Nephilim
gegen den Wall, warfen Zauber dagegen und ließen den Schutz ächzen wie dünnes Glas kurz vor dem Zerspringen. Doch zahlreiche Angreifer hatten es bereits in die Stadt geschafft. Sie stürzten sich auf die Nephilim, die aus ihren Häusern gekommen waren und auf die Portale zueilten, die wie blaue Fontänen überall in der Stadt aufflammten. Lodernde Feuer überzogen den Mal’vranon und verwandelten ihn in das stärkste Portal Bantoryns. Sein Licht würde die Nephilim in die Gänge der Schatten tragen – fort von den Engeln, fort aus ihrer Stadt, die vom Feind gefunden worden war. Doch die Angreifer schleuderten Zauber gegen die Portale und formierten sich zu einem mächtigen Wirbel, der auf den Mal’vranon zuschoss. Nando stieß einen Schrei aus, er wusste, dass sie ihn zum Einsturz bringen wollten – und mit ihm alle Schutzwälle der Stadt. Schon stellten sich ihnen Nephilim entgegen, doch Nando sah sie kaum. Er starrte auf den Wirbel der Engel, sah nur noch die zu Fratzen verzerrten Gesichter, Masken mit goldenen Augen, in denen nichts mehr lag als tödliche Kälte. Es war, als würde ein gewaltiges Ungeheuer auf die Stadt der Nephilim niederstürzen, das Maul zum alles vernichtenden Biss weit aufgesperrt.
Nando breitete die Schwingen aus. Er wusste, dass er fliehen musste, so schnell er nur konnte. Ausschließlich die Ritter der Garde hatten die Pflicht, Bantoryn im Ernstfall zu verteidigen. Doch Nando konnte nicht fliehen, er würde die Stadt der Nephilim nicht den Engeln überlassen, unter keinen Umständen. Er musste den Mal’vranon verteidigen. Noemi machte sich ebenfalls zum Abflug bereit, doch noch ehe sie sich dem Monstrum entgegenstellen konnten, schoss ein gleißendes Licht aus dem Haupttor der Akademie. Lodernd wie ein Strahl aus Flammen warf es sich den Engeln entgegen, und da sah Nando eine Gestalt inmitten des Scheins, eine Gestalt mit pechschwarzen Flügeln und einer Uniform aus Stahl und Silber. Ihr Haar flatterte hinter ihr her, so schnell raste sie durch die Luft, ihr Säbel flammte in weißem Feuer, und ihre Augen schienen schwarz zu sein wie die Gänge der Schatten. Den Mund hatte die Gestalt geöffnet, und ein Schrei drang aus ihrer Kehle, so laut und markerschütternd, dass Nando auf die Knie fiel und die Türme ringsum erschüttert wurden wie bei einem heftigen Beben. Nie zuvor hatte er einen solchen Laut gehört, einen Schrei, der wider- und widerhallte und dem etwas in ihm Antwort gab, von dem er niemals geglaubt hätte, dass er es besitzen würde. Antonio war es, der da inmitten des Lichts auf die Engel zuraste, und als er dicht vor dem Mal’vranon in der Luft stehen blieb und den Säbel vorstieß, sodass weißes Feuer aus seiner Waffe schoss, da teilte sich der Wirbel seiner Feinde und katapultierte ihre Leiber über die Dächer der Stadt, als hätten sie von einem Moment zum anderen die Kontrolle über ihren Zauber verloren. Mehrere Angreifer fuhren herum und stürzten sich auf Antonio, doch der Engel schlug ihnen Zauber aus Erz und Sturm entgegen, er riss seine Waffe durch die Luft, dass Nando nichts mehr sah als flirrendes Licht, und bewegte sich so schnell, dass jede Regung seiner Angreifer dagegen wirkte wie unter Wasser ausgeführt.
Nando spürte jeden Schlag der Engel, der den Mal’vranon traf, als massive Erschütterung durch die Stadt pulsen. Die Schutzwälle knackten hörbar, doch im selben Moment brandete eine Welle aus den Häuserschluchten herauf, die ihm den Atem stocken ließ. Die Ritter der Garde waren es, die unter Salados’ Führung auf die Engel zustürmten. In rasender Geschwindigkeit schlugen sie Breschen in die Reihen ihrer Gegner, nahmen neben Antonio Aufstellung und trieben die Engel vom Mal’vranon zurück. Krachend schlugen ihre Zauber ineinander, die Funken ihrer flammenden Schwerter fielen auf die Häuser nieder, doch schon eilten weitere Engel herbei und trieben tiefe Keile in die Kompanien der Garde. Die Ritter schrien, einige von ihnen wurden mit gebrochenen Flügeln durch die Luft geschleudert und schlugen in den Straßen auf. Gleich darauf prasselten Pfeilhagel auf die Schwarze Brücke, unzählige Nephilim landeten verwundet auf dem stählernen Koloss. Nando riss den Kopf in den Nacken und sah die riesige Wolke aus Engelsleibern, die Frostzauber in ihre Richtung schickten, um das Bauwerk zum Bersten zu bringen. Unentwegt rasten unterdessen Pfeile über sie hinweg und machten eine Flucht umöglich. Mit aller Kraft erhielt Nando den Schutzwall
Weitere Kostenlose Bücher