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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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dortigen Kollegen, Elfriede Brill zu einer Befragung nach Kassel zu bringen.
     
    3 0 Minuten später saßen sechs Männer und eine Frau am Besprechungstisch in Ludger Brandts Büro. Neben Lenz, Hain und dem Leiter der regionalen Kriminalinspektion waren es Kriminaldirektor Georg Wissler, der Leiter der Kriminaldirektion des Polizeipräsidiums Nordhessen in Kassel und damit Brandts Vorgesetzter, Dr. Jost Kohlmann, ein Chemiker aus der Kriminaltechnik und James Stevens, vereidigter Gerichtsdolmetscher für Englisch. Außerdem war auf Wunsch von Lenz Dr. Driessler, die Psychologin, hinzugezogen worden.
    Nachdem Lenz alle Anwesenden vorgestellt und auf den gleichen Kenntnisstand gebracht hatte, ergriff Georg Wissler das Wort.
    »Ich begrüße Sie. Leider muss ich feststellen, dass, sollte sich der Verdacht bestätigen, wir mit einer immensen Bedrohung rechnen müssen. Deshalb habe ich eben noch mit Wiesbaden telefoniert und das LKA informiert. Das ist bei Verbrechen im Zusammenhang mit ABC-Waffen der ganz normale Weg. Wenn an der Sache was dran sein sollte, sind die Kollegen in einer Stunde hier.«
    Er sah ernst in die Runde.
    »Ich weiß auch, dass die Zusammenarbeit zwischen unserer Dienststelle und dem LKA nicht immer reibungslos geklappt hat. Trotzdem bitte ich Sie, nein, ich fordere Sie auf, die Kollegen ernst zu nehmen und ihre Anweisungen zu befolgen, wenn es zu einem gemeinsamen Einsatz kommt.«
     
    Lenz wusste, worauf Wissler anspielte. Drei Jahre zuvor hatte es nach einem Mord in Kassel Ermittlungen im Umfeld einer rechten Gruppierung gegeben, die das LKA an sich gezogen hatte. Und da lief die Zusammenarbeit zwischen den Herren aus Kassel und denen aus Wiesbaden eher zäh. Lenz führte das auf die arrogante Art der Mitarbeiter des LKA zurück, vermutlich sagten die aber das Gleiche über ihn.
    Außerdem war bekannt, dass Wissler und seine Frau im Taunus ein Haus geerbt hatten und er sich beim LKA um einen Job bemühte.
    Da wäre eine gute Zusammenarbeit doch sicher die beste Empfehlung, dachte Lenz.
    »Aber bis jetzt ist es noch höchst spekulativ, an eine Bedrohung der Documenta durch Giftgas zu denken.«
    Er nickte Lenz zu, der den in einer Klarsichthülle verpackten Brief an den OB nahm und den Anwesenden präsentierte.
    Dann reichte er das Schreiben dem Dolmetscher und bat ihn um eine Übersetzung.
    James Stevens, ein hagerer Mann von Mitte 50 mit schütterem Haar und Hakennase, nahm das Blatt in die Hand, sah kurz auf den Text und schüttelte den Kopf.
     
    »Und für dich ist es eine große Schande.
    Also vergiss nicht, meinen Namen zu nennen.
    Die türkische Frau war ein Unfall?
    Aber nicht für mich, deswegen musst du die Miete
    bezahlen!
     
    Und was ist mit dem Mann im Auto?
    Er war ein Opfer, das zweite bis jetzt!
    Kein Selbstmord hat je begonnen –
    mit einem Zeug, das wir Soman nennen.
     
    Ab jetzt buchstabieren wir das Spiel
    mit einem total neuen und gefährlichen Namen:
     
    Documenta VX«
     
    Er machte eine kurze Pause, zuckte mit den Schultern und kratzte sich am Kopf.
    »Das war jetzt die nahezu wörtliche Übersetzung, Ladies and Gentlemen. Um das zu interpretieren, brauchen Sie mich sicher nicht. Was ich aber noch erwähnen möchte, ist, dass der Verfasser sicher kein Engländer oder Amerikaner ist. Dafür klingt das viel zu verdreht und unenglisch. Das hat sich jemand in seiner Muttersprache ausgedacht und es dann übersetzt«, erklärte er mit englischem Akzent.
    »Um welche Sprache könnte es sich handeln, was meinen Sie?«, fragte Lenz.
    »Jede andere als Englisch. Welche, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und die Passage mit diesem Soman, könnte man das nicht auch mit so Mann übersetzen?«, wollte Ludger Brandt wissen.
    »Könnte man schon, es ergibt aber keinen Sinn. Ich würde da Ihrem jungen Kollegen recht geben. Das ist eher ein Hinweis auf dieses Gift, Soman.«
    »Womit wir bei Ihnen wären, Herr Kohlmann. Erzählen Sie uns was über dieses Zeug, von dem der Verfasser des Briefes hier schreibt«, forderte Wissler ihn auf.
    Kohlmann räusperte sich.
    »Nun ja, wie soll ich es sagen. Es geht hier um diejenigen Nervengifte, mit denen keiner von uns je etwas zu tun haben möchte, jedenfalls nicht direkt. Ich fange meine Erklärungen mal mit Soman an, weil vieles davon auch für VX gilt. Soman ist ein Nervenkampfstoff, der chemisch eng mit dem Sarin verwandt ist. Und Sarin hat traurige Berühmtheit erlangt durch den Anschlag der Aumsekte in der Tokioter U-Bahn vor etwa 15 Jahren,

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