlich die Frauen so auf mich ab und dazu noch solche tollen, die mich früher nicht angeguckt hätten? Hängt das wirklich mit meiner Funktion zusammen, weil ich als Journalist komme? Oder hat es etwas damit zu tun, dass ich gestern Nacht zum Tier geworden bin und Volker Krüger zusammengeschlagen habe?
    Ja, er fragte sich das tatsächlich. Hatte er jetzt etwas in seiner Aura? Hatte sich seine Ausstrahlung verändert? Es kam ihm so vor, als sei er männlicher, auf eine archaische Art zum Krieger geworden.
    Mochten Frauen so etwas? Bei Johanna konnte er damit überhaupt nicht punkten, aber die Erntekönigin und Megan Black wussten gar nicht, was er getan hatte. Sie spürten nur, dass er nicht war wie viele andere seiner Generation. Er war kein verzogenes Weichei, er hatte Durchsetzungskraft und war bereit, für die Seinen einzustehen.
    Ein bisschen verschämt legte er die linke Hand auf die rechte, so dass die Erntekönigin nicht gleich seine Pflaster sah. Er hatte sich vorgenommen, dieses Gespräch mit einer Frage zu beginnen, die nichts mit Landwirtschaft zu tun hatte, nichts mit Schönheitswettbewerben oder Ähnlichem.
    »Darf ich Sie etwas ganz Persönliches fragen?«
    Sie nickte und lächelte brav.
    »Welches Buch lesen Sie gerade, und was war im letzten Jahr Ihr Lieblingsroman?«
    Er hatte sich diese Frage ausgedacht, lange bevor er diese junge Frau gesehen hatte. Sie war aus seinen

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