Nerd forever
lächelt nicht zurück.
»Die will nur spielen«, sagt Rick. »Höhöhö.«
Dann geschieht etwas Unvorhergesehenes, denn Benjamin Teilhaber erklärt: »Ihr wisst, dass in knapp zwei Wochen die großen Ferien beginnen und wie immer am letzten Schultag unser traditioneller Schul-Buchstabier-Wettbewerb stattfindet.«
»Öhhh neee!«, stöhnt Alex laut auf.
Ich muss an den Pokal auf Schmitts Schreibtisch denken. Teilhaber fährt trotz der einsetzenden Unruhe fort. »Da Friedrich ja leider die Schule gewechselt hat, müssen wir einen neuen Klassenvertreter wählen.«
»Müssen wir?«, ruft eine von Patrizias Zicken rein.
»Müsst ihr nicht. Aber schön wäre es schon, falls ihr …«
»Mach du es doch, Kasimir!«, ruft Alex rein. Und imitiert Kasimirs hohe näselnde Stimme: »Ich buchstabiere mal den Namen Kaschimir. Also, ich höre darin ein SCH wie in dem Wort
SCHHHEIIIISCHER!« Natürlich lachen alle, und Alex haut von hinten Kaschiiiimiiir mit seinem Lineal auf den Kopf, sodass Teilhaber ruft: »Hör auf damit!«
Dann sage ich: »Warum soll nicht Rick uns vertreten? Er kann es! Ganz bestimmt! Ich schlage Rick vor.«
Der schaut mich entsetzt an. Ich gebe ihm ein beruhigendes Handzeichen. »Kein Stress, Rick. Wird ein Spaß. Glaub es mir.«
Herr Teilhaber kann sich nicht vorstellen, dass mein Vorschlag ernst gemeint ist. »Na, ihr könnt es euch ja noch einmal überlegen. Morgen ist der letzte Tag für die Nominierung eures Kandidaten.«
»Rick!«, wiederhole ich laut und stupse Calvin in die Seite, der mir sofort »Rick!!« nachplappert, und ich wiederhole seinen Namen noch einmal lauter »Rick!!!«, und rhythmisch: »Rick!!!! Rick!!!! Rick!!!! Rick!!!!« Calvin macht mit und Alex auch und Kasimir und selbst die Cityzicken rufen jetzt laut »Rick! Rick! Rick!«, bis schließlich die ganze Klasse seinen Namen grölt. Rick selbst sitzt wie festgetackert da und ist rot im Gesicht. Schämt er sich?
Patrizia dreht sich nun auch noch zu ihm um und wirft ihm einen Kussmund zu.
»Und Ruuuuhhhhhe!«, rufe ich. Augenblicklich ist es still.
Zu Rick gewandt frage ich: »Nimmst du die Wahl an, Rick?«
Der ist mittlerweile puterrot. Aber er steht auf und erklärt mit bebender Stimme: »Ja, ich nehme die Wahl an.«
Als sei dies noch nicht genug, kommt Teilhaber auf uns zu – gerade rechtzeitig kann ich Otto von seinem Platz zwischen Rick und mir verscheuchen – und gratuliert Rick. Die Klasse jubelt, und Teilhaber schüttelt Ricks Hand, als wolle er Würfel in einem Würfelbecher so richtig durchschütteln.
Weder Rick noch Teilhaber noch irgendjemand sonst kann fassen, was hier in der 5b gerade geschehen ist. Es ist einer von jenen Momenten, in denen alles möglich ist, weil alle sich gemeinsam auf ein Ziel geeinigt haben. Irgendwie bin ich selbst überrascht von meinem genialen Einfall, die hirnlose Obermobber-Tomate Rick zum Buchstabierkandidaten aufzustellen. Das wird ein Fest! Rick wird ganz sicher sich und seinen Vater Direktor Schmitt bis auf die Knochen blamieren. Das haben sie verdient. Schließlich haben sie mich
fertiggemacht. Rache ist süß. THE DARK NERD wird Rick entwürdigen und sich seine Würde zurückholen!
Otto schaut mich an und zwinkert mir zu. Er ist der einzige, der meinen teuflischen Plan durchschaut hat. Dann zische ich ihm »Los, fass!« zu. Und Otto beißt Teilhaber in die Wade, kurz aber präzise. Der schreit auf, und alle lachen über Teilhaber, der Otto ja auch nicht sehen kann, aber den Biss spürt. Nur Rick ist noch so in seinem Glück gefangen, dass er das hämische Lachen der Klasse nicht zu teilen vermag.
In der Pause verfliegt Ricks Freude jedoch schnell.
Wir – Alex, Mops Otto, Darwin, Rick, Tom und ich – stehen auf dem Schulhof. Wir haben uns so platziert, dass die anderen um uns herum Fußball spielen müssen. Sollte jemand den Ball gegen uns schießen, landet er sofort im Container.
Alex berichtet Darwin und Tom aus der Parallelklasse von Ricks Wahlsieg. »Bis auf Nerdine haben alle für Rick gestimmt. Das war richtig…«
»… geil«, ergänzt Darwin. »Und du hast ihn vorgeschlagen?«, fragt er mich.
Ich nicke und Darwin fragt: »Und wie soll Rick gewinnen? Was für einen Trick hast du auf Lager?«
Immer noch im Siegestaumel schaut mich Rick an. Er glaubt, dass ich irgendeinen Plan habe. »Ja, wie machen wir das, Nerd?«
Ich sage nur: »Du machst das schon, Rick. Du hast ja jede Menge Buchstabierverstand.« Dabei tupfe ich gegen seine Stirn KLOCK! KLOCK!
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