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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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Hasses, aber dennoch: sie lächelte.
    Feierlich vergoß nun ein jeder unter den Festteilnehmern einige Tropfen des duftigen Samiers als Trankopfer.
    Dann erscholl es von neuem: »Heil dem Cäsar! Heil dem Geliebten, dem Glücklichen!«
    Nero hatte sich langsam erhoben. Er dankte wortlos mit einer Bewegung der rechten Hand; es schien als ob die Rührung über die Herzlichkeit dieser Begrüßung ihn übermanne. Was ihm jedoch die Thränen ins Auge trieb, das lag weit ab von dem Geräusch dieses Festes, das klammerte sich mit der starren Kraft einer erstorbenen Hoffnung an die Lichtgestalt eines rosigen Mädchens, an den heißgeliebten Namen einer ewig Verlorenen.
     

Achtes Kapitel
     
    Das Festmahl in dem fackelerhellten Cavädium hatte sein Ende erreicht. Die Gesellschaft – Metella mit dem jungen Kaiserpaare voran – begab sich durch das weitgeöffnete Mittelgemach in den Park.
    Auf dem forumartigen Freiplatz dicht hinter dem Hause brannten unzählige Kandelaber mit rötlichen Glasscheiben. Weiter am Hügel hinaus schimmerten die gewaltigen Baumgänge, von Bärenklau, Anemonen und Lorbeer umwuchert, in magischem Halblicht.
    Einstweilen stand man noch in zwanglosen Gruppen, Freunde begrüßend, die man bis jetzt übersehen hatte, das glühende Angesicht der köstlichen Zugluft preisgebend, die in duftigen Wellen über die Beete strich. Man schien erfreut, vom Banne der Tafelordnung erlöst zu sein; man atmete auf und sammelte frische Empfänglichkeit für das, was da kommen sollte.
    Poppäa Sabina, die schöne Gemahlin des Otho, lehnte den schwellenden Arm auf die Schulter ihrer phönicischen Gesellschafterin Hasdra und wandelte einige Schritte parkeinwärts.
    »Es war Zeit, daß der Hausherr uns frei gab,« sagte sie aufseufzend. »Wie schön ist die Nacht!«
    »Schön, wie ein Traum!« hauchte die leidenschaftliche Hasdra.
    »Was fehlt dir, Kleine? Du zitterst?«
    »Ich habe ihn wiedergesehn –«
    »Wen? Deinen Prätorianer?«
    »Meinen göttlichen Pharax! Während wir speisten, schritt er zweimal durch das Cavädium.«
    Poppäa lachte. »So ist's denn wahr?« fragte sie erstaunt. »Meine zierliche Puppe, die schmiegsam-kleine Phönizierin, hat sich wirklich in einen Soldaten verliebt? Und dazu in einen solchen Koloß? Beim Eros, ich hätte dir einen besseren Geschmack zugetraut, Hasdra!«
    »Und ich, Herrin, schwöre dir bei Melkarth, dem Gott meiner Väter, daß niemals ein Sterblicher diesem bezaubernden Pharax an Hoheit des Wesens glich!«
    »Du bist verliebt, – und so wär' es ein Wahnsinn, deinen Pharao bekritteln zu wollen. Auch seh' ich vollkommen ein, daß du ihn heiraten würdest, und wär' er ein Sklave oder ein Henkersknecht. Was du dir einmal so in den Kopf gesetzt . . .«
    »Ja, Herrin, so ist's. Ich bin ein tolles Geschöpf – und fast nimmt es mich wunder, daß du bei meinen Fehlern und Thorheiten immer wieder mit mir Geduld hast.«
    »Pah! Ich trage schon Sorge, daß die kleine Barbarin mir nicht hinterrücks über den Kopf wächst. Im übrigen gefällt mir dein stürmisches Temperament, das bei Gelegenheit so in die Hülle der Sanftmut und Milde schlüpft. Ich weiß ja, du hast mich lieb – und wo die Not es verlangte, würde ich fest auf dich zählen können.«
    »Bis in den Tod!« beteuerte Hasdra.
    »Ich danke dir. Aber nun sag mal –: hast du Beweise, daß der göttliche Pharax deine Wohlgesinntheit erwidert?«
    »Ja, Herrin! Neulich schon, da mich der Zufall mit ihm zusammenführte . . .«
    »Da hat er dich angeschaut, wie ein Britannier das Kapitol. Das weiß ich bereits. Aber ich finde die Bürgschaft nicht ausreichend.«
    »Ich auch nicht. Heute indes warf er mir Blicke zu . . .«
    »Wie mindestens drei Britannier!« lachte Poppäa.
    »Mehr noch. Er ließ mir durch einen der Tafeldiener ein Streifchen Papyrus zustecken . . .«
    »Der Unverschämte!«
    »Die wahre Liebe ist immer dreist,« sprach die Phönizierin. »Hier, vieledle Poppäa! Lies – und gib mir dein ehrliches Urteil ab!«
    Poppäa nahm das Billet in Empfang. Im Dämmerlicht einer vorgeschobenen Girandole entzifferte sie, wie folgt:
    »Pharax, der Prätorianer, grüßt in tiefster Ehrfurcht die Phönizierin Hasdra.
    »Ich hoffe, die Phönizierin Hasdra wird dem Leibsoldaten der Kaiserin-Mutter manches zu gute halten. Denn es bleibt immer doch eine große Ehre. Wir Prätorianer sind nicht wie die gemeinen Soldaten, die im narbonensischen Gallien oder in Asien stehn. Wir sind im Gegenteil etwas Erlesenes,

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