Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
Vom Netzwerk:
und – so behauptet's auch der Oberbefehlshaber, unser Afranius Burrus. Wenn ich's daher unternehme, Dir, o reizende Hasdra, von meiner Liebe zu reden, so ist das nicht, als ob ein gemeiner Soldat um Dich würbe, sondern im Gegenteil. Ich liebe Dich sehr. Fünfmal habe ich Dich gesehen. Da Du so niedlich bist, wie ein Röschen, so genügte mir das. Ich vermelde noch, daß ich, ohne mir schmeicheln zu wollen, bei der Kaiserin Agrippina sehr in Gunst stehe. Ehvorgestern hat die Erlauchte mir angedeutet, wenn ich so fortführe, könnt' es nicht lange anstehn, daß ich Centurio würde. Ein Centurio ist aber fast schon ein Militärtribun. Ich mußte Dir meine Verehrung und Liebe heute noch mitteilen, um Dich zu fragen, ob ich Dir nicht zu schlecht bin. Das Herz der Mädchen ist oft so eigen. Antworte mir bald. Ich liebe Dich heiß und grüße Dich in der freudigsten Hoffnung.«
    »Nun, was sagst du?« murmelte Hasdra.
    »Ein Heiratsantrag,« sagte Poppäa gleichmütig.
    »Meinst du, daß er es redlich meint?«
    »Unzweifelhaft. – Wenn's dir genehm ist, brauchst du nur Ja zu sagen. Aber ich denke doch, Hasdra, die Zierliche, Hasdra, die Freundin Poppäas, wird sich besinnen, ehe sie einen solchen Plebejer zum Manne nimmt.«
    »Nicht die Spur!« rief die Phönizierin, das Billet wieder einsteckend. »Lieber heute als morgen! Plebejer! Kümmert mich seine Herkunft, wenn er selbst mir das Herz bewegt?«
    Die elementare Kraft ihres Wesens wirkte auf die kalte Natur Poppäas beunruhigend.
    »Phantastische Närrin!« sagte sie spöttisch.
    »Ich bin, wie ich bin,« gab ihr Hasdra zurück. »Auch verstehe ich nicht, wie Poppäa so reden mag, da sie selbst doch die Liebe kennt. Freilich . . .«
    »Nun, vollende!«
    »Ich fürchte, du zürnst mir . . .«
    »Hast du mich jemals kleinlich gefunden? Rede!«
    »Gut. Ich wollte sagen, daß ich, Hasdra, die Liebe anders verstehe, als Poppäa Sabina. Du liebst Otho, deinen Gemahl – aber du lässest dir schöne Dinge sagen von Tigellinus, von Cajus und Lucius, von Titus und Tatius . . . Siehst du, erlauchte Poppäa, das ginge mir wider das Herz. Ich kann nur einen lieben: – alle übrigen sind mir so gleichgültig wie die Pflöcke.«
    »Du kannst nur einen lieben,« raunte Poppäa dumpf. »Hasdra, Kind, bei allen Göttern, ich weiß nicht, ob ich dich jetzt bemitleiden oder beneiden soll. Ich liebe keinen – keinen, selbst nicht den Cäsar, den ich erobern will . . .«
    »Wie verstehe ich das?«
    »Endlich mußt du's erfahren, denn ich werde dich nötig haben – früher vielleicht, als du denkst. Sieh, Hasdra, ich kenne nur ein Verlangen: die Herrschaft. Zunächst die unter den Weibern. Ich will die Schönste sein, die Begehrteste. Und ich bin's. Ganz Rom liegt mir zu Füßen. Ich scheue nicht Last und Mühe, den Reiz, mit dem die Natur mich ausgestattet, zu wahren und zu erhöhen . . .«
    »Das weiß ich. Deine köstlichen Salben, die Teigmasken, deine Bäder in Milch . . . Und auch das weiß ich: daß du die Schönste bist unter den Schönen. Nur Octavia, die Kaiserin, könnte
vielleicht
in Betracht kommen, wenn sie nicht ewig blaß wäre, und so ernst und so schweigsam.«
    »Octavia! Nenne mir nicht Octavia! Weißt du, warum ich den Salvius Otho geheiratet habe . . .? Aus Neigung? O du kindliche Unschuld! Durch Salvius Otho, dem er befreundet ist, hoffte ich dem Kaiser nahezukommen, sein Herz zu erobern, das blöde Gespenst Octavia auf die Seite zu schieben . . . Still! Da schlendert Sophonius Tigellinus mit Acerronia. Morgen erfährst du mehr. Höchste Verschwiegenheit brauch' ich der klugen Hasdra nicht ausdrücklich zur Pflicht zu machen.«
    Sie wandten sich wie ermüdet dem Hause zu, während der Agrigentiner mit Acerronia abseits an ihnen vorüberkam.
    »Willst du nun endlich mit der Sprache heraus?« fragte die Hofdame der Kaiserin-Mutter ziemlich ungemut. »Was? Hier in die Ulmenallee soll ich dir folgen? Nicht um alle Schätze des Lydiers! Agrippina wird sich ohnehin wundern . . .«
    »Agrippina redet eifrig mit Seneca. Wen der aber einmal zwischen den philosophischen Klauen hat . . .«
    »Besser philosophische Klauen als räuberische. Du bist ein Geier, Sophonius. Ich trau' dir nicht über den Weg. Gesteh mir's nur: das wunderbare Geheimnis, das du mir beichten wolltest, war ein plattes Geflunker!«
    »Höre und urteile! Pallas, dein ehemaliger Pallas . . .«
    »
Mein
Pallas? Ich rate dir, solche Redensarten für Leute zu sparen, die

Weitere Kostenlose Bücher