Nephilim
aufrecht, während Noemi in rascher Folge Pfeile mit Spiegelzaubern zu den Engeln zurückschickte. Sie erwischte mehrere Angreifer, doch sofort drängten weitere nach, und Nando hörte die Nephilim um ihn herum schreien. Immer wieder brachen ihre Schutzwälle unter den Angriffen zusammen, viele gingen tödlich verwundet zu Boden oder fielen über das Geländer der Brücke in die Tiefe. Da ging ein Rauschen durch die Luft. Nando fuhr herum und sah die metallenen Krieger von Morpheus, die sich wie ein monströser Vogelschwarm aus dem Schlangenviertel erhoben. Die meisten stürzten sich auf die Angreifer, die beim Mal’vranon die Ritter der Garde in Bedrängnis brachten. Die übrigen schossen hinauf zur Höhlendecke und jagten den Engeln nach, die sich auf Nephilim und Portale stürzten, und zugleich raste ein weiterer Schwarm unter der Führung eines Dämons auf einem schwarzen Panther auf die Brücke zu. Drengur wirbelte sein Schwert durch die Luft, er traf Engel im Flug und riss seine Waffe durch ihre Leiber. Brüllend trieb er die Angreifer mit Althos von der Brücke zurück. Da brach der Flug der Pfeile zusammen, die Nephilim, die noch fliegen konnten, erhoben sich in die Luft. Mit zischenden Schwingen stürzten sie auf das flackernde Licht des Mal’vranons zu. Nando schützte sie, so gut er es vermochte, als Noemi plötzlich seinen Arm packte. »Dort unten!«, rief sie und deutete hinab zum Ufer des Flusses. Drei Engel trieben eine Gruppe von Kindern mit flammenden Peitschen auf das Wasser zu, während sie lähmende Bannzauber um die Schwingen ihrer Opfer wickelten. Schon stolperten die ersten Kinder auf den Steinen des Flusses, dessen Wellen sie ertränken sollten. Nando zögerte nicht. Mit Schwung sprang er über das Geländer, legte die Schwingen an den Körper und raste auf die Gruppe zu. Blitzschnell entwand er einem der Engel die Peitsche und wickelte sie ihm um den Leib, ehe er ihn rücklings in die Fluten stieß. Gleich darauf riss er einen weiteren Engel mit dessen Peitsche zu sich heran und schlug ihm seine metallene Faust mit solcher Wucht ins Gesicht, dass sein Gegner zusammensackte und reglos liegen blieb. Noemi war ihm gefolgt, mit einem Schrei warf sie dem letzten Engel einen Sturmzauber vor die Brust und katapultierte ihn über mehrere Dächer hinweg gegen einen Stalagmiten, von dem er bewusstlos zur Straße hinabfiel.
Eilig lief Nando zu den Kindern, die starr vor Schreck dastanden, löste die Bannzauber um ihre Schwingen und deutete eine schmale Gasse hinauf. »Schnell!«, rief er und packte zwei von ihnen an den Armen, um Bewegung in die Gruppe zu bekommen. »Dort liegt ein Portal, beeilt euch!«
Als hätten seine Worte sie aus ihrer Starre gerissen, setzten die Kinder sich in Bewegung. Noemi legte einen Schutzwall über sie und eilte vorne weg, Nando sicherte die Gruppe von hinten. Die Engel hatten den Nebel der Ovo mit Bannzaubern verschlossen und so eine Flucht der Nephilim in diese Richtung vereitelt. Es blieben nur noch die Portale der Stadt. Immer wieder stießen Engel auf sie herab, doch Noemi warf ihnen mächtige Zauber entgegen, und als das Portal am Ende der Gasse auftauchte, ging ein Schrei der Erleichterung durch die Gruppe der Kinder.
Doch im selben Moment zerriss ein Kreischen die Luft, dicht gefolgt vom Zischen ledriger Schwingen. Nando fuhr herum und sah zu seinem Schrecken zwei Dutzend Harpyien, die ihnen in rasendem Tempo nacheilten.
»Bring die Kinder in Sicherheit!«, rief er Noemi zu. »Ich werde sie aufhalten!«
Noemi sah ihn an, ein Schatten huschte über ihr Gesicht, als sie die Schwärme der Harpyien erblickte. Dann nickte sie und eilte mit den Kindern weiter die Gasse hinauf. Nando bekam kaum noch Luft, doch er stand regungslos, während die schwarzen Leiber seiner Verfolger sich in der schmalen Gasse zu einer Wolke aus klebriger Dunkelheit vereinten. Er rief sich die Gesichter der Kinder in Erinnerung, die Furcht in ihren Augen, er meinte, ihre Füße auf dem Asphalt zu hören und ihre Schwingen in der Luft, als sie auf das Portal zustürzten. Langsam holte er Atem und fixierte die Harpyien mit seinem Blick. Keines dieser Kinder würde ihnen zum Opfer fallen.
Die Schwingen der Untiere kratzten mit schrillem Geräusch über die Häuserwände, aus ihren Kehlen drangen heisere Schreie. Nando wartete, bis er die Kälte ihrer Körper auf seinem Gesicht fühlte, dann stieß er die linke Faust vor.
»Halor Ispethon!«, brüllte er, und ein Schleier aus blauem Feuer
Weitere Kostenlose Bücher