Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
bieten.«
»Das würden wir auf alle Fälle, wenn du das noch einmal machst«, sagte Mika. Die Freunde besagter Freunde könnten das Ganze ausschmücken in: Blut war geflossen . Mika konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihr Verlobter am Ende knapp dem Tode entronnen wäre. Derart wollte sie Frank nun doch nicht leiden lassen. Nicht einmal virtuell.
»Keine Sorge. Das wird nicht wieder vorkommen«, versprach Frank Schöffen, als hätte er Mikas Gedanken gelesen. Seine Verärgerung hatte er im Griff. Mika erkannte sie aber am Zucken des kleinen Fingers. Es war furchtbar, wie gut sie ihren Verlobten kannte. Besser, als es ihr lieb war.
Könnte er nicht weiterhin nur der Geschäftspartner ihres Vaters sein? Und sie die Braut einer dunkelhaarigen Frau? Etwa einen Kopf größer als sie selbst. Mit dem zauberhaftesten Lächeln der Welt. Den rehbraunsten Augen. Den zärtlichsten Händen.
»Du denkst an sie«, stellte Frank Schöffen fest. Er hatte mittlerweile begonnen, sein Steak zu verspeisen.
Schweren Herzens löste sich Mika von ihrem Tagtraum. Sie seufzte leise und griff nach dem Besteck. »Stört es dich?«
»Nicht wirklich.« Frank Schöffen beugte sich leicht zu seiner Verlobten. »Es wäre nur nett, wenn du meine Anwesenheit nicht völlig vergessen würdest. Das könnte womöglich auffallen.«
Grinsend spießte Mika ein paar Pommes frites auf. »Gleiches Recht für alle, Frank«, meinte sie. »Du darfst natürlich auch an wen auch immer denken.«
»Und dann diesen verträumten Gesichtsausdruck bekommen?«, fragte Frank Schöffen gleichmütig.
»Aber sicher doch. Wenn du einen Adonis findest, der ihn hervorrufen kann«, erwiderte Mika.
»Bist du verrückt?« Peinlich berührt sah Frank Schöffen sich um.
»Der Zeitungsmensch ist schon weg. Also keine Panik, Liebster«, flötete Mika, um gleich anschließend ihren Verlobten mit einem Kopfschütteln zu bedenken. »Du musst wirklich keine Angst haben. Ich habe es versprochen. Von mir erfährt niemand was.« Es erstaunte sie immer noch, dass ihr Verlobter vom brüllenden Löwen zum verschreckten Kaninchen wurde, wenn seine Homosexualität auch nur ansatzweise zur Sprache kam.
Wenn die Welt kein Dorf gewesen wäre, hätte Mika sein Geheimnis auch niemals entdeckt. Stattdessen war sie dem knallharten Geschäftsmann Frank Schöffen eines Tages in einer Szenekneipe, über hundert Kilometer weit weg von hier, begegnet. Und hatte ihm dabei den Schock seines Lebens bereitet.
»Ich verlass mich darauf, dass du den Mund hältst, Mika«, mahnte Frank Schöffen.
Mika lachte. »Weißt du, was ich dich schon lange mal fragen wollte?«
»Was denn?«
»Ob du das zu Hause übst. Ich stelle mir immer vor, wie du vor dem Spiegel stehst, dich so richtig böse anschaust und zu deinem Gegenüber mit dieser Paten-Stimme sagst: Zieh das bunt-gestreifte Sakko nie wieder an. Das beleidigt meine Augen und macht mich richtig böse. «
»Irgendetwas ist bei deiner Erziehung schiefgelaufen, Mikaela«, erwiderte Frank Schöffen. »Aber nichtsdestotrotz, wir müssen uns jetzt endlich auf einen Termin einigen. Da führt kein Weg dran vorbei.«
Der Appetit war Mika vergangen. Es war, als gäbe es eine Sperre in ihrem Hals. »Muss das sein?«, krächzte sie.
»Ja.« Frank Schöffen winkte nach dem Kellner. »Sie können abräumen. Und bringen Sie uns noch einen Espresso.«
Mika verzog das Gesicht. »Du musst dringend etwas gegen deinen Sprachfehler tun, Frank.«
Das verursachte eine offensichtliche Irritation bei ihrem Verlobten. »Welcher Sprachfehler?«
»Das fehlende Bitte und Danke , wenn du etwas willst oder dir jemand etwas Gutes tut.« Mika schenkte dem jungen Mann, der den Espresso vor ihr abstellte, ein strahlendes Lächeln. »Vielen Dank.«
»Danke«, sagte nun auch Frank Schöffen freundlich und bezahlte die Rechnung – inklusive eines üppigen Trinkgeldes.
Währenddessen überlegte sich Mika Hochzeitstermine. »Wir könnten am dritten August dreitausenddreizehn heiraten«, schlug sie vor.
»Mikaela. Ich habe keine Lust, darüber noch länger zu diskutieren.«
»Aber …«
»Wir haben eine Abmachung«, stoppte Frank Schöffen Mikas Versuch, sich herauszureden. »Du heiratest mich und bleibst bis Mitte nächsten Jahres meine Frau.« Er legte wieder einen Arm um Mika. »Wenn du glaubst, dass du das Ganze verschleppen kannst, um dann weniger lang mit mir verheiratet zu sein, hast du dich getäuscht.« Er sah Mika verkniffen an. »Ich gebe dir noch vier Wochen.
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