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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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Eos. Versprich mir, daß du mich dieser Tage besuchst! Ich muß die allerliebste Geschichte, die du begonnen hattest, zu Ende hören.«
    »Wenn es dem Diener gestattet ist,« fiel hier der Arzt Polyhymnius ein, »für das Wohl seines Gebieters unbedingt Sorge zu tragen, so möchte ich dem göttlichen Cäsar und der edlen Poppäa den Rat erteilen, unsern Kranken von jetzt ab allein zu lassen. Das Wundfieber, das nicht ausbleiben wird, möchte sonst gar zu bedenklich wüten.«
    »Du redest weise,« versetzte der Imperator. »Komm, Poppäa! Dein zärtlicher Otho wird ohnedies vor Eifersucht halb schon vergangen sein.«
    »Laß ihn, Herr!« sagte Poppäa schalkhaft; »die Eifersucht ist das Oel, das die Flammen der Liebe nährt. Uebrigens« – fügte sie leise hinzu – »Eifersucht auf Flavius Scevinus . . .? Du überschätzest seine Talente.«
    Sie warf ihm einen verzehrenden Blick zu, während sie jetzt durch den großen Mittelsaal in das Freie trat.
    Hier herrschte eine unglaubliche Aufregung. In Abteilungen von drei oder vier Mann durchstreiften die Leibsoldaten des Imperators, soweit sie nicht zur Umzingelung des Grundstücks verwendet waren, die endlosen Baumreihen und das dichte Gestrüpp.
    Je ein Fackelträger begleitete sie.
    Die Beherzteren unter den Senatoren und Rittern, von Milichus, dem Obersklaven des Hauses, mit Waffen versehen, schlossen sich, soweit es ihr Zustand gestattete, an. Die Mehrzahl freilich – zumal die gesamte Jugend – hatte dem schweren Wein des Flavius Scevinus derart zugesprochen, daß sie taumelten, wie die Gefolgschaft des Dionysos. Diese unermüdlichen Zecher sanken nach fruchtloser Anstrengung seufzend auf die polsterbelegten Sitze zurück. Selbst Tigellinus, der doch so gründliche Uebung hatte, wußte sich nur mit äußerster Mühe noch in Bewegung zu setzen.
    Die Frauen und Mädchen, soweit sie nicht auf ihren Bisellien entschlummert waren, hatten sich ins Cavädium geflüchtet.
    Nur Agrippina und die ernste Octavia saßen stolz aufrecht in ihrer Loge, klar und gleichmäßig von den ruhig brennenden Kandelabern bestrahlt, ernste, majestätische Bildsäulen.
    Nero hatte sein Schwert gezogen. In eigener Person wollte er die erbärmliche Missethat, die ein tückisch-verborgener Feind an Flavius Scevinus verübt hatte, rächen.
    Poppäa Sabina, die nächste Fackel aus dem ehernen Halter emporhebend, folgte ihm; denn Otho, ihr eifersüchtiger Gemahl, war nirgend zu schauen – oder die Gattin verstand es, ihm auszuweichen . . .
    Poppäa, in das üppig verschlungene Gestrüpp leuchtend, zuckte mit einemmal heftig zusammen.
    Sie hatte unmittelbar am Wegraine in der kleinen Vertiefung, die das Gewässer zu Thal führte, einen blinkenden Dolch entdeckt.
    Ohne ein Wort zu sprechen, hob sie ihn auf.
    Nero, im Eifer seiner Verfolgung, hatte ihr plötzliches Bücken nicht wahrgenommen.
    Die bläulich schillernde Klinge war dreischneidig, die Blutspuren zwar nicht umfangreich, aber doch frisch genug, um jeden Zweifel an der Bedeutung dieses unerwarteten Fundes zu unterdrücken.
    Immer weiter stürmte Nero voraus.
    Poppäa Sabina benützte einen günstigen Augenblick, um den Dolch am taufeuchten Rasen abzuwischen und ihn vorsichtig unter den Gürtel zu schieben.
    Alles war ihr nun klar.
    Ganz die nämliche Waffe hatte sie neulich durch einen seltsamen Zufall in den Gemächern der Agrippina bemerkt, – ein unscheinbares Stilett, nicht dazu angethan, seine fürstliche Besitzerin zu verraten.
    Einfach genug, und doch wie die kunstvolle Anzettelung eines Tragödiendichters hatte die Sache sich zugetragen.
    Noch sah Poppäa im Geiste das üppige Schlafgemach.
    Agrippina war unpäßlich. Poppäa brachte ein herrliches Blumengewinde »als Gruß für die holde Dulderin« – in Wahrheit, um sich bei der Kaiserin-Mutter einzuschmeicheln, im Hinblick auf Nero.
    Agrippina war damals besonders huldvoll; die gelben Rosen hatten für Augenblicke ihr Herz erobert.
    Sie ließ Poppäa zu sich entbieten und dankte ihr.
    Außer der Kranken war nur die Pantherkatze im Zimmer, die rote Hispanierin Acerronia.
    Da plötzlich fiel Agrippina in Ohnmacht. Vielleicht hatte der Duft des Rosengewindes zu stark auf ihre erregten Nerven gewirkt. Acerronia fing die Herrin sorglich in ihren Armen auf, rieb ihr die Stirne, die Wangen, und rief der erschreckten Poppäa zu:
    »Die Essenz, ich beschwöre dich, die Essenz! Rechts in der Wandlade hinter dem Ebenholzschrein! Das Fläschchen mit der Ausschrift: ›Niemals

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