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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zurückzuziehen, jene Flammen, die gerade in diesem Moment nach den Händen deiner Tante greifen, die ihr Haar verzehren werden und die Tränen, die sie um dich weint. Folge mir, und ich werde ihr das Leben schenken.
    Nando öffnete die Augen. Er sah in das makellose Gesicht des Teufels.
    Willst du den Menschen sterben lassen, den du am meisten auf der Welt liebst? Das hast du schon einmal getan, mein Sohn. Du hast schon einmal versagt.
    Die Worte glitten über Nandos Haut, er hörte Maras Schreie in sich widerhallen, sie zerrissen ihn, er konnte sie nicht ertragen. Etwas in ihm wollte die Hand heben, wollte nicken und dem Teufel bedeuten, dass er ihm folgen würde, ganz gleich, zu welchem Ziel, wenn er sie nur rettete. Doch er tat es nicht. Stattdessen schaute er Luzifer ins Gesicht, schaute in dessen goldene Augen und schüttelte langsam den Kopf.
    Das hier , flüsterte er und spürte, wie ihn diese Worte seine gesamte Kraft kosteten, sind meine Gedanken.
    Damit wandte er sich vom Teufel ab, dessen Stimme verstummte in ihm, und Nando schaute in ein anderes Gesicht, ein regloses Gesicht mit schwarzgoldenen Augen.
    Antonio lächelte ein wenig, als Nando ihn betrachtete. Der Staub des Mohns zog über seine Haut, und Nando hörte seine Stimme so deutlich, als würde der Engel tatsächlich zu ihm sprechen. Das ist es, was Helden tun. Sie geben ihr Bestes, Nando. Aber sie verzweifeln nicht.
    Nandos Kehle zog sich zusammen. Aldros tauchte in Antonios Augen auf, er lächelte. Es war ein Lächeln voller Schmerz und gleichzeitig voller Mitgefühl, und Nando sah zu seinem Schrecken, wie Luzifer sich in Aldros aufbäumte, wie er versuchte, erneut die Macht über ihn zu erlangen. Aldros schwankte, als er ihn zurückdrängte, und er zitterte, als er langsam den Mund öffnete und leise zwei Worte über seine Lippen kamen.
    Töte ihn , sagte der Teufelssohn, und es war, als würde er Nando inmitten der Finsternis sehen, in der dieser sich befand.
    Langsam versank Aldros in Antonios Augen, und als auch der Engel verschwunden war, spürte Nando noch immer die Präsenz des Teufels dicht bei sich. Die Finsternis um ihn herum erhellte sich, der Knauf seines Schwertes lag kühl in seiner Hand, und schwere Schritte kamen direkt auf ihn zu. Doch er rührte sich nicht.
    Ich mag ein Narr sein , sagte er und sah Luzifer in die Augen. Und du magst glauben, dass ich schwach bin, weil du es nicht besser weißt. Aber ich sage dir: In Wahrheit bin ich stark, und deswegen solltest du mich fürchten. Denn in mir liegt eine Kraft, die mich leitet. Sie hält die Welt zusammen, sie verbindet mich mit ihr, sie lässt mich ihren Herzschlag hören, und sie hält mich schwebend zwischen Licht und Schatten. Ja, sie ist selbst Licht und Dunkelheit, Fallen und Fliegen. Sie, Vater, ist die größte Stärke dieser Welt.
    Nando hielt inne, er sah das Erstaunen in den Augen des Teufels und gleich darauf den Zorn, der dunkel darin aufwallte.
    Doch du verstehst nichts von ihr, flüsterte Nando und lächelte grausam. Denn sie ist alles, was du verloren hast!
    Mit diesen Worten packte er sein Schwert und riss es in die Luft. Er sah noch, wie seine Klinge die Wange des Teufels streifte, wie Blut aus dessen Haut rann und nichts als Entsetzen über sein Gesicht flammte. Dann zerbrach die Finsternis um Nando herum. Seine Waffe traf Bhroroks Schulter, der Dämon wich zurück. Nando sprang auf die Beine. Er fixierte Maras Blick, die Flammen griffen nach ihrem Gesicht, doch Nando hob die Arme, und ein Brüllen entwich seiner Kehle, das die Luft zum Erzittern brachte. Gleißendes Licht brach aus seinen Händen, krachend schlug es in die schwarzen Flammen des Teufels ein. Er spürte, wie er in die Finsternis dieses Feuers stürzte, fühlte seinen eigenen Schrei auf den Lippen, als er die Flammen durchdrang, ihre Rätsel, ihre Lockungen, bis er auf dem schmalen Seil innehielt. Flammen strömten durch seine Adern, und da riss er die Fäuste in die Luft und schickte Licht und Schatten in das schwarze Feuer des Teufels. Funken sprühten, Nando spürte sie wie Nägel in seinem Fleisch, doch er sah, wie sich die Dunkelheit rot verfärbte, wie die Flammen von Mara zurückwichen, und er zog das Feuer in die Luft, bis es über dem Wrack schwebte. Bhrorok näherte sich, Nando fühlte dessen Zorn, aber er wandte den Blick nicht ab. Er dachte an seine Eltern, spürte wieder die Flammen auf seinem Gesicht, hörte die Schreie seiner Mutter, doch im gleichen Moment durchströmten ihn

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