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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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war?«
    »Nee, wirklich nicht. Mir hat einer von hinten eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und zugehauen. Es gehört nicht zu den zehn schönsten Erlebnissen meines Lebens, wenn du mich fragst.«
    »Bist du ohnmächtig geworden? Hattest du eine Gehirnerschütterung?«
    »Die sagen im Krankenhaus, ich hätte einen stabilen Schädel. Aber ich sollte so was besser nicht öfter machen. Beim Motorradfahren trage ich einen Helm – da ist mir noch nie was passiert.« Er klopfte auf den Helm. Es machte Klock-Klock. »Aber wenn sie mir einen Baseballschläger über den Kopf ziehen, dann habe ich nur ’ne Plastiktüte auf.«
    Er grinste sie an. In diesem Moment hätte sie ihn am liebsten geküsst.
    Sie tat es aber nicht. Es war alles schon kompliziert genug.

41
    Leon kam sich zwar wie ein Verräter vor, doch er händigte den Unfallbeteiligten die Adresse von Johanna Fischer aus. Er hatte keine Lust, heute schon wieder Kommissar Büscher oder Frau Schiller zu begegnen.
    Er ging zu seinem Fiat zurück und fuhr nach Delmenhorst in die Redaktion des Kreisblattes.
    Schräg gegenüber, vor der Buchhandlung Decius, stand Megan Black. Ihr langes, blondes Haar schien in der Spiegelung des Schaufensters noch strahlender zu leuchten. Leon konnte es selbst kaum glauben, aber sie hatte offensichtlich auf ihn gewartet. Und das nicht erst seit zehn Minuten.
    Sie winkte ihm. »Hello!«
    Er sah auf die Uhr und wusste, dass er sie schon allein damit beleidigte. Sie war nicht daran gewöhnt, dass junge Männer etwas anderes zu tun hatten, als mit ihr auszugehen und ihr den Hof zu machen.
    Sie kam auf ihn zu, jeder Schritt eine Offenbarung. Jeder Augenaufschlag ein Versprechen.
    Leon fühlte sich gleich unter Druck. Sie erwartete etwas von ihm. Er musste sie zumindest auf eine Tasse Kaffee einladen. Dem würde eine weitere Verabredung folgen.
    Einerseits fühlte er sich geehrt, ja glücklich, andererseits hatte er überhaupt keine Zeit für sie, und er hatte einen sicheren Instinkt dafür, dass ein näherer Kontakt mit ihr sein Leben aus den Fugen bringen würde.
    Er schmunzelte über den Gedanken. Als ob es nicht schon chaotisch genug wäre …
    Die Tür flog auf, und sein Chefredakteur stand vor ihm. Lachend öffnete er die Arme. »Na, mein Lieber, ich hoffe, Sie überraschen mich mit einer guten Arbeit! Ich habe noch nichts auf dem Schreibtisch …«
    »Ich … ich bin so gut wie fertig«, sagte Leon und schielte zu Megan hinüber.
    »Ist das Ihre neue Flamme, Sie Glückspilz?«
    »Ja – das heißt, nein«, antwortete Leon.
    Ralf Freitag grinste.
    Megan Black zog die Schultern hoch und machte ein fragendes Gesicht. Weil Leon nicht darauf reagierte, formulierte sie den Satz in glasklarem Deutsch: »Ist das dein Vater?«
    Am liebsten hätte Leon gesagt: Nein, leider nicht . Er erschrak dabei, als sich dieser Satz in ihm formte, und ließ ihn deshalb nicht heraus. Ihm wurde klar, dass er schon lange nicht mehr stolz auf seinen Vater sein konnte, so wie er als kleiner Junge stolz auf ihn gewesen war, wenn er vom Angeln mit einem großen Hecht nach Hause zurückkam.
    Leon schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Na, dann will ich mal nicht länger stören«, sagte Ralf Freitag mit verständnisvollem Lächeln, fügte dann aber mahnend hinzu: »Ich habe jetzt einen Termin. Aber heute Mittag will ich Ihren Text sehen.«
    »Schon klar. Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versprach Leon.
    Dann ging er doch mit Megan einen Kaffee trinken. Sosehr sie ihn auch beflirtete, er schaffte es nicht, sich auf das Gespräch mit ihr zu konzentrieren. Ein Teil seines Gehirns war bei dem Zeitungsartikel, den er fertigstellen musste, und der andere Teil beschäftigte sich mit Johanna und den Ereignissen der letzten Nacht.
    Immer wieder schielte er auf sein Handy. Megan wirkte schon ziemlich angesäuert, versprühte aber Charme ohne Ende, als ginge es darum, hier einen Pokal zu gewinnen.
    »Entschuldige, ich warte auf einen wichtigen Anruf. Rein beruflich«, sagte er, und es klang wenig glaubwürdig.
    »Sure?«, fragte sie.
    Wieso, fragte er sich, geht Johanna nicht ans Handy. Was ist los mit ihr? Inzwischen hatte die erste große Pause an der Edith-Stein-Schule begonnen. Warum schreibt sie mir jetzt nicht wenigstens eine SMS?
    »Entschuldige bitte«, sagte er zu Megan. »Ich habe leider eine wichtige Sache zu erledigen. Wir sehen uns noch.«
    Er richtete den Zeigefinger auf sie und feuerte einen imaginären Schuss ab. Sie lachte und feuerte zurück.
    Auf dem Weg

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