Nerd forever
KLOCK! und sage: »Oh, das klingt hohohohl!«
Alle lachen, nur Rick ist nicht nach Lachen zumute.
Er stottert: »Wie meinst du das? Ich kann das nicht.«
»Doch, sicher. Buchstabier einfach mal Xylofon .«
Augenblicklich ist es mucksmäuschenstill. Selbst die Kicker sind für eine Sekunde ruhig, die Mädchen, die gerade neben dem Container Seil springen ebenfalls, Patrizia, die sonst redet und redet, hält den Mund – und oben im dritten Stock in der Bibliothek schreiben die Füller der Opfer am Losertisch nicht mehr. Die Welt hält den Atem an, denn Rick buchstabiert das Wort Xylofon .
»K-s-ü-l-o-f … weiß nicht, kommt da noch ein f wie bei Löffel?«
Ich grinse, dann lache ich, und mit mir lachen seine Freunde ihn jetzt aus.
»Du Schwein!«, schreit mich Rick plötzlich an und will mich schlagen.
Da hält ihn Alex fest. Und Darwin und Tom helfen Alex.
Ich sage locker: »Hey, beruhig dich, Rick, sonst müssen dich meine Leute härter anpacken. Keiner hat dich dazu gezwungen, beim Buchstabierwettbewerb mitzumachen.« Rick hat Tränen in den Augen. Ich schaue ihn an. Jetzt muss ich hart bleiben, selbst wenn Nerdine dort oben in der Bibliothek mit Verachtung auf mich hinunterschaut. Ich muss hart bleiben, denn Mobber wie Rick kennen nur diese Sprache – und ich fahre fort: »Entweder beruhigst du dich oder du kannst dir andere Freunde suchen. Also, wie sieht es aus? Gibst du mir nun wieder die Hand oder nicht?«
Alex, Darwin und Tom deute ich an, dass sie ihn loslassen sollen. Das imponiert ihnen. Ohne Schutzschild stehe ich vor Rick mitten auf dem Schulhof. Jeder kann meinen Mut sehen. Wenn er mir jetzt die Hand gibt, gehört er mir.
Und er tut es.
Ich drücke fest zu.
Nach einem Augenblick des vollkommenen Triumphs fahre ich mit meinem Plan für die nächste Stunde fort: »Gut. Dann erzähle ich euch mal, was ich für die Stöckelschuh-Rita-Ranzig vorbereitet habe. Hört mir jetzt genau zu, denn die ganze Klasse muss mitspielen …«
Kapitel 38
Mit Tröööööt und einem Trick gegen Rita Ranzig
In der dritten Stunde haben wir Deutsch. Wie nicht anders zu erwarten, trägt Frau Ranzig einen Kasten aus Holz unterm Arm. Er ist so groß wie der Karton in meinem Spind. Darauf stehen die Initialen JWvG – genau wie auf meinem Karton. Ratet mal, was JWvG bedeutet? Denkt nach! Die Antwort kommt in ein paar Zeilen. Frau Ranzig schaut sich neugierig in der Klasse um. Es ist ruhig. Verdächtig ruhig. Aber sie ahnt nichts von meinem Plan und öffnet arglos den Kasten und hebt das Johann Wolfgang von Goethe -Barometer (JWvG-Barometer) heraus. Dann hält sie es hoch. Jeder Schüler soll diesen Schatz betrachten können.
»Das ist eines jener wenigen, noch erhaltenen Exemplare aus Goethes Zeit, eine Rarität. So etwas bekommt ihr sonst nur im Museum zu sehen. Ihr erkennt an der leicht gelblichen Farbe des Glases, wie alt das Barometer ist. In Kaufhäusern und Fachgeschäften findet ihr lediglich billige Nachbildungen aus China. Ich möchte euch nun«, dabei richtet sich ihr Blick auf die Cityzicken, »das Barometer und seine Funktion erläutern.«
Alex schaut zu mir und hebt seinen Daumen, Calvin stupst mich in die Seite und lächelt mich wissend an, sogar Popler Patrick steckt vor Aufregung seinen Finger tiefer ins Nasenloch. Die Ranzig fährt mit ihrem Vortrag fort: »Ich fülle das destillierte Wasser in das bauchige Glasgefäß. Nun können wir genau hier
den Luftdruck abmessen. Wenn der Flüssigkeitsspiegel hochsteigt, ist der Luftdruck niedrig, fällt er, so ist der Luftdruck hoch. Mithilfe dieser simplen Messmethode glaubten die Menschen im 18. Jahrhundert das Wetter vorhersagen zu können, denn bei niedrigem Luftdruck …«
Von außen dringt Lärm in die Klasse.
TRÖÖÖÖÖT! TRÖÖÖÖÖT! TRÖÖÖÖÖT!
»Was ist das für ein Krach?« Frau Ranzig hält die Störung für »unerhört«.
Die Klassentür fliegt auf. RUUUMMMMSSS! Und TRÖÖÖÖTTT!!! Der Lärm ist ohrenbetäubend. Es handelt sich um eine klassische Fußballfantröte, wie ihr sie aus dem Stadion kennt. Es ist Darwin, der sie dort draußen mit übergezogener Kapuze bedient. Gott sei dank hat er nicht wieder seine schwarzen Klamotten an, sonst würde ihn die Ranzig ja sofort entlarven. Sie schreit dem Eindringling entgegen: »Was soll das? Wer ist das?«
TRÖÖÖÖÖÖÖTTTTT!
Frau Ranzig lässt Wasser und Barometer zurück und rennt Darwin hinterher. Ihre hochhackigen Schuhe machen klock! klock! klock! Sie kann auf den
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