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Nero

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Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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wieder zu Antium Wohnung.
    Das Wiedersehen mit der Freigelassenen des Nicodemus verlief, dank dem Zartgefühle des jungen Mädchens, ohne tiefere Erschütterung. Nach kurzer Frist war die Gesellschaft Acte-Ismenes für Octavia so unentbehrlich geworden, wie die Luft und das Sonnenlicht.
     

Dreizehntes Kapitel
     
    Am nördlichen Abhang des Mons Cälius, unweit der Via Sacra, stand das Haus des jüngeren Menenius, eines tüchtigen Rechtsanwaltes, der sich vor kurzem in der Beschwerdesache einer Provinz gegen die Aussaugungs- und Erpressungspolitik ihres Statthalters die Aufmerksamkeit weiter Kreise erobert hatte.
    Es war zu Anfang des Monats Mai, eine Stunde vor Mitternacht.
    Lucius Menenius, von einigen Sklaven umringt, weilte im kleineren Oecus am Peristyl.
    Mit halblauter Stimme erteilte er seine Befehle.
    Zu ernster Besprechung in einem wichtigen Rechtsstreit erwartete er eine Anzahl von Männern, die spät erst von dem benachbarten Gabiä aufgebrochen. Er habe eingehend zu verhandeln. Jede Störung sei aufs strengste verbeten.
    »Wacht mir darüber!« fuhr er in vertraulichem Tone fort. »Besonders haltet mir auch die Lauscher fern, die naseweisen Persönchen, wie Leda und Chloë, oder den Wichtigthuer Philemon. Die sind im stande, noch zu Anfang der zweiten Vigilie das Bett zu verlassen, nur um ein Wort zu ergattern, das sie nicht hören sollen. Als Rechtsanwalt muß ich aber geheim halten, was Fremde mir anvertrauen, unbekümmert darum, ob sich Chloë das Haar zerrauft. Ihr versteht mich?«
    Die Sklaven, Leute von alterprobter Ergebenheit, nickten ihm Beifall.
    »Zwei von euch,« sagte Menenius nach einer Pause, »könnten im Atrium, in der Nähe des Thürgangs verbleiben. Ich weiß nicht, der brave Ostiarius scheint mir seit einigen Wochen etwas zerstreut. Neulich, da ich an seine Blende trat, fuhr er zusammen, wie Diana im Bade.«
    »Er ist verliebt, Herr,« sagte einer der Sklaven.
    »Romäus verliebt? Das ist köstlich. Nun, ihr erzählt mir das bei Gelegenheit. Jetzt: auf Wiedersehen!«
    Die Sklaven entfernten sich. Lucius Menenius trat heraus in den mondscheinflirrenden Säulenhof und setzte sich schweigend auf eine Bank.
    Fünfzehn Minuten später klirrte das Posticum.
    Leisen Schrittes trat eine hohe Gestalt herein, die Pänula faltig über die Schultern geworfen, das Haupt in der Wetterkapuze, das Angesicht bis unter die Augen mit Leinwand bedeckt.
    »Eos und Thiton!« sprach der Vermummte.
    »Komm nur! Du bist der erste!« gab Lucius Menenius zurück, der auch ohne dies Paßwort seinen älteren Bruder Didius an der Stimme erkannt haben würde.
    Er führte den Eingetretenen rasch nach dem hellerleuchteten Oecus und hieß ihn Platz nehmen.
    Dann eilte er zurück nach dem Posticum, wo fast in dem nämlichen Augenblicke zwei andre Männer, gleichfalls durch die Kapuze der Pänula und ein Tuch vor dem Antlitz gründlich maskiert, über die Schwelle schritten.
    Sie trugen unter dem Mantel den Brustharnisch der prätorianischen Militärtribunen.
    Wie sie jetzt im Gemach sich der äußeren Hüllen entledigt hatten, zeigte der Schlankere ein geistvolles, aristokratisches Antlitz mit sprühenden Augen und einem höchst sympathischen Zug um die Lippen.
    Diese noch jugendliche und dennoch so ausgereifte Persönlichkeit war Julius Vindex, ein Sproß der angesehensten Fürstenfamilie von Aquitanien.
    Der andre, wohl ebenso groß, aber weit muskulöser und stämmiger, entpuppte sich als der bedauernswürdige Pharax, der körperlich und geistig geschundene Ehegemahl Acerronias.
    Noch fünf Minuten und die Gesellschaft im Oecus des Lucius Menenius war vollzählig.
    Die Männer, die sich hier zu geheimer Beratung zusammengefunden hatten, zeigten nach Herkunft, Stellung und Eigenart erhebliche Unterschiede. So bildete Didius Menenius, der neun Zehntel des Jahres auf seinen etrurischen Gütern verbrachte, einen vollendeten Gegensatz zu dem stürmisch beredten Lucius, der fern von der Atmosphäre des römischen Forums nicht hätte leben können. Der greise und dennoch so jugendfrische Senator Flavius Scevinus ließ den finsterblickenden Nicodemus, der ihm zur Seite saß, noch hohläugiger und hagerer erscheinen als sonst, während der Dichter Lucanus, ein schönes Bild vollendeter Urbanität, neben dem kurzen, grobknochigen Osker Marcus Velinus wie ein Edelhirsch neben dem Büffel aussah.
    Eines jedoch war all diesen Männern gemeinsam: die wühlende, nicht mehr zurückzudrängende Bitternis über die schnöde Entartung

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