Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
fröhlich. »Meine Laune ist – wie soll ich sagen? Also … stell dir vor: ein großer Jahrmarkt. Lachen. Laute Musik. Bunte Lichter.« Mika schenkte ihrem Vater ein strahlendes Lächeln. »Also damit hat meine Laune so überhaupt nichts zu tun. Eher das Gegenteil.«
»Das habe ich befürchtet.« Adam David ging zu einer Vitrine und holte aus einer edlen Schatulle eine Zigarre heraus.
Mika kannte das Ritual. Gleich würde er die Zigarre köpfen. Rein in die Guillotine und dann – Rübe ab. Damit er sicher sein konnte, dass dieses bedauernswerte Teil auch wirklich besiegt war, musste er es selbstverständlich noch anzünden. Ein paar tiefe Züge, und nach wenigen Minuten war der Raum in beißenden Rauch gehüllt. Demonstratives Husten hielt Adam David nicht davon ab, dieses Imponiergehabe durchzuziehen.
»Nun, Mikaela«, begann Adam David und machte eine Pause, in der er den Rauch inhalierte, »gibt es endlich einen Termin für die Hochzeit?«
»Nein. Frank und ich wollen warten, bis Mama wieder da ist. Schließlich liebt sie es, Partys zu organisieren.«
»Im Gegensatz zu dir«, stimmte Adam David zu. Er setzte sich in seinen hochmodernen Ledersessel, lehnte sich zurück und legte die Beine auf den Couchtisch. »Wir haben noch nicht über deine Treffen mit Frau Illay gesprochen«, meinte er mit dem nächsten Zug an der Zigarre.
In das überhebliche Gesicht ihres Vaters zu schauen, war das Tüpfelchen auf dem i , das Mika noch gefehlt hatte. Sie hatte nun zwei Möglichkeiten. Entweder explodieren, was unansehnliche Flecken im Wohnzimmer hinterlassen und Doris beim Putzen unnötig Arbeit machen würde. Also kam das nicht wirklich infrage. Darum blieb nur oder.
»Also wirklich, Papa«, sagte sie, ging auf ihren Vater zu und setzte sich im Schneidersitz auf die unbequeme Ledercouch. »Du willst doch nicht wirklich wissen, was deine Tochter so macht, wenn sie sich mit ihrer Liebsten trifft?«
»Das wohl eher nicht«, erwiderte Adam David zwischen zwei Zügen aus der Zigarre. »Ich wollte dir eher mitteilen, dass diese Treffen von nun an der Vergangenheit angehören.«
Mika stand kurz davor, doch auf Möglichkeit eins zurückzugreifen. Wenn es helfen würde. Aber sie wusste, dass ihr Vater ohne mit der Wimper zu zucken darüber hinweggehen würde. Adam David hatte es nicht nötig, sich auf einen Streit einzulassen. Also schluckte sie den Zorn hinunter. »Ach? Wieso denkst du , dass du das entscheidest, liebster Vater?«
»Nun, liebste Tochter«, erwiderte Adam David, »deine Freundin ist doch jetzt aus dem Gröbsten raus. Oder sehe ich das falsch?«
Doch Möglichkeit eins. In letzter Sekunde konnte Mika verhindern, dass sie aufsprang und ihren Vater anfauchte. Sie biss die Zähne zusammen. Nein. Sie würde sich vor ihrem Vater nicht bloßstellen. Diesmal nicht. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie mit angezogener Handbremse.
»Du bist doch eine kluge junge Dame«, meinte Adam David. »Als solche dürftest du die Antwort kennen.« Er lehnte sich wieder zurück und ließ den inhalierten Rauch in den Raum gleiten. »Und, Mika, hör auf nach Mordwaffen Ausschau zu halten. Es gibt keine mehr in diesem Haus, seit du acht bist.«
Das war, als Mika verboten worden war, sich nach der Schule mit den Kindern ihrer damaligen Haushälterin zum Spielen zu treffen. Damals musste sie klein beigeben. Aber heute würde sie das nicht machen. Timea war jeden Kampf der Welt wert. Auch wenn es schwer genug war, dieser verstockten Ungarin beizubringen, dass sie sich liebten. Ohne Wenn und Aber. Im Vergleich dazu dürfte der Kampf mit Mikas Vater ein Klacks sein. »Du vergisst Papa, dass es dann auch keine Hochzeit geben wird.« Mika war stolz auf sich, weil sie es geschafft hatte, diesen Satz emotionslos von sich zu geben.
»Das ist dann wohl eine klassische Patt-Situation«, erwiderte Adam David lächelnd. »Mal sehen, wer länger durchhält.« Er legte die brennende Zigarre in den Aschenbecher. »Ich habe übrigens mit deinem Vermieter gesprochen und ihm gesagt, dass du die Wohnung kündigst.«
Daraufhin musste Mika lachen. »Und wie hat Herr Gündan reagiert?«, fragte sie.
Adam David griff wieder nach der Zigarre. »Deiner Reaktion nach zu urteilen, weißt du, dass er mich nicht verstanden hat«, gab er zu.
»Tja Papa. Manchmal ist es hilfreich, wenn man die Sprache der Menschen spricht. Und nicht nur Profite im Kopf hat.«
»Du vergisst dabei, dass diese Profite nicht unwesentlich dafür verantwortlich sind,
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