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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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Tatsächlich war Mika ein Abziehbild ihrer Mutter. Außer, dass die immer wie aus dem Ei gepellt aussah. Aber ansonsten. Dieselbe zierliche Figur. Meergrüne Augen. Fast identische Haarlänge und -farbe. Patrizia David hatte es nicht nötig, die Haare zu färben. Es glänzte nach wie vor in einem Braunton, der je nach Lichteinfall blond bis hin zu Haselnussbraun wirken konnte.
    »Apropos Gene«, sagte Patrizia David und lenkte damit die Aufmerksamkeit ihrer Tochter auf sich. »Habt du und Frank eigentlich Kinder geplant?«
    Ein Krümel des Kuchens geriet Mika in die Luftröhre. Der Hustenanfall war die logische Folge. Und die Tränen in den Augen. Es dauerte, bis Mika wieder normal atmen konnte. Wobei es in ihrem Hals noch fürchterlich kratzte. »Nein«, brachte sie gerade so heraus.
    »Geht’s wieder?«, fragte ihre Mutter. Sie hielt ihr ein Glas Wasser hin und wartete.
    In kleinen Schlucken trank Mika das Glas leer. Zwischendurch nickte sie.
    »Also, Mika«, nahm Patrizia die Unterhaltung wieder auf. »Lassen wir das mit den Kindern mal beiseite. Aber du heiratest ja jetzt einen Mann – warum auch immer. Was ich damit sagen will: Falls du ein paar Tipps für eine gute Ehe brauchst … Ich bin jederzeit für dich da.«
    »Was soll das werden?«, fragte Mika. »Ein voreheliches Mutter-Tochter-Gespräch?«
    »So etwas in der Art. Ja.«
    Mika schob den leeren Teller zur Seite und stützte den Kopf auf der Handfläche ab. »Dann leg los«, forderte sie ihre Mutter auf. »Ich meld’ mich, wenn ich was nicht verstehe.«
    Patrizia David nahm die Haltung einer dieser Talkshow-Gastgeberinnen im Fernsehen ein. »Vorhin«, fing sie genauso an, »in der Boutique. Hast du da eine Nachricht von Frank bekommen?«
    Kurzfristig verlor Mikas Kopf seine Stütze. Mika tat, als wäre nichts geschehen, rieb sich den Nacken – alles völlig harmlos, versteht sich – und ließ sich etwas tiefer in die gepolsterte Bank sinken. »Nein«, antwortete sie, während sie ihren Blick durch das Café wandern ließ.
    »Das hätte mich auch gewundert«, murmelte die Mutter. »Denn so wie du gestrahlt hast, muss die Nachricht von jemandem gewesen sein, der dir sehr viel bedeutet.«
    »Das war sie auch«, entfuhr es Mika, bevor sie darüber nachdenken konnte. Das Denken kam unmittelbar danach. Und jetzt? Wie kam sie aus der Nummer wieder raus? Vielleicht hatte ihre Mutter nichts bemerkt, und Mika zermarterte sich umsonst das Hirn.
    Klar doch. Weil Mama so Sachen grundsätzlich überhört, dachte Mika. Und als Nächstes wird sich Vater an einer Aktion gegen ›Profitgier auf Kosten der kleinen Leute‹ beteiligen. Die Vorstellung war lustig. War aber vollkommen illusorisch. Das galt für beides. Patrizia David bekam alles mit. Jede noch so kleine Feinheit.
    Selbstverständlich war es auch diesmal so. »Verrätst du mir auch, um wen es sich handelt?«, fragte sie.
    »Nun … also … wie soll ich sagen«, stammelte Mika. Sie befand sich auf dünnem Eis. Auf sehr dünnem Eis. Sie konnte schon das Wasser unter den Füßen spüren. Das kurze Aufblitzen in den Augen ihrer Mutter machte es nicht besser. Wie auch die Tatsache, dass Mika dem stechenden Blick nicht mehr ausweichen konnte. Ob das alle Mütter so machten? Vielleicht entwickelte sich im Laufe einer Schwangerschaft so eine Art Hypnose-Gen, mit dem Kinder erst aus der Fassung und dann zum Reden gebracht werden konnten.
    »Lass mich überlegen«, sagte die Mutter bedächtig. »Es gibt da jemanden, der meiner Tochter ein verliebtes Lächeln ins Gesicht zaubert. Und dabei handelt es sich nicht um ihren Verlobten.«
    Mika schluckte.
    »Sag mir, wenn ich falsch liege: Aber ich tippe auf eine Frau.«
    Mehr als ein leichtes Nicken brachte Mika nicht zustande.
    »Magst du mir von ihr erzählen?«, bat die Mutter.
    Diesmal war es ein Kopfschütteln, das Mika mit Ach und Krach hinbekam. Obwohl sie ihrer Mutter stundenlang von Timea hätte erzählen können. Jedes noch so kleine Detail. Wie sie sich kennengelernt hatten. Die Zeit bei Adrienn. Wie sehr Mika Timea liebte. Von der Villa. Von der Abmachung mit Mikas Vater. Wie sehr sie Timea liebte. Das hatte sie zwar schon, konnte es aber nicht oft genug erwähnen.
    »Was hast du mit deinem Vater ausgeheckt?«, bohrte die Mutter nach.
    Endlich löste sich Mika aus ihrer Schockstarre. Ihre Mutter wusste Bescheid. Na und? Da Mika nichts verraten katte, konnte ihr Vater ihr auch keinen Strick daraus drehen.
    Mika feixte. Das war doch nicht schlecht.

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