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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sich kaum richtig um den Schaft des Gewehrs legten.
    Er hätte es vielleicht geschafft, wenn der Deckel des Wassertanks nicht ein kratzendes Geräusch gemacht hätte, als er ihn hochhob, um an die 7.65-mm-Walther zu kommen, die er innen im Tank mit Klebeband befestigt hatte. Er hatte schon die Hand am Griff der Waffe, als ich den Sicherungsbügel am Abzug zurückschob, den abgesägten Lauf anhob und auf seine Brust abdrückte. Der Winkel war nicht besonders gut, und die Detonation der Schrotladung zerfetzte den Türrahmen in einem Schauer weißer Holzsplitter, riß ihm das Hemd von der Schulter und hinterließ eine breite Blutspur auf der Tapete, die aussah, als sei sie mit einer schnellen Pinselbewegung aufgetragen worden. Im nachhinein konnte ich nicht mehr entscheiden, ob der zweite Schuß nötig gewesen war. Aber er hatte die Walther immer noch in der Hand. Das schwarze Isolierband hing vom Lauf herunter, und der zerbrochene Deckel des Wassertanks lag in der Toilettenschüssel. Ich warf die verbrauchte Patrone aus der Kammer, schob die nächste aus dem Magazin nach, roch den Rauch und das Kordit in der Luft und drückte fast in derselben schnellen Bewegung den Abzug. Es war ein Rehposten, und die Kugel traf ihn knapp unterhalb des Herzens und schleuderte ihn zurück, so daß er mit ausgebreiteten Armen und einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht durch die gläsernen Türen der Dusche in die Badewanne fiel.
    Ich hob die warmen Patronenhülsen vom Fußboden auf und steckte sie in meine Tasche. Dann warf ich einen Blick auf Murphy in der Wanne. Die Kugel hatte sich in seinem Körper plattgedrückt und beim Austritt ein Loch von der Größe eineshalben Dollars in seinem Rücken hinterlassen. Seine Augen waren aufgerissen und starrten mich an, und sein Gesicht war vollkommen weiß, als sei durch die Wunde alles Blut aus seinem Körper geflossen. Eine seiner Hände zuckte noch krampfhaft über seinem fetten Bierbauch.
    Aber ich verspürte keine Freude bei dem Anblick.
    Ich hängte mir die Flinte wieder mittels des Kleiderbügels unter den Arm, knöpfte meinen Regenmantel zu und ging nach draußen in das Unwetter. Die Luft war kühl und roch nach nassen Bäumen und zerfetzten Blättern, die im Wind herumgewirbelt wurden, und nach dem schwefligen Geruch der Blitze, die am schwarzen Himmel über dem Golf zuckten. Der Regen rann mir über die Hutkrempe ins Gesicht, aber ich ging mitten durch die dunklen Regenpfützen auf dem Gehweg, als seien sie nicht vorhanden. In ein paar Stunden würde es anfangen zu dämmern, der Osthimmel würde sich mit dem Anbruch des neuen Tages rosa färben, die Palmen und der Strand und die Finger der Brandung, die sich über den Strand erstreckten, würden langsam immer heller werden, je höher die Sonne am Himmel stieg, und ich würde wieder in New Orleans sein und das Erlebnis dieser Nacht irgendwie in die richtige Schublade meines Lebens einzuordnen versuchen.
    Aber meine Bemühungen, mich zu beruhigen und so zu tun, als ob ich zaubern könnte, waren nur selten von Erfolg gekrönt. Der Wind heulte die ganze Nacht hindurch und auch noch am nächsten Morgen, und als ich wieder auf meinem Hausboot war, fühlte ich mich keineswegs besser oder leichter.

11
    Am Nachmittag besuchte ich Jimmie im Krankenhaus. Er lag immer noch auf der Intensivstation. Sein Zustand war unverändert, er konnte noch immer nicht sprechen. Seine Hände und vor allem sein Gesicht sahen aus, als habe man sie mit feuchter Asche bemalt.
    Um halb sechs Uhr abends fuhr ich zu Annie. Der Himmel hatte aufgeklart, und die Luft war plötzlich blau und golden, als die Sonne durch die Wolkendecke brach, aber der Wind heulte noch immer in den Eichenbäumen, die die Straße säumten, und überall in den Gärten lagen abgerissene Blätter auf dem Rasen. Sie hatte für uns Eiskaffee, Thunfischbrote und scharf gewürzte Eier zubereitet, und wir nahmen das Essen mit nach draußen auf die hintere Veranda und speisten an dem Glastisch unter dem Maulbeerbaum. Sie trug weiße Levis, eine rosa Bluse und Ohrringe mit goldenen Reifen, mit denen sie aussah wie ein Blumenkind aus den sechziger Jahren. Ich hatte ihr weder von Jimmie noch von meinen Erlebnissen in Biloxi erzählt, aber irgendwie hatte sie intuitiv meine Stimmung erfaßt, als ich durch die Tür trat, und als ich jetzt so dasaß, den Teller halb leer, zeigten sich auf ihrem Gesicht wieder die Angst und die Verständnislosigkeit ob der Tatsache, daß sie gezwungen war, sich mit

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