Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
Vom Netzwerk:
mehr Geschmack daran finden; zum Beispiel für Poppäa Sabina . . .«
    »Aha! Du bist eifersüchtig.«
    »Ich? Nun soll doch Jupiter seine Donnerkeile auf dein albernes Haupt schleudern! Ich eifersüchtig! Etwa auf dich, du Allerweltsnarr, der keine Stola in Frieden läßt? Ich finde dich tölpelhaft wie den Makkus der Atellanenspiele! Also was ist's mit dem Pallas, der mich so wenig angeht wie dich . . .«
    »So? Pallas geht die rosenlockige Acerronia nichts an? Du kindliche Seele! Als ob nicht ganz Italien mit Einschluß der Inseln wüßte, daß ihr heimlich verlobt wart.«
    »Das ist schamlose Lüge! Wer behauptet das? Nenne mir den Verleumder, damit ich ihn vors Gericht schleppe!«
    »Aber du wirst nicht in Abrede stellen . . .«
    »Nenn' mir den Buben!« wiederholte sie wütend.
    »Er selber . . .«
    »Was? Er selber?« fiel sie ihm in die Rede.
    Aufgeregt, wie sie war, hatte sie ganz übersehen, daß sie dem schlauen Agrigentiner – auch ohne die Schätze des Lydiers empfangen zu haben – langsam in die dunkle Allee gefolgt war.
    »Er selber,« fuhr Tigellinus fort, indem er sie plötzlich mit unwiderstehlicher Kraft an sich zog, »er selber hat zwar noch nicht in Erfahrung gebracht, wie die Lippen der roten Pantherkatze sich küssen: dein vortrefflicher Freund Tigellinus aber möchte sich endlich einmal aus erster Hand unterrichten . . . Sträube dich nicht, süßes Kind! Ich weiß ja doch, daß Acerronia sterblich in mich verliebt ist.«
    »So tritt doch wenigstens hier ins Gebüsch,« sagte sie fügsam. »Das also war der kurze Sinn deiner Rede! Und die Geschichte mit Pallas . . .?«
    »Ein erbärmlicher Vorwand,« flüsterte Tigellinus. »Komm, – und stillgehalten! Küsse mich wieder, mein Täubchen! Gibt's denn was Reizenderes, als so ein süßes Geschnäbel? So! So ist's recht! Und nun auf die Schulter! Ich danke dir, wonnesames Geschöpf! Jetzt aber sage mir auch, daß du mein eigen sein willst . . . ganz ohne Rückhalt – ach, und wär' es auch nur einen flüchtigen, glückseligen Tag lang. – Ein Kuß verhält sich zum wirklichen Liebesglück, wie die Meertulpe und die lucrinische Auster zum Festgelage . . . Sprich, reizende Pantherkatze! Soll dem Vorgerichte ein köstliches Mahl folgen! Ich liebe dich grenzenlos!«
    »Ja,« stammelte Acerronia, »es soll etwas nachfolgen . . .«
    »Wie machst du mich glücklich!« jauchzte der Agrigentiner.
    Er nahm ihr hocherglühendes Haupt brünstig in beide Hände. Von neuem beugte er sich mit der banalen Zärtlichkeit des Verführers zu ihr hernieder. In demselben Augenblicke jedoch empfing er die schönste Ohrfeige, die jemals einem unverschämten Mädchenjäger in das Gesicht klatschte. Acerronia hatte sich losgemacht und lief jetzt, behend wie ein Wiesel, dem erleuchteten Teile des Parkes zu.
    »Die kleine Bestie!« lachte der Agrigentiner. »Eine Fingersprache, so deutlich wie diese, hätte der armen Lucretia vielleicht den Selbstmord erspart. Ganz infam! Seitdem ich die Schule verließ, hab' ich eine ähnliche Maulschelle nicht wieder zu kosten gekriegt. Aber gleichviel. Sie soll mich kennen lernen! Gerade jetzt reizt sie mich, – und ihre Küsse, wenn sie Verstellung waren, überraschten durch die Echtheit des Kolorits . . .«
    Er trällerte ein hellenisches Weinlied und folgte langsam den Spuren seiner befremdlichen Partnerin.
    Acerronia inzwischen war aufs Geratewohl zu einer Gruppe getreten, deren Mittelpunkt Anicetus, der Befehlshaber der misenischen Flotte, war.
    Man sprach natürlich wiederum von dem Wettstreite zwischen dem Fulgur des Tigellinus und der prächtigen Vollblutstute des Seeoffiziers.
    »Anicetus,« wollte die schneidige Acerronia in ihrem Zorne auf Tigellinus dem Flottenbefehlshaber zurufen, »ich habe den Göttern ein hohes Gelübde gethan, wenn sie den Streit zu Gunsten deiner herrlichen Flava entscheiden!« Aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Nur den Namen stieß sie hervor, – und dann, als Anicetus forschend zu ihr herübersah, fügte sie tonlos hinzu: »Hat das Schiedsgericht schon gesprochen?«
    Alles lächelte; selbst der Freigelassene Artemidorus, der an der Seite des Sklaven Milichus bescheidentlich zugehört hatte. Die Art und Weise der heftigen Rotgelockten wirkte zu komisch; man fühlte, daß sie die Redewendung noch im Herausschleudern jählings geändert hatte. Eine Sportfrage, wie der Streit zwischen dem Fulgur des Tigellinus und der Flava des Anicetus war dem geringsten Sklaven

Weitere Kostenlose Bücher