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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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dass du die Sprache der Menschen hast lernen können«, erinnerte Adam David seine Tochter.
    »Nicht ausschließlich. Ungarisch und Türkisch habe ich in Kursen gelernt, die vom Arbeitsamt angeboten werden.«
    »Also wieder fremdfinanziert.«
    »Weißt du was?«, ächzend löste sich Mika aus dem Schneidersitz. »Ich hab’ eigentlich gar keinen Bock darauf, mit dir zu diskutieren.« Sie stemmte sich von der Couch hoch und ließ ihren Vater zurück. Ob sprachlos, arrogant grinsend oder wie auch immer Adam David aussah, wenn er sich als Sieger fühlte. Mika war es einerlei. Sie wollte jetzt nur Timeas Stimme hören. Wissen, dass alles gut werden würde.
    »Ja?«, hallte es knapp nach dem zehnten Klingelton aus dem Hörer.
    »Ich hoffe mal, dass du deine Kunden nicht auch so begrüßt«, sagte Mika schmunzelnd.
    »Keine Sorge«, erwiderte Timea, »normalerweise melde ich mich so, wie es sich gehört.«
    Diese sanfte Stimme rieselte warm durch Mikas Körper und schwemmte alles Negative des vergangenen Tages weg. Mika war glücklich. »Deine abnormale Begrüßung hat jetzt aber nichts mit mir zu tun?«, fragte sie lächelnd.
    »Auf keinen Fall«, stellte Timea sofort klar und schwieg anschließend.
    Mika lauschte Timeas Atmen, während sie im Zeitlupentempo ihr Zimmer durchquerte. Sie stellte sich vor, wie Timea an ihrem Schreibtisch saß. Vielleicht auch die Augen geschlossen. Mikas Atmen lauschend.
    »Mika«, sagte Timea in die Stille hinein.
    »Ja?«, sagte Mika. Ihre Schritte wurden immer langsamer.
    »Es ist schön, dass du anrufst.«
    Als wäre sie an eine unsichtbare Wand gestoßen, stoppte Mika. Inmitten ihres Zimmers. Es kam selten vor, dass Timea ihre Gefühle so uneingeschränkt zugab. Außerhalb des Bettes. Wieso konnte sie nicht immer so sein? Das Wissen, dass es wieder diese anderen Momente geben würde, trieb Mika die Tränen in die Augen.
    »Bist du noch dran?«, erklang wieder Timeas sanfte Stimme.
    »Ja … doch … sorry«, stammelte Mika.
    Warum musste Timea ein Lachen haben, das einem durch und durch ging? Um sich nicht völlig darin zu verlieren, dachte Mika an ihren ersten Tag in der Villa Illay – okay, schlechte Idee. Denn sofort erinnerte sich ihr Körper an die Gefühle, die sich breitgemacht hatten. Vielleicht, wenn sie …
    »Falls du angerufen hast, um mit mir zu reden, solltest du langsam damit anfangen.« Timeas Stimme war ein leichtes Schmunzeln anzuhören. Sie ahnte offenbar, wie durcheinander Mika war.
    »Ich bin etwas konfus, tut mir leid«, erklärte Mika, nachdem sie mehrmals hart geschluckt hatte. »Aber mein Vater bringt mich manchmal zur Weißglut.«
    Timea lachte. »Was ja die wenigsten Menschen schaffen.«
    »Nur die, die mir nahe stehen«, gab Mika zurück. Sie schlüpfte aus den Schuhen und entledigte sich ihrer Jeans.
    »Aha. Dann darf ich mich geehrt fühlen, wenn du in meiner Gegenwart explodierst.«
    Mika musste ein seltsames Bild abgeben. Das Hemd halb ausgezogen, das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Bewegungslos. Bis auf den Brustkorb, der sich mit Luft vollsog und dann ebenfalls stockte.
    »Ich meine«, sagte Timea rau. Stoppte. Fuhr hastig fort. »Was war denn mit deinem Vater?«
    »Er ist manchmal einfach nur ätzend«, schimpfte Mika. Sie schaffte es endlich, die Alltagsklamotten aus- und einen bequemen Pyjama anzuziehen.
    »Wenn du darüber reden willst«, bot Timea an.
    »Ein anderes Mal vielleicht.«
    »Was treibst du eigentlich die ganze Zeit, Mika?«, fragte Timea. »Ich höre nur rascheln, dann bist du kaum zu hören, ganz weg und wieder da.«
    »Ich hab’ mich nur bettfertig gemacht«, antwortete Mika. Um kein Kribbeln aufkommen zu lassen, redete Mika schnell weiter. »Dein Tag war wohl auch nicht so besonders. Oder warum warst du vorhin so genervt?«
    »Ach, ich hab’ einen Termin gehabt, der etwas unangenehm war. Aber jetzt geht es wieder.«
    Insgeheim hatte Mika die Hoffnung, dass ihr Anruf dafür verantwortlich war, dass es Timea wieder besser ging. Ein schöner Gedanke.

~*~*~*~
    L ächelnd betrachtete Timea ihr Handy, bevor sie es auf den Schreibtisch legte. Sie hatte jetzt geschlagene zwei Stunden mit Mika geredet. Gelacht. Sich wohlgefühlt. Und sich gewünscht, dass Mika bei ihr wäre. Das Überraschende war, dass Timea keine Sekunde an Sex gedacht hatte. Sie hätte nur gern in Mikas Augen geschaut, als die ihr in bunten Farben von ihrer Kindheit erzählt hatte. Hätte so gern Mikas Mund gesehen, als sie lachend einzelne Anekdoten

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