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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einer gewalttätigen und unergründlichen Welt auseinanderzusetzen.
    »Was ist los, Dave? Kannst du mir nicht ein bißchen Vertrauen schenken? Muß denn jeder von uns seinen eigenen, abgegrenzten Bereich haben, in den wir den anderen nicht reinlassen?«
    Also erzählte ich ihr von Jimmie.
    »Ich dachte, es hätte schon in der Zeitung gestanden«, sagte ich. »Er ist ziemlich bekannt unten im French Quarter.«
    »Diese Dinge –« begann sie.
    »Ich weiß, du liest solche Geschichten nicht gern.«
    Sie wandte den Blick ab, und ihre Augen verrieten, daß sie verletzt war.
    »Tut mir leid. Jimmie kommt vielleicht nicht durch, und außerdem bin ich vielleicht nicht mehr da, um ihm zu helfen. Ich steck im Moment in ziemlichen Schwierigkeiten.«
    Ihre blauen Augen musterten mich aufmerksam.
    »Die Rosen und die Pralinen neulich in dem Laden«, sagte sie. »Das war also der Grund, warum du mich nicht sehen wolltest. Du warst auf dem Wege irgendwohin und dachtest, ich würde dich davon abhalten.«
    »Es gibt keinen Grund, warum ich dich mit meinen Problemen belasten sollte. Wenn man jemand liebt, dann heißt das doch nicht, daß man ihm Kummer machen sollte.«
    »Dave, warum glaubst du eigentlich, du bist der einzige Mensch, der Kummer und Sorgen zu tragen hat? Eine Beziehung zwischen zwei Menschen ist mehr als bloß miteinander zu schlafen, jedenfalls für mich. Ich möchte nicht nur auf Teilzeitbasis deine Geliebte sein. Aber wenn du darauf aus bist, unsere Beziehung kaputtzumachen, dann mach ruhig so weiter und behandle mich wie jemanden, der nichts vertragen kann und immer beschützt werden muß.«
    »Ich werde dir heut abend weh tun müssen, und ich weiß nicht, wie ich das vermeiden kann.«
    »Ich verstehe nicht. Was soll das heißen?«
    »Ich war gestern abend drüben in Biloxi und mußte Philip Murphy töten.«
    Ihr Gesicht verzerrte sich, und ich sah, wie sie heftig schluckte.
    »Er hat mir keine Wahl gelassen«, sagte ich. »Ich schätze, ich hatte so was ähnliches vor, als ich rüberfuhr, aber es ist ein Unterschied, ob man mit einem solchen Gedanken spielt oder sich bewußt entscheidet, so was zu tun. Ich wollte ihn eigentlich mit nach New Orleans bringen, aber ich wurde irgendwie unvorsichtig, und er merkte das und glaubte, er könnte mich umlegen.«
    »War er derjenige, der auf deinen Bruder geschossen hat?« Ihre Stimme klang jetzt leise, und ihre Augen waren voller Schmerz über das, was ich ihr gesagt hatte.
    »Ich glaub nicht.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es wird nicht lange dauern, bis jemand die Leiche findet. Bei diesem Wetter, selbst wenn die Klimaanlage an ist –«
    Ich sah, wie sie den Mund zusammenpreßte und ihre Nasenlöcher sich weiteten.
    »Der springende Punkt ist der, daß man mich früher oder später festnehmen wird.«
    »Aber es war doch Notwehr.«
    »Ich bin mit ’ner Schrotflinte bewaffnet in ein Haus eingedrungen, ohne dazu ein Recht zu haben. Dann hab ich mich unerlaubt vom Tatort eines Verbrechens entfernt. Sie werden ’ne Weile brauchen, aber sie werden meine Fingerabdrücke finden und irgendwann mit einem Haftbefehl kommen.«
    »Wir müssen mit jemandem drüber reden. Es ist einfach nicht fair«, sagte sie. »Alles, was du tust, kehrt sich gegen dich. Dabei bist du völlig unschuldig. Es sind diese anderen Leute, die eigentlich ins Gefängnis müßten. Warum will das bei der Polizei niemand einsehen?«
    »Es gibt noch ’nen anderen Grund, warum ich dir das alles erzählt habe, Annie.« Ich atmete tief durch. »Murphy hat ein paar Dinge gesagt, zu denen ich dir ein paar Fragen stellen muß. Er war ein böser Mensch, der immer versucht hat, anderen einzureden, die ganze Welt sei so böse wie er. Aber wenn nur etwas von dem, was er gesagt hat, stimmt, dann bedeutet das, daß er Verbindung zu einer offiziellen Regierungsbehörde oder zumindest zu einer Person in einer solchen Behörde hatte.«
    »Was –«
    »Er hat mir gesagt, du wärst früher drüben in Kansas ein Friedens-Groupie gewesen. Er hat gesagt, du wärst schwanger geworden und hättest dein Kind verloren, als du mit einem Pferd ausgeritten bist.«
    Ich wartete. Ihr Gesicht lief rot an, und ihre Augen standen plötzlich voll Tränen.
    »Sie dringen sehr tief in dein Leben ein, nicht wahr?« fragte sie.
    »Annie –«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Das war alles. Aber du solltest dich von einem solchen Mann nicht verletzen lassen.«
    »Er ist mir völlig gleichgültig. Mir geht’s

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