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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Quere gekommen sei, nicht abgenommen, und seine Empörung über die Tatsache, daß die Regierung die kubanischen Politgangster unterstützte, erschien mir im Augenblick ebenfalls reichlich unglaubwürdig. Aber wer konnte das schon genau sagen? Was die Rechtspflege anging, war Süd-Florida etwa dasselbe wie die Teersümpfe von La Brea.
    Das eigentliche Problem bestand darin, daß niemand wußte, was in Didi Gees Kopf vorging – abgesehen von Didi Gee selbst. Die meisten Polizisten ordnen Kriminelle entweder als Schwachköpfe oder als Degenerierte ein, oder wir gehen davon aus, daß die Intelligenten unter ihnen mehr oder weniger den gleichen Gesetzen der Logik folgen wie wir selbst. Die Wahrheit ist jedoch, daß absolut niemand weiß, was im Kopf eines Psychopathen vorgeht. Didi Gee war ein sentimentaler, gemeingefährlicherfetter Kerl, der einer Kellnerin genausogut ein Trinkgeld von fünfzig Dollar spendierte, wie er ihrem Mann einen Eisstichel in den Bauch rammen konnte. Damals, als er noch als Geldeintreiber für die Kredithaie drüben in Algiers gearbeitet hatte, war sein Markenzeichen ein blutbefleckter Baseballschläger gewesen, den er immer deutlich sichtbar auf dem Rücksitz seines Kabrios mit sich führte.
    Irgendwie jedoch fanden er und andere seiner Sorte immer jemanden, der sie in Schutz nahm. Journalisten behandelten sie als ehrenhafte Männer, die ihr Leben nach einem eigenen geheimen Kodex lebten, Fernsehdokumentationen beschäftigten sich ausführlich mit ihren Familien, ihrem regelmäßigen Gang zur Messe, ihrem Patriotismus – und erwähnten nur ganz kurz ihre Verbindungen mit eher halb akzeptierten Formen des organisierten Verbrechens, wie zum Beispiel Lotterien und der Unterwanderung von Gewerkschaften. Sie galten einfach als Geschäftsleute, die in ihren Praktiken auch nicht unmoralischer waren als die großen Industrieunternehmen.
    Das mochte alles richtig sein. Aber ich hatte auch ihre Opfer gesehen: kleine Gemüsehändler und Inhaber von chemischen Reinigungsbetrieben, die von ihnen Geld borgten und zu Angestellten in ihren eigenen Läden wurden; Nachtclub-Entertainer, Bier- und Fleischlieferanten, Jockeys, die ohne Erlaubnis nicht die Stadt verlassen durften; Drogensüchtige, immer auf der Suche nach neuen Eseln, die ihnen den Karren zogen; und schließlich jene, an denen ein Exempel statuiert wurde, deren Gesichter von einer Salve aus einer Schrotflinte über die Windschutzscheibe ihres Autos verteilt wurden.
    Das eigentliche Problem liegt vielleicht darin, daß die Didi Gees dieser Welt uns sehr wohl verstehen, daß nur wir sie nicht verstehen. Hatten sie einen genetischen Defekt, oder hatten sie aus freien Stücken das Böse gewählt? Ich holte tief Luft durch den Schnorchel, tauchte auf den Grund des Sees und schwamm über den grauen, welligen Sandboden hinweg. In dem grüngelben Licht rings um mich her suchten kleine Fische eilig das Weite. Das Salzwasser, in dem ich hier schwamm, enthielt die Überreste von Menschen, die für mich die größten Extreme menschlichen Verhaltens symbolisierten. Sie waren die Kinderein und desselben Schöpfers, aber das war auch schon alles, was sie gemein hatten.
    Drei Jahre zuvor war ein kleines Privatflugzeug mit einer Familie aus Tampa an Bord über dem Golf in einen starken Gegenwind geraten, hatte den gesamten Treibstoffvorrat aufgebraucht und dann draußen auf dem See, rund zehn Meilen vom Ufer, eine Bauchlandung gemacht. Die Familie konnte sich aus der Maschine befreien, hatte aber nur noch eine Schwimmweste. Sowohl der Vater als auch die Mutter waren gute Schwimmer und hätten sich wahrscheinlich ans Ufer oder auch bis zum Causeway, der mitten über den See führt, retten können, aber sie blieben bei ihren drei Kindern und hielten sie zwei Tage lang über Wasser. Dann versanken die Eltern und die beiden ältesten Kinder eins nach dem anderen in den Wellen. Nur das kleinste Kind überlebte, weil der Vater es an die Schwimmweste gebunden und sein Hemd als Schutz gegen die Sonne über den Kopf des Kindes gelegt hatte.
    Einige Meilen weiter westlich und knapp südlich von Morgan City lag der zerdrückte und mit Seepocken übersäte Rumpf eines deutschen Unterseebootes, das von einem amerikanischen Zerstörer 1942 versenkt worden war, als die U-Boote der Nazis hier auf der Lauer lagen und auf die Tanker warteten, die von den Raffinerien in Baton Rouge und New Orleans kamen. Krabbenfischer aus New Iberia erzählten immer wieder von den orange

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