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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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klemmte die Thermoskanne zwischen ihre Beine, schraubte den Becher ab und goss mit der freien rechten Hand ein.
    »Ich hab dich vorhin in den Nachrichten gesehen.«
    Er nahm den Kopf von ihrer Schulter.
    »Mich? In den Nachrichten?«
    »Ja, du hast neben einem Kollegen im Auto gesessen, als ihr vom Hof der HNA gefahren seid, und sahst ziemlich gestresst aus. War das gefährlich heute?«
    Sein Kopf fiel wieder auf ihre Schulter.
    »Nicht wirklich.«
    »Verscheißer mich nicht. Im Fernsehen haben sie gesagt, dass es sich um eine ernste Sache gehandelt hat, weil in den beiden getrennten Röhrchen jeweils ein Zeug war, das zusammengemischt furchtbar giftig wird.«
    »Ach ja«, antwortete er abwesend, weil ihm einfiel, dass er bis zu diesem Moment noch keine Bestätigung dafür erhalten hatte, dass es sich bei den beiden Flüssigkeiten wirklich um die Komponenten eines binären Kampfstoffes handelte. Jetzt hatte er sie.
    »Das stimmt«, wurde er ernster. »Wenn der Redakteur nicht so gut reagiert hätte, wäre es vermutlich zur Katastrophe gekommen.«
    Sie schmiegte sich an ihn und küsste seinen Hals. Dabei bemerkte sie seine Pistole.
    »Du hast ja tatsächlich eine Knarre dabei. Muss ich mir jetzt Sorgen machen?«
    »Nein«, beruhigte er sie, »ich weiß auch nicht, warum ich das Ding vorhin mitgenommen habe. Aber vermutlich werde ich sie jetzt so lange tragen, bis wir ihn haben.«
    »Apropos Täter. Ich habe heute mit einer Freundin telefoniert, die gut mit dem Leiter der Documenta bekannt ist. Denen geht ganz schön die Muffe, meinte sie, weil sie Angst davor haben, die Documenta könnte abgesagt werden. Man befürchtet, dass dann nie mehr eine in Kassel stattfinden würde. Angeblich gibt es schon seit Jahren Bestrebungen von anderen Städten, die Ausstellung aus der Provinz herauszuholen und an einen anderen Ort zu verlegen, aber Genaueres wusste sie auch nicht. Sie hat mir versprochen, sich mal ein bisschen schlau zu machen, ob es im Vorfeld der Künstlerauswahl zu Unstimmigkeiten gekommen ist, oder ob es sonst irgendeinen Krach gab. Dass die Gesellschaft unter Geldnot leidet, hat sie selbst schon im letzten Oktober bekannt gegeben.«
    »Hoffentlich macht sich deine Freundin keine Gedanken, warum du das alles wissen willst.«
    Sie grinste ihn an.
    »Keine Sorge. Ich bin als neugierig bekannt. Aber erzähl doch mal, was hast du denn heute noch so alles gemacht?«
    Lenz zuckte unmerklich zusammen. Seit Jahren hatte ihn niemand mehr abends gefragt, wie er den Tag verbracht hatte. Schön, dachte er, und erzählte. Als er den Namen des Jugendamtsleiters erwähnte, wurde Maria hellhörig.
    »Vockeroth? Den kenne ich, der wohnt bei uns um die Ecke. Für sein Alter sieht der umwerfend aus.«
    Lenz machte sich von ihr frei und setzte sich aufrecht hin.
    »Musst du denn die Kerle immer nach ihrem Aussehen beurteilen? Ich finde, der ist auch sonst ganz nett.«
    Sie schluckte.
    »Ich kenne ihn nur vom Sehen, und schöner als du ist sowieso keiner, mein Geliebter. Und ich wollte dich nicht verärgern, ehrlich. Streit kann ich heute keinen mehr vertragen, davon hatte ich zu Hause genug.«
    Er nahm sie wieder in den Arm, streifte mit der Hand durch ihr Haar und küsste sie zärtlich.
    »Schon gut, ich bin nicht verärgert. Erzähl, was war zu Hause los?«
    »Erich ist, seit er den blöden Brief bekommen hat, nicht mehr wiederzuerkennen. Ständig ist er gereizt und sucht Streit, auch mit seinen Bodyguards. Die Jungs tun mir schon richtig leid. Und heute war es ganz schlimm, weil er sich eigentlich den Tag freigenommen hatte und dann wegen des Busunglücks auf der Autobahn doch ins Rathaus musste. Das nehmen einem die Wähler nämlich übel, wenn man bei solchen Ereignissen nicht im Amt ist, sondern im Wohnzimmer auf der Couch herumlungert, Bier trinkt, und sich den Bauch mit Chips voll schlägt.«
    »Da wärst du mit mir besser dran, ich trinke Wein und esse Schokolade.«
    Sie lachten. Plötzlich hob Lenz den Kopf und legte seine Hand auf ihren Mund. Zunächst verstand Maria nicht, was er wollte, aber dann hörte auch sie die Schritte, die sich von der Vorderseite des Gebäudes näherten. Er drehte ihren Kopf mit dem Gesicht nach unten in seinen Schoß und legte seinen Arm auf ihr Haar.
    Die Schritte wurden lauter, dazu kam jetzt der Lichtkegel einer Taschenlampe, der unruhig in ihre Richtung wanderte.
    Sekunden später wurde Lenz zum zweiten Mal an diesem Abend geblendet. Er hielt die Hand vor die Augen.
    »Guten Abend«, sagte er

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