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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Aber wie er wahrscheinlich selber weiß, hat’s nicht besonders viel genützt. Mit anderen Worten, liefern Sie die Nicaraguaner auf dem Ersten Revier ab.«
    Er wandte den Kopf ab und schaute mit einem Ausdruck stummer Verzweiflung zu den Pontalba-Apartments an der Ecke.
    »Ich sitze gewissermaßen in der Klemme, Lieutenant«, sagte er. »Mr. Giacano ist wirklich ein netter Arbeitgeber. Er hat die Krankenhausrechnung für meinen alten Herrn bezahlt, er hat meinem kleinen Sohn zu Weihnachten ein Fahrrad geschenkt, und er läßt niemand für irgendwas bezahlen, wenn wir in einen Club gehen. Es gibt ’ne Menge Leute, die viel springen lassen würden, um meinen Job zu kriegen. Aber er hört nicht gern Worte wie ›vielleicht‹ oder ›nein‹ von ’nem Typen, der seine Autos poliert und die Leute chauffiert. Wenn Sie wirklich nicht kommen wollen, dann würd ich Sie drum bitten, daß Sie ihn anrufen und es ihm selber sagen.«
    »Ich fürchte, Sie werden damit leben müssen, Partner.«
    »Also gut. Ich versteh zwar nicht die Bohne von Mr. Giacanos Geschäften. Ich bin auch nicht besonders ehrgeizig. Was mich nicht betrifft, das interessiert mich auch nicht. Trotzdem hab ich ein Paar Ohren. Ich bin auch bloß ein Mensch. Ich kann mich doch nicht einfach in ’ne Topfpflanze verwandeln, bloß weil die Leute sich in meiner Gegenwart unterhalten. Es geht um ’nen Typen namens Murphy. Wenn Sie kein Interesse haben, Lieutenant, dann ist das Ihre Sache. Ich hab jedenfalls meinen Job getan.«
    Ich klappte mein Buch zu und nahm einen Biß von meinem beignet . Unter den Kolonnaden an der Ecke war eine Frau damit beschäftigt, den Bürgersteig vor ihrem Laden zu fegen. ImSchaufenster hingen Würste und Käse, und ein kleiner schwarzer Junge sprühte mit einem Wasserschlauch die Kisten mit Weintrauben und Pflaumen ab, die an der Hauswand aufgereiht standen.
    »Sie können Didi Gee ausrichten, ich werde mich heut mittag um zwölf bei Mama Lido’s mit ihm treffen«, sagte ich.
    Joe Milazzo lächelte hinter seiner Sonnenbrille und steckte sich eine Zigarette in den Mund, ohne sie anzuzünden.
    »Aber bilden Sie sich ja nichts ein, Joe. Ich bin einfach ein impulsiver Mensch. Das nächste Mal können Sie sich das Geschwafel für ihre Runde als Pinselvertreter aufsparen«, fügte ich hinzu.
    Sein Gesicht verlor plötzlich jeden Ausdruck.
    Didi Gee hatte sich einen separaten Raum hinten im Restaurant reservieren lassen. Die Wände waren mit rosa- und lavendelfarbenen Vorhängen dekoriert, die man gerafft und zurückgebunden hatte, um die Illusion von Fenstern in den Wänden zu erzeugen, die mit Ansichten von venezianischen Kanälen samt Gondeln und Mandoline spielenden Gondolieri in gestreiften Hemden und flachen Hüten bemalt waren. Die Fußleisten und die Türrahmen waren mit aufgemalten Weinreben geschmückt, die sich bis zur Decke emporrankten. Die Decke selbst war mit zahlreichen grünen Weintrauben aus Plastik behängt.
    Es waren bestimmt fünfzehn Leute, die an dem langen, weißgedeckten Tisch saßen, der mit Rotweinflaschen in geflochtenen Körben, großen Schüsseln Spaghetti mit Fleischklößchen, Lasagne, Shrimps in einer scharfen Tomatensauce, bei deren Duft einem die Tränen in die Augen stiegen, und Stangen von italienischem Weißbrot beladen war, von dem sich die Gäste mit den Händen große Stücke abrissen, um sie sich geräuschvoll und mit einem Schauer von Krümeln in den Mund zu stecken.
    Wirklich eine tolle Gesellschaft, dachte ich bei mir. Ein paar von den Leuten waren alternde Kämpen, die seit den fünfziger Jahren jede Menge Bandenkriege überlebt und mehr als einmal in Angola und Lewisburg gesessen hatten und jetzt fettleibig und blähsüchtig aussahen. Ihre Kehlen waren von Zigaretten und Whiskey zerfressen, und die Haare wuchsen ihnen aus derNase und den Ohren. Daneben gab es noch ein paar Jüngere von Joe Milazzos Sorte, die so aussahen, als seien sie irgendwo auf einer Baulücke aufgewachsen. In ihren Augen war immer ein heimlicher Gedanke, den sie nie ganz verbergen konnten. Diese Leute würden jeden umlegen, selbst einen der ihren, um bei Tisch näher bei Didi Gee sitzen zu können. Alle hatten die Eßmanieren von Grottenschraten, schickten die Bedienung mit dem Essen zurück in die Küche, wenn es nicht heiß genug war, beschwerten sich über ein angeschlagenes Glas oder eine Gabel mit Kalkflecken aus der Geschirrspülmaschine. Die Inhaberin des Lokals, die alle zehn Minuten hereinkam, um zu fragen, ob

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