Neongrüne Angst (German Edition)
doch nichts Böses. Ich habe wirklich den Verdacht, dass …«
»Einen Verdacht hast du also! Hast du irgendwas gesehen? Ist das hier irgend so ’ne Scheiß-Radiosendung, in der man hochgenommen wird? Nicht mit mir. Auf so was fällt ein Dieter Hauser nicht rein.«
Johanna trat einen Schritt zurück. Die körperliche Präsenz dieses Mannes schüchterte sie zu sehr ein. Sie bereute jetzt, ihn angesprochen zu haben. Mit der Eisprinzessin wäre es vielleicht einfacher gewesen.
Aber die war jetzt sehr schmallippig geworden und wirkte gar nicht mehr so elfenhaft wie beim ersten Eindruck.
»Hör mal, Mädchen«, sagte sie, »was immer du glaubst, gesehen oder gehört zu haben, behalt es für dich. Wenn du die Polizei rufst oder das Ordnungsamt und die uns hier den Laden dichtmachen, dann machen wir dich für den Schaden verantwortlich, der uns entsteht, ist das klar?«
»Ich … ich versuche doch nur, Menschenleben zu retten«, stammelte Johanna und wusste, dass sie ihr kein Wort glaubten und sie für eine völlig lächerliche Hysterikerin hielten.
Die Körperhaltung der beiden sprach Bände. Sie redeten gleichzeitig. Die Frauenstimme war nur viel höher als die des Bodybuilders.
Okay, dachte Johanna sich, wenn ich die beiden nicht überzeugen kann, dann muss ich eben die Polizei oder das Ordnungsamt anrufen.
Sie versuchte, sich langsam zu entfernen, aber immer, wenn sie einen Schritt rückwärts machte, traten die beiden vor.
Das weißhaarige Muskelpaket versuchte, seitlich neben sie zu kommen, um ihr den Weg abzuschneiden.
»Was läuft hier eigentlich?«, fragte er eindringlich. »Sag mir sofort die Wahrheit. Wo, verflucht nochmal, sind meine Söhne? Du weißt doch Bescheid, ich sehe es dir an der Nasenspitze an.«
»Ihre Söhne? Was ist mit ihren Söhnen? Ich weiß nichts von ihnen.«
»Erzähl keinen Mist. Was ist hier gestern Abend passiert?«
Die Eisprinzessin hakte nach: »Wo sind Ken und Boris?«
Dann klatschte sie sich mit der Hand gegen die Stirn und sagte: »Ja klar!« Sie begann zu lachen. »Die beiden haben bestimmt einen draufgemacht und sind versackt. Und schicken jetzt die Kleine, die uns hier irgendeinen Mist erzählen soll, weil sie das Fahrgeschäft nicht eröffnen können.«
»Guter Witz. Selten so gelacht«, zischte der Schwarzenegger-Verschnitt.
»Glaubst du, dass ich mich jetzt hier hinter die Kasse setze? Meinst du, ich hätte sonst nichts zu tun? Ja, jetzt guck mich nicht so an mit deinen himmelblauen Augen!«
»Sie wissen also nicht, wo Ihre Söhne sind? Und die betreiben hier sonst den Looping?«, fragte Johanna. Sie ahnte Schlimmes.
»Sag mal, ich kenn dich doch«, sagte plötzlich die Eisprinzessin. »Hast du gestern hier nicht so ’ne Show abgezogen? Na klar. Du warst das!«
Sie wandte sich an den Weißhaarigen: »Die hat gestern schon mal versucht, uns Schwierigkeiten zu machen. Erst hat sie sich raustragen lassen, dann ist sie unten noch mal malerisch zusammengebrochen, und alle möglichen Typen haben sich als Retter aufgespielt. Die will, dass man uns hier die Bude dichtmacht.«
Damit traf sie bei dem alternden Mister Universum ins Zentrum. Sein Kiefer begann zu mahlen, als würde er bereits auf den Knochen seiner Beute herumkauen. Seine Augen bekamen einen stechenden Blick.
»Dann weiß ich, wer dich schickt, du kleines Luder. Aber wir werden keine Schutzgelder bezahlen.«
Johanna hob die Arme hoch.
»Na klar«, sagte sie. »Ich bin von der Mafia. Das alles ist eine Schutzgelderpressung. Erst habe ich einen Ohnmachtsanfall vorgetäuscht, dann Ihre Söhne entführt, und jetzt hetze ich Ihnen auch noch die Leute vom TÜV auf den Hals. Aber Paranoia hat hier keiner, oder?«
Es tat Johanna leid, das gesagt zu haben, weil sie plötzlich befürchtete, dass keiner von den beiden wusste, was Paranoia war. Und wenn, dann hätte man ihr sicherlich das Gleiche nachsagen können.
Der Muskelmann beugte sich jetzt zur Eisprinzessin runter: »Wir werden pünktlich anfangen, Christa. Und wenn meine Söhne bis dahin nicht da sind, dann schmeiß ich sie raus. Ich hab’s bis hier. Es ist endgültig Feierabend mit ihren Eskapaden!« Er zeigte auf ein paar Schaustellerbuden am Ende des Platzes. »Sieh zu, dass du Horst findest und Yannick. Dann sollen die das hier eben schmeißen.«
Der Eisprinzessin schien die Entscheidung zu gefallen. Sie nickte, und mit einem Gesicht voller Genugtuung warf sie ihre Haare nach hinten, um ganz schnell wieder zu der süßen, kleinen,
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