Nephilim
erhoben sich die Pflastersteine in die Luft. Nando wich zurück, er wirkte einen Flammenschleier zwischen den Händen, während Bhrorok die Steine zu einem Wirbel über seinem Kopf formte. Gleißende Lanzen aus Licht schossen aus Nandos linker Faust, sie verbrannten zahlreiche Steine zu Staub, doch da entließ Bhrorok den Wirbel, der donnernd auf seinen Gegner zuraste. Die ersten Reihen verkohlten unter Nandos Flammenschleier, doch die anderen eilten ungehindert auf ihr Ziel zu. Im letzten Moment warf er sich einen Sturmwind in den Rücken und erhob sich in die Luft. Die Steine krachten unter ihm gegen die Hauswand, eilig jagte Nando über die Dächer davon, doch Bhrorok folgte ihm. Donnernd rasten schwarze Blitze hinter ihm her, und obgleich er mächtige Spiegelzauber zurückwarf, gelang es ihm nicht, den Dämon zu verwunden.
Schwer atmend legte er die Schwingen an den Körper und landete auf dem Sternenplatz, der noch immer von dem Höllenriss durchzogen wurde. Blutspuren bedeckten das Pflaster, die Ruinen des Mal’vranons ragten unwirklich in die Höhe, und für einen Augenblick sah Nando wieder das Chaos der Schlacht, ehe er hinabstarrte in den rot glimmenden Riss, in dessen Tiefen es grollte, als würde jeden Moment ein neuer Schrecken aus ihm entspringen. Aschewolken, flammende Schleier und heiße Dämpfe stiegen daraus auf, die Schleier wehten wie Geister über den Platz, und noch während Nando sie auf seinem Gesicht spürte, hob er den Blick. Die Hölle hatte einen Sieg über diese Stadt errungen. Er würde nicht dulden, dass dergleichen noch einmal geschah.
Er wandte sich von dem Höllenriss ab und betrachtete den roten Staub des Mohns, der über das Pflaster wehte. Bhrorok jagte über die Dächer heran, doch Nando nahm ihn nur als Schemen wahr. Er hörte den Wind, der seine ersten Schritte in Bantoryn begleitet hatte, und er sah Antonio vor sich, wie er gemeinsam mit ihm durch die Straßen ging, wie er lächelnd den Blick wandte und ihn ansah, und als Bhrorok auf dem Sternenplatz landete, hob Nando sein Schwert. Leise setzte er es in weiße Flammen. Die höhere Magie strömte durch seine Adern, er spürte ihre Hitze, ihre Kälte, und er fühlte den Wüstensand auf seiner Haut, der von einer Stimme zu ihm getragen wurde. Flüsternd strich sie durch seine Gedanken, glomm in Bildern vor seinem inneren Auge auf, rief ihn und lockte ihn. Doch er hörte nicht auf sie.
Unverwandt fixierte er die schwarzen Augen des Dämons, der auf der anderen Seite des Höllenrisses stand, von dessen Schleiern umschmeichelt wurde und flammende Dolche in seinen Fäusten entfachte. Er betrachtete die Schwere seines Körpers, die Kraft in seinen Armen, er taxierte seinen Gegner, wie Drengur es ihm gezeigt hatte, und schob sämtliche Gefühle beiseite. Vor ihm stand nicht länger Bhrorok, der Scherge des Teufels, der ihn verabscheute und die Welt in den Untergang treiben wollte, und Nando sah nicht mehr den Dämon, der Antonio und Yrphramar getötet und Noemi schwer verwundet hatte. Wie Erinnerungen flammten diese Gedanken in ihm auf und glitten hinein in das Licht seines Schwertes. Vor ihm stand ein Krieger, der ihn töten würde – wenn er ihm nicht zuvorkam.
Zeitgleich erhoben sie sich in die Luft. Ihre Waffen flammten auf, und als sie über dem Höllenriss zusammenschlugen, da fühlte Nando keinen Schmerz. Er spürte die Funken, die in knisternden Kaskaden in den Abgrund unter ihnen stoben, doch er sah nichts als die Finsternis in Bhroroks Augen, die der Wüstenstimme in seinem Inneren Antwort gab – und er empfand nicht mehr als den festen Willen, ihr Widerstand zu leisten.
Mit einem Schrei stieß er Bhrorok von sich und hieb nach dem Dämon, doch dieser sprang zurück. Zischend rasten seine Dolche auf Nando zu und streiften dessen Wange. Blut rann über Nandos Gesicht, aber er zwang Schmerz und Zorn in ihren Käfig zurück. Eilig schoss er hoch in die Luft und sprang über Bhrorok hinweg. Direkt über dem Dämon entließ er einen Blitzzauber aus seiner metallenen Hand, krachend schlug er in Bhroroks Rücken ein und ließ ihn taumeln. Nando rollte sich dicht neben dem Höllenriss auf den Steinen ab, doch während Bhrorok einen Donnerzauber in seiner Faust sammelte, formte er gleichzeitig die flammenden Schleier auf Nandos anderer Seite zu einem Wolf aus Feuer. Mit weit aufgerissenem Rachen sprang er über den Platz, Bhrorok riss die Faust in die Luft, er wollte Nando zwischen seinen Zaubern zermalmen wie eine Figur aus
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