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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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Pallas. »Aber es ist, wie ich dir sage. Alle Götter ruf' ich zu Zeugen. Die Kaiserin hat es befohlen, und will ich der Gnade der hohen Frau nicht verlustig gehen, so muß ich gehorchen. Nur ein Mittel gibt es, ein einziges . . .«
    »Nenne es! Kein Opfer soll mir zu schwer sein, wenn's mich zu Nero zurückführt.«
    »Davon war nicht die Rede; nur von dem Elend deiner Gefangenschaft. Höre also! Ich will dich mit Gefahr meines eigenen Lebens erretten, ich will vor Antium meine Gefolgschaft zurücksenden, und dann mit dir, du armes, gequältes Kind, ein alexandrinisches Kauffahrteischiff besteigen, das gleich nach Aufgang der Sonne die Anker lichtet. Nur das eine verlang' ich: daß du den Claudius Nero vergessen lernst. In dem Menschengewimmel der ägyptischen Hafenstadt verliert sich der einzelne wie ein Sandkorn am Meeresufer. Schaue nicht so entrüstet zu mir empor! Ich bin noch immer der alte. Meine Frau sollst du werden nach dem Gesetz, – nicht meine Geliebte. Ich will alles verschmerzen, was sich ereignet hat, so sehr mir die bloße Vorstellung das Blut ins Gehirn treibt . . . Ich will dich als rein empfangen, obgleich du in den Armen eines andern geruht hast; ich will dich ehren und achten, trotz deiner Schändlichkeiten. Ueberlege dir' s, Acte! Gib mir keine verfrühte Antwort! Eine halbe Stunde noch haben wir Zeit. Inzwischen nimm einen Schluck Päligner und iß ein paar Bissen Brot! Ich liebe dich, Acte; ich liebe dich heiß und tief. Was dir grausam erscheint, ist nur der unbezwingliche Drang meines Innern.«
    Er füllte aus dem irdenen Krug, den der Schenkwirt jetzt auf den Tisch neben dem Eingang setzte, einen Metallbecher, und bot ihn mit ritterlicher Gebärde dar, während das Schenkmädchen einige Schnitten Gerstenbrotes herzutrug.
    Acte leerte den Becher unendlich langsam – bis auf den Grund.
    Pallas hielt sich inzwischen abseits und schlürfte ein paar Tropfen des dunklen Landweines mit dem Ausdruck eines Besinnungslosen. Sein Antlitz glühte; die Hand, mit der er das Trinkgefäß an die Lippen führte, zitterte wie im Fieberfrost.
    Nach fünfzehn Minuten trat Pallas wieder zu Acte heran.
    »Was hast du beschlossen?« fragte er tonlos.
    »Kannst du noch zweifeln? Ich bekenne dir, daß die Anhänglichkeit deiner Liebe mich rührt; aber wenn du auch nur sekundenlang glauben konntest, ich würde den Cäsar, dem ich mit Seele und Leib angehöre bis in den Tod, um deinetwillen verraten . . .«
    »Nicht um meinetwillen,« fiel Pallas ihr in die Rede, »sondern um deinetwillen . . .«
    »Gleichviel! Wenn du jemals gedacht hast, ich könnte dem Stern meines Lebens untreu werden, um dieses Dasein zu retten, so bist du von Sinnen. Ich dir folgen! Ich dein Weib sein! Wäre nicht jeder Augenblick meiner Zukunft trostlose Sehnsucht, traurige Selbstverachtung? Nein, lieber das Schlimmste! Ich sag' dies wahrlich nicht, um deine Ehre zu kränken. Jeder andre, und wär' es der herrlichste senatorische Jüngling, wäre mir gleich verhaßt. Bin ich denn eine Ware, die man verschachert? Oder hat Nicodemus mich freigelassen, damit ich das Recht dieser Freiheit auch ausübe? Pferde und Hunde, Wurfspieße und Gemälde, Ringe und Halsbänder mögen ihre Besitzer wechseln, ohne an Wert zu verlieren: aber ein weibliches Herz . . .? Pallas, gesteh es nur: Du selber fühlst, wie unsäglich gemein es wäre, wenn ich dir nachgäbe!«
    »Ja, dafern es aus eigenem Willen geschähe. So aber gehorchst du der Not. . . .«
    »Ich gehorche ihr nicht. Ich sage dir kurz und bündig: Lieber töte ich mich, eh' ich noch ferner auf deine Vorschläge achte. Bring mich nach Rom zurück! Frevle nicht an dem Herrscher, der dich belohnen, der dich zermalmen kann!«
    »Das wäre dein letztes Wort?«
    »Mein letztes.«
    »Wohlan, so ist dein Schicksal besiegelt. In wenigen Stunden schwimmst du auf hoher See, und Sardinien wird dich für ewig begraben.«
    »Armer, sterblicher Mensch!« rief Acte, sich hoch emporrichtend. »Willst du auch nur voraussagen, was morgen geschieht? Kannst du bestimmen, wie lang noch dein Odem geht, oder wann Agrippina samt dir in den Abgrund stürzt? Rühme dich nicht des Sieges, da du die ganze Schar deiner Gegner noch nicht kennen gelernt! Claudius Nero wird den Erdkreis durchforschen, und diesmal wird er mich finden – da ich mich finden
lasse!
Dann aber wehe dir und allen, die sich zu meinem Unglück verbündet haben!«
    »Du redest voll Zuversicht,« polterte Pallas.
    »Ja! Und mutig nehme

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