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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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nicht schlimm«, nuschelte sie.
    Nach wenigen Sekunden wurden die Hände wärmer, ruhiger. Von irgendwoher nahm Timea leise Musik wahr, die nach Frühling klang. »Mmmm«, schnurrte sie.
    »Timea, ich würde dich gern auf eine Reise mitnehmen«, flüsterte Mika, während ihre Finger einen zarten Tanz auf Timeas Rücken vollführten. »Eine Reise in die friedlichsten Landschaften, die du dir vorstellen kannst«, flüsterte Mika weiter. »Blumen wiegen sich darin sanft mit dem Wind.«
    Timea sah die Blumenwiese vor sich. Spürte den Windhauch. Hatte das Gefühl, als bewegte sie sich im selben Rhythmus.
    »Aus der Ferne hört man das Plätschern eines Baches. Vögel zwitschern leise ihre Lieder dazu«, hauchte Mika wieder. »Vereinzelt streifen Schmetterlingsflügel über die bunten Blütenblätter.«
    Die Berührungen wurden mit jedem Bild sanfter und entspannender. Timea merkte, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden.
    »Die Sonne breitet ihre wärmenden Strahlen darüber aus …«
    Im Traum spürte Timea immer noch den Windhauch, die Schmetterlingsflügel, die wärmenden Sonnenstrahlen. Sie träumte, dass sie die Arme ausbreitete und sich nach hinten in ein Bett voller Blüten fallen ließ. Sie landete weich und wurde darin sanft zugedeckt.
    Wie neu geboren erwachte Timea am nächsten Morgen. Allein. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Sie würde ihn später lesen.
    Sie war gestern zu Mika gekommen, um sich körperlich zu entspannen. Bekommen hatte sie stattdessen eine Entspannung, die sehr viel tiefer ging. Dieses besondere Gefühl wollte Timea auskosten. Irgendwie ahnte sie, dass es vorbei wäre, sobald sie aufstand.
    »Du hast recht, Mika«, murmelte Timea. »Deine Massage kann süchtig machen … und nicht nur die.«
    Sie verkrampfte sich. Süchte waren gefährlich. Denn sie bedeuteten Abhängigkeit. Und Timea wollte auf keinen Fall abhängig sein.
    Entschlossen erhob sie sich und griff nach dem Zettel.
    Sorry, dass ich Dich alleingelassen habe, aber Du hast so friedlich geschlafen. Da wollte ich Dich nicht wecken. Schließlich ist Samstag. Das heißt, Du kannst ausschlafen. Im Gegensatz zu mir. Ich bin mit meiner Mutter verabredet. Sie will mit mir nach Brautkleidern gucken. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich? In einem Brautkleid? Igitt! Aber ich will ihr den Spaß nicht verderben. Und am Abend ist dann auch noch Familienzusammenführung der Davids und Schöffens angesagt. Ich habe Mama versprochen, das nicht zu sabotieren. (Keine Ahnung, warum sie mir so etwas überhaupt zutraut.)
Jedenfalls hoffe ich, dass es Dir heute besser geht. Melde Dich einfach mal. Es wäre schön, wenn wir uns morgen oder übermorgen treffen könnten. In meinem Gefrierfach ist nämlich noch ganz viel Eis. Das muss in irgendeiner Form verwertet werden. Du kannst die Tür übrigens hinter dir zuziehen. Es gibt bei mir nichts zu klauen. Außer dem Eis vielleicht.
Ach und, Timea. Heute will ich es Dir doch schriftlich geben. Weil ich es loswerden muss und Du es ohnehin schon längst weißt: Ich liebe Dich. Mehr, als Du Dir auch nur ansatzweise vorstellen kannst. Deine Mika.
    Das Blatt Papier vibrierte in Timeas Händen. Wieder und wieder las sie die Zeilen. Je öfter sie das tat, desto sicherer war sie sich. Sie konnten so nicht weitermachen. Mika empfand bereits viel zu viel für sie. Und auch ihre Gefühle für Mika gingen inzwischen viel zu tief.
    Timea seufzte laut auf, nahm ihr Handy und schrieb Mika eine SMS.

~*~*~*~
    E in Traum von Weiß. Der Stoff wie Streicheleinheiten auf der Haut. Knistern und Prickeln gingen von ihm aus. Wie es sich für ein Brautkleid gehörte. Das erzählte jedenfalls die Dame in der Boutique für Brautmoden. Mit einem Arm fuhr sie unter das Kleid und präsentierte es Mika und ihrer Mutter so, als wäre sie die Braut und das Kleid nur für sie bestimmt. Was Mika mehr als nur recht wäre. Denn dieses Teil aus Seide und noch anderen exquisiten Raffinessen sorgte bei ihr eher für Brechreiz. Nie und nimmer würde sie sich in so etwas zeigen. Obgleich ihre Mutter begeistert schien. Verträumt strich ihre Hand den Stoff entlang, wie Mika mit Entsetzen sah. Sie war nah dran, ihre Mutter zu packen und aus dem Laden zu zerren. Da signalisierte ein leichtes Vibrieren in ihrer Hosentasche, dass sie eine Nachricht bekommen hatte.
    »Entschuldigung«, sagte Mika. Erleichtert darüber, dass sie für ein paar Augenblicke den Alpträumen in Weiß entrinnen konnte.
    Würde gern mit dir reden. Wenn es geht, morgen Abend?

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